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Gerettet. In Yaan konnten Helfer ein Mädchen aus den Trümmern bergen. Foto: AFP

© AFP

Panorama: Wieder bebt die Erde in Sichuan

In der chinesischen Provinz sind viele Orte von Hilfe abgeschnitten – das Ausmaß der Schäden ist unklar.

Peking - Es ist ein milder Samstagmorgen in China. Viele liegen noch im Bett. Als es passiert, ist es 8.02 Uhr: Die Wände wackeln. Menschen laufen von Angst gepackt auf die Straße. Andere bleiben erschrocken wie angewurzelt stehen. Überwachungskameras haben die Szenen aufgenommen. Sie zeigen, wie die entspannte Stimmung plötzlich in Panik umschlägt. Stunden später sind Kamerateams in die betroffene Provinz Sichuan im Südwesten Chinas gereist. Retter ziehen Verletzte aus zerstörten Häusern. Menschen werden von Ärzten auf Straßen versorgt. Aufnahmen aus einem Helikopter zeigen, dass in kleineren Ortschaften in der Nähe des Epizentrums fast alle Gebäude zerstört sind.

Am Samstag gingen die Behörden zunächst von mehr als 150 Todesopfern aus. Doch noch weiß niemand, wie viele es wirklich sind. Am schlimmsten soll es die Gemeinde Lushan bei der Stadt Yaan getroffen haben. Sie liegt fast genau über dem Epizentrum. Aber genau weiß das niemand. Denn die Hilfskräfte kommen gar nicht überall hin. Straßen in entlegenere Orte sollen zerstört sein. Das Handynetz in der Region ist immer wieder überlastet, berichten chinesische Medien.

Rettungskräfte aus dem ganzen Land wurden in die Region geschickt. 2000 Soldaten sollen bereits unterwegs sein. Das Ministerium für Zivilangelegenheiten hat Hilfsgüter organisiert und schickt unter anderem 30 000 Zelte und 50 000 Decken nach Sichuan.

Die Erschütterung sollen sogar die etwa 400 Kilometer entfernte Megacity Chongqing erreicht haben. Seine Familie sei im Bett von dem Beben überrascht worden, sagt ein 48 Jahre alter Mann der Zeitung „South China Morning Post“. „Wir schnappten unsere Sachen und rannten raus.“

Es trifft ausgerechnet die Provinz Sichuan. Hier hatte die Erde im Mai 2008 besonders heftig gebebt. Chinas Behörden bezifferten das Beben damals mit 8,0. Nach den Angaben kamen 87 000 Menschen ums Leben oder wurden vermisst. Mit jedem neuen Toten vom Samstag steigt die Angst, dass es wieder so ein furchtbares Unglück werden könnte. Diese Sorge hält Pan Huaiwen für unbegründet. Er ist Direktor bei Chinas Erdbeben-Netzwerkzentrum. Das Beben von Samstag sei schließlich mit 7,0 wesentlich geringer als das vor fünf Jahren eingestuft worden, sagte er der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Es habe bis zum Mittag 264 Nachbeben gegeben, aber nur zwei seien stärker als 5,0 gewesen.

Der Weltcup der Fünfkämpfer in der Provinzhauptstadt Chengdu, bei dem am Samstag auch deutsche Teilnehmer an den Start gehen, wurde fortgesetzt.

Nachdem es bei früheren Naturkatastrophen massive Kritik am Krisenmanagement der Behörden gegeben hatte, erklärten Chinas Führer die Rettungsarbeiten in den von dem Erbeben betroffenen Regionen nun allerdings umgehend zur Chefsache. Ministerpräsident Li Keqiang setzte sich in Peking ins Flugzeug und machte sich auf den Weg nach Sichuan. Staats- und Parteichef Xi Jinping forderte nach einem Bericht von Xinhua „alle erdenklichen Anstrengungen“, um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten. dpa

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