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Alle Maßnahmen wirkten nicht. Die Frühchenstation in Bremen-Mitte. Foto: dpa

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Panorama: Wieder zwei tote Babys in Bremen

Nach insgesamt fünf Fällen wird die Frühchenstation geschlossen / Personelle Konsequenzen.

Die Todesfälle auf der erst kürzlich sanierten Frühchen-Intensivstation im Klinikum Bremen-Mitte (KBM) nehmen kein Ende: Erneut sind zwei Babys gestorben, die mit dem Darmkeim Klebsiella besiedelt waren, wie Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper am Mittwoch bekanntgab. Die SPD-Politikerin zog daraufhin personelle Konsequenzen: Sie suspendierte den Geschäftsführer des kommunalen Bremer Klinikverbundes „Gesundheit Nord“ (Geno), Diethelm Hansen, und entband den Hygienebeauftragten des Klinikums, Axel K., von seinen Aufgaben. Das KBM gehört zur Geno. Die betroffene Station wird jetzt geschlossen.

Nach drei Todesfällen wegen Klebsiella-Infektionen im vergangenen Jahr war die Frühchenstation zum Jahreswechsel bereits umgebaut und von Grund auf desinfiziert worden. Trotzdem tauchte der identische Keim vergangene Woche erneut bei drei Frühchen auf. Die jetzt gestorbenen Babys gehören laut Senatorin Jürgens-Pieper nicht zu diesen dreien. In den beiden neuen Fällen seien Klebsiellen gefunden worden, aber es müsse noch geklärt werden, ob es sich dabei um denselben Stamm wie bisher handele. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei „nicht gering“, sagte die Senatorin auf einer kurzfristigen anberaumten Pressekonferenz. Unklar sei auch, ob die Babys tatsächlich an dem Keim oder wegen einer anderen Ursache gestorben seien. Eines der beiden sei per Notoperation auf die Welt gekommen und zunächst leblos gewesen. Laut Geno musste es reanimiert werden.

Bereits am Dienstag war bekannt geworden, dass der aktuelle Klebsiella-Keim wie der von 2011 identisch mit einer Keimprobe von 2009 ist. Laut Gesundheitsressort hatte der jetzt abgesetzte Hygienebeauftragte K. das alte Material noch in einem Kühlschrank aufbewahrt und es zusammen mit aktuellen Keimproben an ein Bochumer Labor geschickt. Dort wurde dann die Übereinstimmung festgestellt. „Erschüttert“ äußerte sich die Senatorin darüber, dass in den Hygieniker-Akten offenbar noch „relativ viele“ weitere Klebsiellen-Fälle vermerkt gewesen seien. Über diese Akten habe K. zunächst weder die Gesundheitsbehörde noch den Frühchen-Untersuchungsausschuss der Bremischen Bürgerschaft informiert.

Ob der 51-Jährige Geno-Chef Hansen auch endgültig entlassen wird, soll nach der Aufklärung der Vorfälle entschieden werden. Der Fall werde wohl vor dem Arbeitsgericht landen, meinte Jürgens-Pieper, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der Geno ist. Bereits im November hatte der langjährige zuständige Chefarzt die fristlose Kündigung erhalten.

Da die Herkunft der Keime weiterhin ungeklärt ist, werden die Frühchenstation und die benachbarte Geburtshilfestation jetzt geschlossen. Laut Geno wurde noch am Mittwoch damit begonnen, die zuletzt sieben Babys auf eine Ausweichstation in der KBM-Kinderklinik zu verlegen, wo sie getrennt von anderen Patienten gepflegt werden.

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