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Wiederaufnahmeprozess: Freisprüche im Fall um vermeintlich an Hunde verfütterten Bauern

Es war einer der bizarrsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre. Ein Bauer sollte von seiner Familie getötet, zerstückelt und an Hunde und Schweine verfüttert worden sein. Die Beschuldigten wurden verurteilt - als schließlich die Leiche des Mannes in der Donau gefunden wurde. Nun erging ein neues Urteil.

Das Landgericht Landshut sprach am Freitag alle Beschuldigten frei. Die drei Angeklagten hatten bereits Haftstrafen abgesessen, weil sie einen Bauern getötet und dann an ihre Hunde und Schweine verfüttert haben sollten. Zum Wiederaufnahmeverfahren war es gekommen, nachdem das Auto mit dem unversehrten Skelett des Mannes in der Donau gefunden worden war. Das Gericht sah nun keine hinreichenden Beweise für die Vermutung der Staatsanwaltschaft, die angeklagte Witwe des Toten und der Ex-Freund ihrer Tochter könnten den Mann dennoch getötet und dann aber mit seinem Auto in den Fluss gerollt haben.

Das Gericht zeigte sich trotz der Freisprüche überzeugt, dass einer oder mehrere der Beschuldigten den als Tyrann geltenden 52-jährigen Landwirt getötet habe. Einen Unfall schloss die Kammer aus. Es lasse sich aber nicht beweisen, wer für den Tod verantwortlich ist. Das Gericht sprach den Angeklagten zum Teil auch Ansprüche auf Entschädigungszahlungen zu.

Der Landwirt war im Herbst 2001 nach einem Wirtshausbesuch, bei dem er sich betrunken hatte, mit seinem Auto weggefahren und danach spurlos verschwunden. 2005 verurteilte das Landgericht Ingolstadt die Bäuerin und den Ex-Freund wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Haft, die mitangeklagten beiden Töchter erhielten wegen Beihilfe durch Unterlassen zweieinhalb und dreieinhalb Jahre.

Das Ingolstädter Gericht war auch auf Grundlage von Geständnissen der Beschuldigten zu dem Schluss gekommen, dass die vier den Bauern erschlagen, zerstückelt und danach an die Hunde und Schweine auf dem Hof verfüttert hätten. Nach Auffassung der Verteidiger konnten die als geistig minderbemittelt eingestuften Beschuldigten dem Druck der Vernehmungen nicht stand halten, weshalb es zu den falschen Geständnissen kam.

Vor zwei Jahren wurde dann sein Leichnam in seinem Auto in der Donau gefunden. In Landshut stand neben der Bäuerin und dem Ex-Freund nur eine der Töchter vor Gericht, das Verfahren gegen eine zweite Tochter wurde wegen deren Schwangerschaft abgetrennt.

Die Staatsanwaltschaft forderte für die Witwe und den Ex-Freund siebeneinhalb Jahre Haft wegen Totschlags, für die Tochter diesmal einen Freispruch. Im neuen Prozess war etwa ein Tagebucheintrag der Tochter verlesen worden, in der diese weit nach dem Verschwinden geschrieben hatte, "Papa, wir brauchen dich, bitte komm zurück". Die Verteidiger hatten für alle Beschuldigte Freisprüche gefordert und massive Vorwürfe gegen die Justiz erhoben. (AFP/dpa)

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