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Mengroup auf der Couch. Jason Orange, Howard Donald, Mark Owen, Gary Barlow und Robbie Williams.

© dpa

Wiedervereint: Robbie Williams sucht Neuanfang mit Take That

Robbie Williams macht wieder gemeinsam Musik mit seinen alten Kumpels von Take That. Im November soll es ein neues Album in Originalbesetzung geben.

Nötig hätten sie’s nicht unbedingt. Auch ohne Robbie Williams hatten die seit 2005 wiedervereinigten Take That schon wieder fleißig Hallen voller gereifterer Frauen glücklich gemacht, Platten verkauft, Brit- und andere Awards eingesammelt und sich auf Festivals mit anderen Boygroup-Reunions die Klinke in die Hand gegeben. Aber jetzt soll das erfolgreichste und stimmlich begabteste Mitglied der britischen Boygroup-Paten, Mediennudel, Alleinunterhalter und Depressionskandidat Robbie Williams, tatsächlich noch einmal dazustoßen: Im November wird es laut Pressemeldungen ein neues Album in Originalbesetzung geben. Als Beweis zeigt ein Video auf der Take-That-Homepage, wie die fünf demonstrativ laut lachend im Studio herumalbern, einträchtig auf dem Sofa sitzen, hier und da mal eine Falte, ein Tattoo oder eine in bester britischer Männermanier feist gewordene Wange in die Kamera halten, ein paar Hooos und Haaas zu Klaviergeklimper singen und sich bestens zu verstehen scheinen.

Und wieso sollten sie auch nicht. Robbie Williams war sogar auf dem Höhepunkt seiner Solokarriere stets mehr Entertainer als Musiker: Es schien ihm immer schon egal zu sein, was und mit wem er singt. Dem zwischenzeitlich 36-Jährigen aus Staffordshire, der mit 1,6 Millionen an einem Tag verkauften Eintrittskarten einen denkwürdigen Rekord im Guinness Buch der Rekorde hält, ging es nie um die Art der Musik. Seine wandelbares und ausdrucksstarkes Organ passt zu Stadionrock genauso wie zu Balladen und zu Popmainstream. Er ist ein Popchamäleon, ein musikalischer Söldner, und steht damit für den seit Jahren anhaltenden Trend, Stars nicht mehr nach Musikgenres, sondern nach Typen zu klassifizieren: Auch Pink wäre ohne ihr charakteristisches Outfit eine talentierte, durchschnittliche Popsängerin, an Christina Aguileras Werk erinnert man sich am besten über ihre verschiedenen Kostümphasen und teilweise spektakulären Videoclips, und Britney Spears’ letztes Album wieder ist genauso unterschiedlich wie ihre unterschiedlichen Produzenten.

Aber Williams ist schlau, und er hat diese Stimme und diese Entertainment-Qualität, die ihn trotz sinnfreier Schlagzeilen über Ufo-Sichtungen und Scheinbeziehungen interessanter machen als andere Medienstars. Noch vor einigen Jahren erlebte man Robbie Williams als nachdenklichen, zwischen Komik und Depression schwankenden, jung-alten Recken. Allein wie er sich durch eigene Musik ausdrücken kann, scheint ihm immer noch nicht klar zu sein.

Bei seiner Rückkehr zu Take That wird er also einmal mehr das singen, was andere für ihn schreiben, wird es durch seine Persönlichkeit verändern, vielleicht mit seinem Biss, seiner Ironie, seinem britischen Mutter- und Vaterwitz aufwerten. Das tut der Band, deren songtechnische Seichtig- und Seifigkeit auch durch relativen Erfolg nicht besser geworden ist, garantiert gut. Auch in den Portemonnaies wird es klingeln: Schnell sind neidische britische Zeitungen mit einer Zahl zwischen zehn und 15 Millionen Pfund pro Take-That-Nase bei der Stelle und katapultieren das Thema mit diesen Riesensummen in Relevanz-Gefilde, in die es gar nicht passt.

Dass eine Rückkehr zu seiner ehemaligen Band Williams dabei hilft, das zu finden, was er in Kneipen, Drogen, Entzügen, Skandalen und Medienabstinenzen stets gesucht hat, dass ein neuer Anfang mit den alt gewordenen Kumpels seiner Mengroup der glückliche Endpunkt seiner unglücklichen Reise sein kann, das ist allerdings unwahrscheinlich.

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