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Panorama: Wilde Tiere im Zirkus – müssen sie verboten werden?

Der Bundesrat stimmt über eine Initiative ab, die Elefanten und Bären aus Manegen verbannen möchte – aber keine Raubkatzen

Sie sind die Sensation in der Manege. Wenn Elefanten auftreten, freuen sich nicht nur die Kinder. Doch unter dem Druck von Tierschützern könnte es demnächst zu einem Verbot wilder Tiere in Zirkussen und Varietés kommen. Der Grund: Die Haltung der Tiere und ihre Dressur sind nicht artgerecht.

Der „Elefantenkampf“ zwischen Zirkusbetreibern und Tierschützern geht jetzt in eine neue Runde. Bereits im September brachte der hessische Ministerpräsident Roland Koch einen Antrag zum Verbot von Wildtieren in den Bundesrat ein: Elefanten, Bären, Affen sowie andere exotische Tiere sollen in Zirkussen verboten werden. Denn: „Die Haltung von Exoten kann im Zirkus grundsätzlich nicht artgerecht geführt werden", sagt Jörg Styrie, stellvertretender Vorsitzender des Bundes gegen Missbrauch der Tiere. Am 17. Oktober stellt ein zu diesem Antrag eingesetzter Arbeitskreis seine Empfehlung im Bundesrat vor – stimmt der Bundesrat dem Antrag zu, dann muss die Bundesregierung über das „Elefantenverbot“ entscheiden.

Ausgenommen sind Raubkatzen. Die Tierschützer sähen auch sie gerne verboten, aber so weit wollte Hessen nicht gehen.

In Deutschland ziehen etwa 250 Zirkusunternehmen durch das Land, und in den meisten von ihnen werden Wildtiere nach Ansicht von Tierschützern nicht artgerecht gehalten. „Zirkusse können als fahrende Unternehmen Wildtieren zu wenig Platz bieten. Auch die Winterquartiere sind in der Regel eine Qual für Wildtiere", so Tierschützer Styrie. Die Tiere hätten Bewegungsmangel, sie könnten sich nicht zurückziehen und würden unter dem ständigen Quartierwechsel und den ungewohnten Witterungsverhältnissen leiden. Die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling, hat bereits einen verbindlichen „Zirkus-Tüv“ gefordert, der Tierhaltungs- und Transportbedingungen kontrolliert. So muss sich eine Raubkatze zum Beispiel mindestens vier Stunden pro Tag in einem Außengehege aufhalten können, der Käfig eines Pumas muss mindestens zwölf Quadratmeter groß sein. Rechtliche Grundlagen für die Haltung exotischer Tiere im Zirkus existieren zwar, doch seien sie völlig unzureichend, so Styrie.

„Wir denken, dass Zirkusse Menschen auch unterhalten können, ohne dass Tieren so viel Leid zugefügt wird“. Styrie schlägt vor, dass Zirkusse sich auf die Artistik konzentrieren sollten, so wie es bereits der Zirkus „Roncalli“ praktizieren würde. „Das würde den Zirkussen auch viele Kosten ersparen“, so Styrie. Besonders Raubtiere seien sehr teuer.

Andere Länder machen es vor: Schweden, Finnland und Österreich haben exotische Wildtiere bereits aus dem Zirkus verbannt.

Julia Ziegler

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