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Winnenden: Amokläufer litt an Tötungsphantasien

Hätte der tödliche Amoklauf von Winnenden doch verhindert werden können? Aus einem Gutachten der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass Tim K. seiner Therapeutin gegenüber davon gesprochen habe, "Menschen zu töten".

Der 17-jährige Amokläufer von Winnenden hatte offenbar schon Monate vor der Tat Tötungsphantasien. Dies geht aus einem psychiatrischen Gutachten für die Staatsanwaltschaft Stuttgart hervor, wie stern.de und "Spiegel Online" am Dienstag übereinstimmend berichteten. Laut stern.de schilderte Tim K. vor der Tat einer Therapeutin den Drang, "Menschen zu töten". Wieder und wieder habe er sich laut Gutachten das Gehirn darüber zermartert. Die ganze Welt sei schlecht, er wolle "Menschen erschießen".

"Spiegel Online" zufolge informierte Tim K. die Eltern über seine manisch-depressiven Stimmungsschwankungen, die daraufhin bei einer psychiatrischen Klinik ein Gespräch veranlassten. Demnach erzählte K. dann der Therapeutin in einer ersten Sitzung von detaillierten Tötungsphantasien, wiederholte diese Schilderungen bei späteren Treffen jedoch nicht.

Masochistische Persönlichkeitsstörung

Laut "Spiegel Online" diagnostizierte der Gutachter bei Tim K. eine masoschistische Persönlichkeitsstörung. Dem Bericht zufolge bekam der Jugendliche viele gewaltverherrlichenden Videospiele und Filme, die erst ab 18 Jahren erhältlich sind, von seinen Eltern geschenkt. Zudem habe er noch kurz vor dem Amoklauf im Schützenverein geübt, ohne dass dies im Schützenbuch des Vereins notiert wurde. Die Unterlagen der Staatsanwaltschaft und des Gutachters zeichneten das Bild einer klassischen Risikopersönlichkeit.

Stern.de zufolge wurde in einem Tresor im Zimmer des Jugendlichen offenbar ein Abschiedsbrief gefunden, von dem bisher nichts bekannt war. Darin schreibe Tim K. wirr: "Die Wahrheit ist, diejenigen haben es schon von Geburt an in sich, es kommt jedoch nur raus, wenn das Gemacht hinzukommt."

Der 17-Jährige hatte bei dem Amoklauf an seiner früheren Schule in Winnenden und seiner Flucht im März 15 Menschen und sich selbst getötet. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart noch gegen Tim K.s Vater, weil er die spätere Tatwaffe unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt hatte. (sba/AFP)

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