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Winnenden: Geisel des Amokläufers: "Der war irre"

"Weil es Spaß macht" - so begründete Tim K. gegenüber der Geisel im Fluchtauto seine Massenmorde. In einem Interview spricht der 41-Jährige jetzt erstmals über die knapp zweistündige Irrfahrt mit dem Täter.

Eine Woche nach dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen sind weitere Details über den Tatablauf bekannt geworden. Der 41-jährige Autofahrer, der von dem 17-jährigen Täter als Geisel genommen worden war, sagte dem Magazin "Stern", Tim K. habe während der Fahrt mehrere Ersatzmagazine für die Pistole aufgefüllt und gleichzeitig mit der Waffe auf ihn gezielt. "Er bereitet sich auf die nächste Schießerei vor, das ging mir durch den Kopf", berichtete die Geisel.

Er hat den 17-jährigen Tim K. als psychisch krank empfunden: "Wenn seine Eltern behaupten, der habe keine psychischen Probleme gehabt, dann muss ich sagen: Das habe ich ganz anders erlebt, der war irre." Die Geisel habe vor der Psychiatrischen Landesklinik in Winnenden in seinem Fahrzeug auf seine Ehefrau gewartet, als der Amokläufer die rechte Hintertür aufriss, auf den Rücksitz sprang und ihm die Pistole ins Gesicht hielt.

Der 17-Jährige, der die genaue Zahl seiner Opfer zu dieser Zeit nicht kannte, soll dabei gesagt haben: "Ich habe schon 15 Menschen umgebracht in meiner alten Schule, und das war für heute noch nicht alles." Später habe der Amokläufer ihn gefragt: "Meinst du, wir finden noch eine andere Schule?" Die Geisel wechselte daraufhin das Thema und soll mehrmals versucht haben, den Täter zu beschwichtigen und abzulenken. Auf die Frage, warum er "so einen Scheiß" mache, antwortete Tim K. nach Angaben des 41-Jährigen: "Aus Spaß, weil es Spaß macht."

Der Amokläufer hatte nach dem Blutbad in der Schule noch drei Männer getötet und sich anschließend bei einem Schusswechsel mit der Polizei selbst erschossen. Der als Geisel genommene Autofahrer konnte entkommen, indem er das Auto auf einen Grünstreifen lenkte und aus dem rollenden Fahrzeug flüchtete. (nal/dpa/ddp) 

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