zum Hauptinhalt

Winterwetter: Schulkinder als Schneeräumer in Hamburg

Die Krankenhäuser sind überfüllt mit Patienten mit Sturzverletzungen, alten Menschen wird geraten, ihre Wohnung nicht mehr zu verlassen, die Parkverhältnisse sind ein tägliches Ärgernis: Bei vielen Hamburgern liegen die Nerven blank. Und wie in Berlin werden auch in der Hansestadt die Folgen des Winterwetters zum Politikum.

Hamburg - Da wundern sich manche, warum stadtweit keine Nebenstraßen von ihren tückischen Eisbuckeln geräumt werden, aber just in der Wohnstraße des Bürgerschaftspräsidenten Berndt Röder (CDU) im Stadtteil Groß Borstel der Winterdienst ganze Arbeit geleistet hat. Die SPD will nun in einer Parlamentsanfrage wissen, ob es da möglicherweise eine privilegierte Absprache mit der Stadtreinigung gegeben hat. Selbst innerhalb der Union spricht man von einer Peinlichkeit.

Als solche werten die Gewerkschaft Verdi, mehrere Schulleiter und Elternvertreter auch die Aufforderung aus der Hamburger Bildungsbehörde, Schüler zum Schneeräumen einzusetzen. Ein entsprechender Brief wurde Anfang der Woche an alle Schulleitungen verschickt. Viele wehren sich nun dagegen, Schülern Schneeschieber, Schaufeln und Besen in die Hand zu drücken, um Versäumnisse oder einen Notstand der Stadtreinigung aufzufangen. Die Behörde gewährt für den lebensnahen Bildungsgang unter dem Motto „Lernen an anderem Ort“ Unterrichtsbefreiung und beruhigt damit, dass die Kinder und Jugendlichen dabei unfallversichert seien.

Schon vor Wochen kündigte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) eine Besserung der Zustände an, als er selbst zu Fuß über den vereisten Rathausmarkt schlitterte. Erst viel später wurde dann zu einem Winter-Krisengipfel eingeladen. Eine erste Maßnahme: Eine Hotline wurde eingerichtet, die schon am ersten Tag über 18 000 Anrufe zählte. In einer aktuellen Stunde der Bürgerschaft räumte Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) ein, dass man auf das Problem der zugeschneiten Gehwege, Bushaltestellen und Plätze zu spät reagiert habe. Die Linksfraktion sprach von einer „Verwahrlosung der öffentlichen Ordnung“. Die SPD attestierte dem verantwortlichen Senat, sich wochenlang im Winterschlaf befunden zu haben. dhan

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false