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Der ADAC warnt davor sich am 23. Dezember ins Auto für die Weihnachtsreise zu setzen.

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Update

Winterwetter und Reisebeginn: ADAC warnt vor Verkehrschaos am Donnerstag

In Frankfurt warten immer noch Fluggäste. Die Bahn will zu Weihnachten mehr Züge einsetzen. Autofahrer sollten erst am 24. in den Urlaub starten, rät der ADAC.

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Einen Tag vor Ferienbeginn warnt der Automobilclub ADAC vor Staugefahr. Besonders am Donnerstag würde die erste Reisewelle einsetzen und viele frisch in den Urlaub gestartete Autofahrer ausbremsen. Grund ist der Ferienstart in allen Bundesländern, der auf einigen Strecken zu einem Verkehrschaos führen könne. Am Heiligen Abend soll es weitgehend staufrei bleiben. Die nächste Reisewelle beginne dann am ersten Weihnachtsfeiertag, am 26. Dezember müssen sich Autofahrer auf Rückreiseverkehr einstellen. Besonders betroffen sollen laut ADAC diese Strecken sein. In Österreich, Italien und der Schweiz sei mit Staus auf allen wichtigen Autobahnen zu rechnen. Zusätzlich müssten Urlauber in den Alpenländern auf allen direkten Zufahrtsstraßen in die Wintersportgebiete mehr Zeit einplanen.

Auch Fluggäste müssen mit teils chaotischen Zuständen rechnen. Die Situation am wichtigsten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main bleibt auch am Mittwoch angespannt. Zwar kündige die Wettervorhersage keine neuen Schneefälle an, sagte ein Sprecher des Airportbetreibers Fraport am frühen Morgen. Doch es gelte den Tag über, die etwa 3500 gestrandeten Passagiere zusätzlich zum normalen Passagieraufkommen unterzubringen - und dass bei einem noch immer durcheinandergewirbelten Flugplan mit Ausfällen und Verspätungen.

Zudem sei für Donnerstag noch einmal mit einem Plus an Fluggästen zu rechnen, weil in neun Bundesländern die Weihnachtsferien beginnen. „Eine Prognose, ob sich rechtzeitig zu Weihnachten wieder alles normalisiert haben wird, kann wirklich noch keiner geben“, sagte der Fraport-Sprecher. Zumindest die Wettervorhersage sei vorteilhaft. Der Deutsche Wetterdienst DWD in Offenbach prognostizierte gegen 4 Uhr, dass sich die milde Luft aus Süddeutschland weiter gen Norden bewege.

Doch auch ohne neuen Schnee gab es laut Fraport am Mittwochmorgen Sichtbehinderungen auf dem Flughafen. Hunderte Passagiere hatten die Nacht wieder im Flughafengebäude auf Feldbetten verbracht - allein im Transitbereich waren es 350 Menschen. Der Großteil der Wartenden ließ sich die Nacht über in Hotels einquartieren, teilweise 70 Kilometer außerhalb der Stadt. Wie viele von ihnen nun schon mehrere Nächte am Stück auf einen Flug warten, konnte der Fraport-Sprecher nicht sagen.

Temperaturen über dem Gefrierpunkt
„Im Norden kalt, im Süden mild“, bilanzierte der Deutsche Wetterdienst DWD im hessischen Offenbach am frühen Mittwoch. Mit Stand von 4.00 Uhr am Morgen lagen die Temperaturen in Konstanz, Stuttgart und Frankfurt am Main im Plusbereich. In München waren es null, in Nürnberg minus ein Grad. Köln und Dresden lagen mit einem Grad geradeso im Plus.

Weiter gen Norden wurde es kälter, beispielsweise mit minus sechs Grad in Hannover, minus sieben Grad in Bremen und Rostock, minus fünf in Hamburg und minus acht Grad in Berlin. Dieses Temperaturgefälle zwischen Nord und Süd soll laut DWD-Prognose generell anhalten, wobei jedoch die milderen Temperaturen in die Mitte Deutschlands vorrücken.

In Baden-Württemberg und Bayern war das Tauwetter schon am frühen Morgen vielerorts zu beobachten, wie eine Umfrage bei den größeren Polizeidienststellen ergab. Leichte Plusgrade gab es fast überall.
Für den Heiligabend am Freitag sagt der DWD für weite Teile Deutschlands leichten Schneefall voraus. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt soll es zunächst am Vormittag in Berlin, Frankfurt/Main, Stuttgart und München noch Regen oder Schneeregen geben, zum Abend hin wird es dann laut Prognose aber deutschlandweit leicht schneien.
Lufthansa will normal fliegen

Die Lufthansa lässt sich nicht beirren. Am heutigen Mittwoch will sie zum normalen Flugplan zurückkehren. Am Dienstag sah es zunächst nicht danach aus, als werde ihr das gelingen. Weil es in Frankfurt in der Frühe wieder anfing zu schneien, fielen dort wieder mehr als 500 Flüge aus. Andere Flughäfen schlugen sich deutlich besser. In Berlin fielen nur 41 Flüge aus, alle in Tegel. Ursache war nach Angaben von Flughafensprecher Ralf Kunkel, dass Frankfurt, Heathrow und Paris nicht oder nur schwer angeflogen werden konnten. Die Beeinträchtigungen im Bahn- und Straßenverkehr fielen am Dienstag etwas weniger stark aus, hielten aber vielerorts unvermindert an.

Wie kann es sein, dass Bahn-, Flug- und Straßenverkehr so ins Chaos gestürzt werden, wenn im Winter Schnee vom Himmel fällt? Ein Grund ist der wachsende Effizienzdruck im gesamten Beförderungs- und Transportwesen. Eine Dekade lang waren die Winter milde gewesen, in dieser Zeit wurden wegen eines rigorosen Spardiktats Reserven und Zeittoleranzen abgebaut und immer knapper kalkuliert. Es gibt zu wenige Ersatzzüge, zu wenige Ersatzflugzeuge und Spediteure ziehen nur noch an den Antriebsachsen Winterreifen auf, um Kosten zu sparen. Es geht um Zeittakte, um Liegezeiten und um Einsparungen an Personal und Material.

Zusätzliche Züge ab Berlin

Nach der Kritik an den Verspätungen und Ausfällen hat die Bahn zusätzliche Züge auf wichtigen Verbindungen sowie Fahrplanänderungen angekündigt. Vom heutigen Mittwoch an werde man zusätzliche IC-Züge einsetzen, da derzeit bis zu 30 Prozent mehr Reisende unterwegs seien. Die Bahn zieht IC-Züge von weniger ausgelasteten Strecken ab und ändert die Linienführung, zum Teil werden ersatzweise Regionalzüge eingesetzt. „Mit den aktuellen Fahrplanänderungen wollen wir überbesetzte Züge auf den Hauptstrecken vermeiden und dennoch auf den Nebenstrecken keinen Fahrgast stehen lassen“, sagte Bahn-Vorstand Ulrich Homburg. In Spitzenzeiten gebe es derzeit bis zu 10 0000 Buchungen mehr als üblich.

Verstärkt wird die Verbindung von Berlin über Hannover nach Rhein und Ruhr. Im Gegenzug entfällt der Intercity zwischen Hannover und Leipzig alle zwei Stunden, zwischen Hannover und Magdeburg kommen Regionalzüge zum Einsatz. Reisende von und nach Braunschweig oder Magdeburg müssen einmal in Hannover umsteigen. Hier kommt es zu verlängerten Fahrzeiten. Zwischen Nürnberg und Karlsruhe fährt der IC zudem nur noch alle vier statt alle zwei Stunden. Der geänderte Fahrplan sei ab sofort im Internet einsehbar, erklärte die Bahn.

Derzeit stehen mehr als 20 ICE-Züge in den Werkstätten – Eisstücke sind bei hoher Geschwindigkeit ins Gleisbett gefallen und haben Steine hochgeschleudert, die die Züge beschädigten. „Wir haben keine Ersatzzüge“, bekannte Fernverkehrschef Berthold Huber. Kunden, die einen ICE gebucht haben, aber nur einen IC bekommen, bekämen die Differenz erstattet. Wer die Reise nicht antreten wolle, bekomme gebührenfrei den Preis erstattet. Man wolle generell „äußerst kulant handeln“, sagte Huber.

Die Geduld der EU ist zu Ende

Was die Verhältnisse auf Europas Flughäfen angeht, ist die Geduld der EU-Kommission langsam zu Ende. Der für Verkehr zuständige Kommissar Siim Kallas erklärte am Dienstag in Brüssel: „Das ist inakzeptabel und darf sich nicht wiederholen.“ Kallas kündigte für die kommenden Tage ein Treffen mit Verantwortlichen der Flughäfen an, um von ihnen Erklärungen zu verlangen. Er rief die Flughafenbetreiber auf, sich gegen Schnee und Eis besser zu wappnen. Andernfalls behalte sich die Kommission vor, Gesetze für Mindestanforderungen an Flughäfen zu erlassen.

Streit um die Lastwagen

In Brandenburg geht die Diskussion um Einschränkungen des Lkw-Verkehrs weiter. Zwar entschied sich Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger am Dienstag gegen ein Fahrverbot für Lkw auf Autobahnen wie in Nordrhein-Westfalen, schloss dieses aber nicht generell aus. Möglich sei dann auch, das Tempolimit für Lkw abschnittsweise auf 60 km/h zu begrenzen, sagte er dem Tagesspiegel. Ein von der Polizeigewerkschaft gefordertes generelles Überholverbot für Lkw lehnt die Landesregierung aber ab. Allerdings spricht sich Brandenburg dafür aus, die Winterreifenpflicht für Lastwagen nochmals zu überdenken. Es müsse geprüft werden, ob es ausreiche, nur auf der Antriebsachse Winterreifen zu verlangen, wie dies Vorschrift sei, sagte Vogelsänger, der ab Januar den Vorsitz der Verkehrsministerkonferenz der Länder übernehmen wird. Bundesverkehrsminister Ramsauer vertrat dagegen am Dienstag erneut die Position der Spediteure und wies die Forderung nach Winterreifen auf allen LKW-Achsen zurück.

Winterreifen und Schneeschieber knapp

Autofahrer, die derzeit versuchen, Winterreifen zu kaufen, haben es schwer. „Ausverkauft“ heißt häufig die Antwort. Der Reifenhersteller Continental fährt seine europäischen Werke derzeit mit mehr als Hundert Prozent. Anstehende Wartungen werden verschoben, um bei der Nachfrage nach Winterreifen hinterherzukommen. Aber auch das reicht nicht. „So wie es im Moment aussieht, wird der eine oder andere keine Winterreifen mehr bekommen“, sagt ein Continental-Sprecher. Dabei habe man schon 20 Prozent mehr hergestellt als im Vorjahr. Besonders einige Größen „sind am Markt derzeit schwer zu bekommen“, wie die Reifen für den X5, den Touareg, den Santa Fe, aber auch für ältere Golf-Modelle, Jettas und für einige Vans. Auch Schneeschieber werden knapp, berichtet Kai Falk, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands. Selbst Eiskratzer seien mancherorts ausverkauft. Bei Winterkleidung, Wintersportgeräten und Wintersportkleidung sei die Auswahl deutlich geringer geworden. (mit dpa)

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