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Außer Kontrolle. Randalierer lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Foto: dpa

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Panorama: „Wir hatten ungeheure Angst“

Millionenschaden nach Facebook-Party.

Amsterdam/Haren - Mehrere Randalierer haben sich nach den Krawallen bei einer Facebook-Party im niederländischen Haren freiwillig bei der Polizei gemeldet. Die genaue Zahl konnte die Polizei am Sonntag noch nicht nennen. Bei den schweren Ausschreitungen in der Nacht zum Samstag soll ein 84-Jähriger misshandelt worden sein. Ein Unbekannter habe ihn mit einem Stein am Kopf schwer verletzt, teilte die Polizei in Haren mit. Versicherungen schätzten den bei den Krawallen entstandenen Schaden auf mindestens eine Million Euro.

Ein Mädchen aus Haren hatte auf Facebook zu seinem 16. Geburtstag eingeladen, dies aber nicht als private Party markiert. Die Einladung kursierte in der Folge in den sozialen Netzwerken. Die Facebook-Party mit mehreren tausend Menschen war in eine Straßenschlacht mit der Polizei ausgeartet.

Der örtliche Polizeichef Oscar Drots sagte, ein harter Kern von „Ganoven“ sei während der Krawalle „besonders gewalttätig und gut organisiert“ aufgetreten und habe die „Konfrontation“ mit den 500 Polizisten gesucht. „Sie griffen die Polizei mit Pflastersteinen, Feuerwerk und Flaschen an.“ Der Schock saß bei vielen Bürgern in Haren tief. „Wir hatten ungeheure Angst“, erzählte eine Frau. „Das ist wie im Krieg“, sagte ein Mann TV-Reportern und wies auf die mit Trümmern und Glas übersäten Straßen.

Die Stadt sei nicht ausreichend auf den Ansturm vorbereitet gewesen, klagten Bürger im niederländischen Radio. Auch Sicherheitsexperten sprachen von Fehlern. Polizei und Bürgermeister wiesen die Vorwürfe zurück. Bürgermeister Rob Bats sagte, dass die traditionellen Medien die Stimmung mit aufgeheizt hätten. Ähnlich äußerte sich der Mediensoziologe Peter Vasterman gegenüber der Nachrichtenagentur ANP. „Ein Internetbericht über ein Facebook-Fest wird erst durch traditionelle Medien wichtig.“

„Facebook ist mitverantwortlich für solche Eskalationen, weil der Konzern nicht bereit ist, die Datenschutzeinstellungen zu verbessern“, sagte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) unterdessen der „Rheinischen Post“. Sie forderte Facebook auf, unverzüglich die Nutzerkonten zu ändern. Durch restriktive Grundeinstellungen müsse sichergestellt werden, dass Kinder und Jugendliche nicht irrtümlich eine private Veranstaltung für Millionen Nutzer öffentlich machen. dpa/dapd/AFP

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