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„Wir lassen uns nicht kaufen!“: Aus Protest: Slowakische Redakteure gründen eigene Zeitung

„Wir lassen uns nicht kaufen!“ Journalisten des slowakischen Traditionsblattes „Sme“ gründen eine Gegenzeitung. Damit wollen sie verhindern, dass ein neuer Miteigentümer sie zum Schweigen bringt.

Aus Protest gegen einen politisch brisanten Eigentümerwechsel hatten führende Redakteure der slowakischen Tageszeitung „Sme“ vor kurzem gekündigt - jetzt haben sie eine eigene Zeitung gegründet. An diesem Freitag erscheint die erste Printausgabe von „Dennik N“. Seit rund drei Wochen ist der Titel bereits online zu lesen. Es sei für ihn und seine Kollegen moralisch nicht vertretbar gewesen, für dieselbe Finanzgruppe Penta zu arbeiten, die sie in ihren journalistischen Beiträgen seit Jahren als Drahtzieher eines gigantischen Korruptionsnetzwerks anprangerten, erklärte Chefredakteur Matus Kostolny der Deutschen Presse-Agentur.

Obwohl Penta nach den ersten Journalistenprotesten einlenkte und nur einen Minderheitsanteil am Verlag übernahm, blieben Kostolny und rund 50 weitere Redakteure bei ihrer Kündigungsentscheidung. Penta sei keine gewöhnliche Investorengruppe, sondern „das Symbol für Korruption und Machtmissbrauch in der slowakischen Politik“. Indem Penta nacheinander jene Medien aufkaufe, die in den vergangenen Jahren über einen gegen die Finanzgruppe gerichteten Korruptionsverdacht berichtet hatten, seien Meinungsfreiheit und Demokratie gefährdet. Penta hatte 2014 mehrere andere Medien gekauft, ohne auf solchen Widerstand wie bei „Sme“ zu stoßen.

Unter dem Codenamen „Gorilla“ waren vor einigen Jahren mutmaßliche Geheimdienstprotokolle aufgetaucht, die den Verdacht nahelegten, Penta habe jahrelang ein großes Korruptionsnetzwerk gesteuert. Vor Gericht sind die Vorwürfe bisher weder bewiesen noch widerlegt worden. Die Enthüllungen lösten 2011 und 2012 die bisher größten Anti-Korruptions-Demonstrationen in der Slowakei aus. Penta hat alle Korruptionsvorwürfe stets bestritten und die Echtheit der Protokolle bezweifelt. Ein Versuch der Finanzgruppe, ein Buch und mehrere Medienberichte zu verbieten, scheiterte allerdings. (dpa)

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