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Panorama: WIR SIND AUSGEWANDERT!

Nicole Schadewitz, 31, Designerin, Hong Kong„Ich bin neugierig und abenteuerlustig“, sagt die gebürtige Magdeburgerin über ihr Motiv, Deutschland zu verlassen. Sie kam 2001 über ein Auslandsstudium im Fach Design nach Hong Kong.

Nicole Schadewitz, 31,

Designerin, Hong Kong

„Ich bin neugierig und abenteuerlustig“, sagt die gebürtige Magdeburgerin über ihr Motiv, Deutschland zu verlassen. Sie kam 2001 über ein Auslandsstudium im Fach Design nach Hong Kong. Und blieb. Die dortige Polytechnik University bot ihr nach Ende der akademischen Ausbildung eine bezahlte Doktorandenstelle an. Ende März läuft ihre Anstellung allerdings aus. Jetzt schreibt die 31-Jährige Bewerbungen - für Stellen in Südafrika, Australien, Singapur und Japan. Ein Job in Deutschland kommt für Schadewitz nicht in Frage: „Ich bin inzwischen ein Ausländer in Deutschland“, sagt sie. „Das Leben läuft dort in kleinen Bahnen. In Hong Kong habe ich mich an das Internationale gewöhnt und daran, immer viele Möglichkeiten zu haben. Außerdem gefällt mir der Lebensstil: alles wechselt schnell, die Menschen sind offen für Neues - für Experimente, Leute, Ideen. Alles ist schnell. In Deutschland wird zuviel reflektiert.“ ely



Boris Salchow, 33,

Produzent für Film- und Werbemusik,

Los Angeles

Von seinem Apartment in L.A. kann Boris Salchow fast die berühmten Zeichen von Hollywood sehen. Der Produzent lebt und arbeitet seit 2005 in der Stadt der Engel. Deutschland war ihm zu starr, zu abgesichert, zu wenig kreativ. Auch vermisste er in seiner deutschen Heimat eine Gründermentalität, wie sie in den USA oft zu finden ist. Dass seine Frau, eine brasilianische Fotografin, schon seit längerem in San Francisco lebte, bestärkte Salchow in seinem Beschluss, Deutschland für immer den Rücken zu kehren. Beide zogen nach Los Angeles. Dort arbeitet er darauf hin, eines Tages für große Kinoproduktionen die Filmmusik produzieren zu dürfen. ely

Marion Schulte-Hinrichs, 42,

Sozialarbeiterin, Schweiz

Vor drei Jahren ist die Deutsche mit Sack und Pack ins beschauliche Ennetbaden bei Zürich gewandert – der Liebe wegen. „Mein Mann bekam ein super Jobangebot als Ingenieur“, sagt Schulte-Hinrichs. „Da bin ich einfach mitgezogen.“ Bereut hat sie diesen Schritt bis heute nicht: „Das Land hat einen großen Freizeitwert, man kann wandern und viele schöne Dinge machen“, sagt sie. Nach Deutschland zurückzugehen, kann sich die 42-Jährige im Moment nicht vorstellen. Demnächst will sich die Sozialarbeiterin in ihrer neuen Wahlheimat in einem völlig anderen Beruf selbständig machen – als Porzellanmalerin.S.K.

Katja Koggelmann, 31,

Graphik-Designerin, London

„Ich bin nicht wegen der Arbeit ausgewandert“, sagt Katja Koggelmann, „sondern weil ich einen persönlichen Freiraum für mich brauchte. Hier in London blühe ich gerade regelrecht auf.“ Tatsächlich hatte die Halbrussin schon während ihres Studiums in Hamburg immer einen gutbezahlten Job als Graphik-Designerin. Aber persönlich fühlte sich die heute 31jährige, die immer ein bisschen verrückter war als die anderen, oft eingeengt. „London ist so divers, so etwas hab ich in meinem ganzen Leben nicht erlebt. Weil hier soviel unterschiedliche Menschen sind, ist es für mich sehr einfach, nicht etwas ganz Bestimmtes sein zu müssen.“ London biete weniger Schubladendenken und mehr Fantasie. „Auch der Arbeitsmarkt ist hier sehr viel agiler“, sagt sie. „Kaum jemand ist länger als zwei Monate arbeitslos.“ ely

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