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Sambafestival in Coburg. Die Besucher stehen im Regen, während sich die brasilianische Tänzerin die Laune nicht verderben lässt.

© dpa

Wo bleibt die Sonne?: Alle reden vom Wetter und der Sommer sagt April, April

Wetterwitze haben im Internet Konjunktur – dabei ist doch alles gar nicht so schlimm. Oder möchte etwa jemand bei 36 Grad im Büro arbeiten? Es geht doch nichts über ein kühles, angenehmes Lüftchen und einen reinigenden Regenschauer.

Von Andreas Oswald

Jeden Tag alle vier Jahreszeiten, wann gibt es das schon mal. Es ist etwas ganz Besonderes, und trotzdem will sich keine rechte Freude einstellen. Wo bleibt der Sommer? Im Internet kursieren immer mehr Wetterwitze. „Dieser Sommer ist eine Marketingaktion von Jack Wolfskin“, schreibt einer. Ein anderer: „Dann sagte der Sommer: April, April.“ Oder: „Es gibt Gerüchte, der Sommer habe jetzt einen Twitter-Account und daher keine Zeit für uns.“

Der Mensch hat glücklicherweise ein schlechtes Gedächtnis. Sonst würde er sich erinnern: Dieser Sommer ist völlig normal. Napoleon sagte einmal: „Überwiegend Winter, und den Rest auch keinen Sommer – das nennen die Deutschen ihr Vaterland.“

Zu einem normalen Sommer in Deutschland gehört viel Regen. Darauf macht der Meteorologe Jörg Riemann vom Wetterdienst Meteogroup aufmerksam. Wochenlange Sonnenphasen sind historisch gesehen eher die Ausnahme. Das Jahr 2006 war so ein Jahr, emotional zusätzlich aufgeladen durch das Sommermärchen Fußball-WM. Vielen kommt es wie gestern vor, jeder erinnert sich gerne. Nicht so gerne erinnert man sich an das vergangene Jahr. Da war der Juli noch verregneter als diesmal, es war sogar ein Rekordjuli, was den Regen angeht.

Video: Wetterdienst: Der Sommer kommt noch

Statistisch gesehen unterscheiden die Meteorologen mehrere Wellen. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Sommer regenreich. Damals mussten die Deutschen nach Italien fahren, wenn sie Sonne haben wollten. In den 70er Jahren ging es aufwärts, in den 80er Jahren wieder etwas abwärts. Seit den 90er Jahren häuften sich die sonnigen Sommer, seit 2008 normalisiert sich die Lage wieder. Das bedeutet vor allem mehr Regen. „Wir können froh sein, dass es so ist“, sagt Riemann. Der Meteorologe denkt dabei vor allem an die Natur. Die hiesige Natur braucht viel Regen, wer will schon, dass Brandenburg versteppt?

Möchte derzeit irgendjemand mit Freunden und Kollegen tauschen, die im Urlaub sind? Rund um das Mittelmeer herrschen Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad. Im Schatten. Spanien, Portugal, Italien – überall flackern Busch- und Waldbrände, auf Teneriffa müssen Urlauber in Sicherheit gebracht werden.

Und die Zurückgebliebenen in Berlin? Möchte hier jemand bei 36 Grad und strahlender Sonne im Büro arbeiten? Nachts in einer aufgeheizten Wohnung schlafen?

Ein bisschen Sonne, ein bisschen Regen, ein kühles Lüftchen – nie war der Sommer schöner.

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