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Panorama: Wurde das Great Barrier Reef zerstört?

Der Zyklon „Larry“ hat über Australien gewütet. Experten streiten, ob er dem Riff wirklich geschadet hat

Sydney - Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h ist der Zyklon „Larry“ über die Nordostküste Australiens hinweggefegt und hat Chaos und Verwüstung hinterlassen.

Der gewaltigste Wirbelsturm seit Menschengedenken im Bundesstaat Queensland beschädigte am Montag Hunderte von Häusern, entwurzelte zahllose Bäume und zerfetzte Stromleitungen. Trotz umherfliegender Trümmer und Äste, sintflutartiger Regengüsse sowie schwerer Orkanböen erlitten nach ersten Erkenntnissen der Behörden wie durch ein Wunder nur etwa 30 Menschen leichte Verletzungen. Mehr als 120 000 Haushalte in der Katastrophenregion waren zunächst ohne Strom.

„Der Ort, den wir lieben, ist völlig verwüstet“, klagt Neil Clarke, Bürgermeister der besonders heftig getroffenen Kleinstadt Innisfail südlich von Cairns. Schätzungen zufolge zerstörte der Sturm in dem 9000 Einwohner zählenden Ort mehr als jedes zweite Haus. Einwohner erzählten von Stunden schieren Schreckens, als der Zyklon über die hinwegzog. „Es klang, als wollte einen der Exorzist holen – es war fürchterlich“, sagte Motelbesitzerin Amanda Fitzpatrick dem Rundfunksender ABC.

Tausende von Küstenbewohnern hatten vor dem herannahenden Sturm ihre Häuser verlassen und in Schulen und Hotels Schutz gesucht, die jüngeren Bauvorschriften entsprechend Wirbelstürmen standhalten müssen. Die Menschen waren früh gewarnt worden.

Die Behörden warnten, dass im Gefolge des Sturms, der große Wassermassen an Land spülte, Krokodile in Wohngebiete vordringen und dort nach Opfern Ausschau halten könnten.

Der Sturm hat mit großer Wahrscheinlichkeit Teile des Great Barrier Reefs beschädigt. Während sich einige Experten darüber besorgt äußerten, gaben andere Entwarnung. Ein gesundes Riff wird durch einen solchen gewaltigen Wirbelsturm zwar erst einmal schwer beschädigt, weil Kalkskelette der Steinkorallen abbrechen. Diese Zerstörung aber ist einerseits örtlich begrenzt und trifft nur einen kleinen Teil des 2000 Kilometer langen Riffs. Gleichzeitig ist die Zerstörung ein Jungbrunnen für das Riff, erklärt der Leiter des Naturkundemuseums der Berliner Humboldt-Universität Reinhold Leinfelder. Abgebrochene Stücke des Riffs werden von den tosenden Fluten oft nur ein Stück weiter getragen und wachsen etwas weiter als Grundstock für ein neues Riff einfach weiter. An den frischen Bruchflächen siedeln sich die Larven der Korallen hervorragend an und haben endlich reichlich Platz zum Wachsen. Nach ein paar Jahren sieht das Riff dann wieder aus wie vorher.

Die Behörden verglichen die Stärke von „Larry“ mit der des Hurrikans „Katrina“, der im August des letzten Jahres die Küste des US-Bundesstaates Louisiana und vor allem New Orleans verwüstet hatte. Auch Thomas Saevert, Hurrikanexperte des Wetterdienstes Meteomedia, nennt die Wucht des Zyklons ungewöhnlich. Zyklone sind ebenso wie Hurrikans tropische Wirbelstürme, die ihre zerstörerische Kraft über dem Meer gewinnen. Hurrikans heißen diese Wirbelstürme auf dem Nordatlantik, Zyklone die auf der Südhalbkugel. RHK/dpa

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