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Panorama: Yesterday

Paul McCartney ist ein Romantiker. Das kann ihn bei der Scheidung teuer zu stehen kommen

Die Fans von Paul McCartney waren immer schon skeptisch. Die Hochzeit im irischen Hochzeitsschloss Leslie war verregnet und der Zank hatte schon früher begonnen. War Paul nicht höchstpersönlich auf dem Balkon des Verlobungshotels in Miami Beach erschienen und feuerte den gerade für 15 000 Pfund gekauften Verlobungsring ins Gebüsch? „Ich blase alles ab“, hatte er gebrüllt. Aber dann wurde der Ring mit einem Metalldetektor aus dem Gebüsch gefischt und alle drückten dem Paar die Daumen. Beatles-Fans, vor allem die Engländer unter ihnen, wünschten ihrem „Macca“ das Beste. Er würde zur Gitarre greifen und der 24 Jahre jüngeren, zielstrebigen Heather Mills ein väterliches Ständchen bringen. „We will work it out“ singen. Nun kam es anders. „Traurig“ gab das Paar seine Trennung bekannt. Zeitungen spekulieren über die „Rock-’n’-Roll-Scheidung des Jahrhunderts“. Mit einem Vermögen von 850 Millionen Pfund (etwa 1,3 Milliarden Euro) gehört das Musikgenie der Beatles zu den reichsten Stars der Entertainment-Industrie.

Die Scheidungsanwälte stehen Schlange. Böse Zungen behaupten wieder, „Lady McCartney“, wie Heather Mills sich als Frau von Sir Paul nennen durfte, habe es von Anfang an nur auf sein Geld abgesehen. Paul McCartney gab sich alle Mühe, dies am Mittwoch auf seiner Homepage zu dementieren: „Es wurde behauptet, sie habe mich nur des Geldes wegen geheiratet. Daran ist kein Körnchen Wahrheit. Sie ist eine äußerst generöse Person und verbringt die meiste Zeit ihres Lebens damit, anderen zu helfen.“

Ob Heather Mills McCartney eine „Goldgräberin“ ist oder nicht, wird man sehen, wenn es zur Scheidung kommt. Denn McCartney verwarf den Gedanken an einen Ehevertrag. „Das wäre unromantisch“, soll er vor der Hochzeit 2002 entschieden haben. Die einen glauben, dass sich Heather Mills mit einer „Quickie-Scheidung“ von 50 Millionen Pfund zufrieden geben wird. Andere glauben, dass für sie bis 200 Millionen Pfund drin wären, wenn sie einen guten Anwalt nimmt, obwohl die Ehe nur kurz war und Paul McCartney schon lange vor ihr musikalisch und geschäftlich Erfolg hatte.

So oder so – verstummen werden die Zweifel an Heather Mills nicht. Fans erinnern sich daran, wie das frühere Fotomodell die Geschichte des Motorradunfalls, bei dem sie ein Bein verlor, für 180 000 Pfund verkaufte – einschließlich der Details über Sex im Krankenhausbett. Der TV Sender Channel 4 strahlte 2004 eine Dokumentation über die ehrgeizige Heather Mills aus, ein Partygirl, das Geschenke von arabischen Waffenhändlern annahm. Die Geschichte des armen, misshandelten Mädchens, das als 15-Jährige mit Zirkusleuten durchbrannte, nannte ihr Stiefvater Charles Stapley „Flunkergeschichten“.

Immer wieder gab es Geschichten, die Heather Mills als ehrgeizige Frau zeichnen, die Paul McCartney bevormundete und nach ihrem eigenen Bilde formen wollte. Fans der Rocklegende fragten sich, was eigentlich in den bescheidenen Paul McCartney gefahren war, der beide Füße auf dem Boden hatte und sich überall durch kumpelhafte Fröhlichkeit und unkomplizierte Bescheidenheit Freunde machte. Plötzlich hatte er gefärbte Haare, trat in bemüht jugendlicher Kleidung auf und wurde zum Anhängsel von Heather Mills Jetset-Lifestyle. Doch den Beatle auf seiner jüngsten USA-Tour zu begleiten, dazu war sie nicht bereit. Laut „Daily Mirror“ hätte sie dabei zu sehr im Schatten des Rockstars gestanden. „Paul musste den Großteil der Tour einsam und allein verbringen und lange Strecken fliegen, um seine Familie zu treffen“, zitierte der „Mirror“ einen Vertrauten McCartneys. Heather zwang McCartney, seinen Landsitz Peasmarsh aufzugeben, wo er mit seiner verstorbenen ersten Frau Linda viele glückliche Jahre verbrachte, und mit der gemeinsamen Tochter Beatrice in ein Haus am Meer bei Brighton zu ziehen.

Immer wieder habe sie Paul gedrängt, nach Los Angeles umzuziehen, wo sie offenbar gerne eine Karriere als TV-Star begonnen hätte. In der Larry King Show hatte sie schon 1993 Schlagzeilen gemacht, als sie ihre Prothese abschnallte und auf den Tisch legte. Streit um Heathers jüngste Beinoperation brachte den Dauerstreit der beiden laut dem „Mirror“ zum Überlaufen. Das Blatt meldete die Meldung von der Trennung exklusiv und hat die besten Quellen. „Dir ist das egal, du kümmerst dich nicht“, habe Heather gebrüllt. Da habe Paul McCartney, der Inbegriff der Fürsorglichkeit, die Nase voll gehabt. „Nachdem er so viel für sie getan hat, war er zutiefst verletzt. Das hat ihm gezeigt, dass er diese Ehe nie mehr flicken könnte, so sehr er es auch versuchen würde“, zitiert das Blatt einen Freund.

Psychologen analysieren nun die Ehe des Witwers Paul McCartney mit der jungen Frau, die äußerlich entfernt seiner großen Liebe, der verstorbenen Linda, ähnelt und mit Aktivitäten gegen Landminen und für Tierschutz auf einer ganz ähnlichen Wellenlänge liegt. Wenn Paul McCartney versuchte, das Glück seiner ersten Ehe mit Heather Mills noch einmal zu schaffen, war es der falsche Lebensplan – und die falsche Frau.

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