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Viel Arbeit wartet auf die Mitarbeiter im Uhrenmuseum Ruhla bei der Zeitumstellung.

© dpa

Zeitumstellung auf Winterzeit: Sommerzeit seit heute Nacht zu Ende

Immer am letzten Sonntag im März und im Oktober wird die Zeit umgestellt. Haben Sie daran gedacht? Vielen Deutschen geht das Hin- und Her jedenfalls auf die Nerven. Doch eine Abschaffung der Zeitumstellung ist nicht in Sicht.

Von Matthias Schlegel

Die meisten Menschen hierzulande stöhnen: Schon wieder die Uhren umstellen. Dabei profitieren wir alle davon, dass die Zeiger in der Nacht zu Sonntag - offiziell exakt um drei Uhr - um eine Stunde zurückgestellt worden sind. Die eine Stunde, die uns am letzten Sonntag im März geklaut wurde, ist uns wieder geschenkt worden - und so geht es Jahr für Jahr. Doch so richtig freuen können sich darüber nur die "Eulen", die Langschläfer. Ihnen kommt die herbstliche Zeitumstellung entgegen. Die "Lerchen", die Frühaufsteher, hingegen haben bis zu zwei Wochen zu kämpfen, sich an die neuen Aufstehzeiten zu gewöhnen.

71 Prozent der Deutschen halten das für Unsinn und würden lieber auf die Zeitumstellung verzichten, wie das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Krankenkasse DAK Gesundheit ermittelte. Die meisten der Befragten, nämlich 60 Prozent, würden am liebsten immer Sommerzeit haben. Ein Begehren, das bei Medizinern nicht auf Zustimmung stößt. Denn nach deren Erkenntnissen ist die "Winterzeit", die ja eigentlich die Normalzeit ist, verträglicher für Stoffwechsel und Wohlbefinden. Da hat wohl die Entwicklungsgeschichte des Menschen ihre Spuren in den Organismus eingegraben.

Und weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist, mag er auch die einstündige Verschiebung in seinem Tages- und Nachtablauf nicht widerspruchslos hinnehmen: Vier von zehn Deutschen klagen über Probleme mit dem Biorhythmus. Sie verspüren nachlassende Konzentrationsfähigkeit, Müdigkeit und Einschlafprobleme, manche werden gar depressiv. So gaben neun Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer an, unter der Zeitumstellung zu leiden.

Doch ein generelles Zurück auf Normalzeit ist in Deutschland nicht zu erwarten. Für die Bundesregierung sei die Abschaffung der Zeitumstellung derzeit kein Thema, antwortete Regierungssprecher Steffen Seibert dieser Tage auf eine entsprechende Anfrage. Ohnehin könnte Deutschland das nicht im Alleingang entscheiden. Es wäre ein einheitliches Vorgehen aller 28 EU-Staaten nötig. Dafür sieht die Bundesregierung zur Zeit keine Chance, weil es keinerlei Anstöße dazu gibt.

Russland will zurück zum ewigen Winter

Russland freilich hat keine Rücksicht auf die Interessen angrenzender Verbündeter zu nehmen - dort wird an diesem Sonntag die Normalzeit wieder dauerhaft eingeführt. Die Bevölkerung hatte sich massiv über die Umstellungen beklagt, und auch Präsident Wladimir Putin selbst soll genervt gewesen sein von den jeweiligen Umgewöhnungen auf die veränderten Zeiten. In dem Riesenreich war die Sommerzeit erst 2011 eingeführt worden.

Schon 1975 hatten die meisten Länder der Europäischen Gemeinschaft die Einführung der Sommerzeit beschlossen. Man versprach sich durch die bessere Nutzung des Tageslichts Energieeinsparungen. Nach der Ölkrise von 1973 gab es für dieses Ansinnen durchaus Verständnis und Zustimmung. In der Bundesrepublik war die Einführung der Sommerzeit 1978 beschlossen worden, doch erst 1980 konnte sie eingeführt werden. Wegen der komplizierten Absprachen mit den zuständigen Stellen in der DDR hatte sich der deutsch-deutsche Zeitenwechsel etwas verzögert, schließlich sollten - trotz aller politischen und gesellschaftlichen Unterschiede - die Uhren im Westen nicht anders gehen als im Osten. Erst 1996 wurden dann auch die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in allen EU-Mitgliedsstaaten vereinheitlicht.

Wer nun die Mühe scheut, alle Uhren in der Wohnung umzustellen - zumal viele immer wieder rätseln, ob nun eine Stunde vor oder eine Stunde zurück richtig ist -, sollte sich mit Funkuhren eindecken. Deren Zeiger werden von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig korrekt gestellt - mitten in der Nacht. Diese Mühe machen sich die Betreiber der Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz nicht: Das bei Berlinern wie Touristen als Treffpunkt beliebte zehn Meter hohe Wahrzeichen wird erst im Laufe des Sonntag umgestellt, war aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu erfahren - also Vorsicht vor Irritationen beim Date an der Weltzeituhr am Sonntagvormittag. (mit dpa/AFP)

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