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Panorama: Zu kalt gebadet

Eva Herman hat ein neues Buch veröffentlicht. Mit begeisterten Leserzuschriften auf ihr „Eva-Prinzip“

Eva Herman strahlt, als sie am Mittwochmorgen das Haifischbecken betritt. Ihr schwarzer Pullover glitzert, die silbernen Fingernägel auch, und der rosarote Blumenrock passt zu dem pinkfarbenen Cover ihres neuen Buches. Im Blitzlicht der Fotografen scheint sie sich wohlzufühlen. Etwa 30 Journalisten warten im Haus der Bundespressekonferenz darauf, dass sie ihr neues Werk vorstellt. Nachdem die Zunft fast geschlossen „Das Eva-Prinzip“ verrissen hat, in dem Eva Herman Frauen zurück an den Herd schicken will, ist sie nun angetreten zu sagen: Ich habe recht!

Die Journalisten, das sagt sie, seien zu 60 Prozent kinderlos und könnten die Gefühle einer Mutter gar nicht nachvollziehen. Ihre Leser hingegen schon: 5000 Zuschriften habe sie bekommen, 95 Prozent davon seien positiv gewesen. 140 Briefe hat sie nun in dem Buch „Liebe Eva Hermann – Briefe an die Autorin des Eva-Prinzips“ veröffentlicht.

Der Mann in grauem Pullunder und dunkelblauem Jackett, der neben ihr sitzt, ist ihr Verleger Christian Strasser. „Ich habe oft Angst um meine Autorin gehabt, als sie in Talkshows saß“, sagt er. In seiner 40-jährigen Laufbahn habe er nie ein Buch publiziert, das so diffamiert worden sei wie „Das Eva-Prinzip“. Fürs Geschäft war das nützlich: 100 000 Exemplare sind in den vergangenen sechs Monaten verkauft worden. Nun gilt es, das neue Buch anzupreisen. Der Verleger beginnt ein Gespräch mit seiner Autorin. Wie es zu dem Buch gekommen sei, fragt er. Eva Herman erzählt von ihrem Auftritt in der Talkshow von Johannes B. Kerner. Das sei das kälteste Bad gewesen, das sie je in ihrem Leben genommen habe. Alle seien gegen sie gewesen. Aber zu Hause in ihrem Posteingang seien 250 unterstützende E-Mails für sie gekommen. „Das war der Moment, in dem ich wusste: Ich muss das Buch schreiben.“

Für Eva Herman repräsentieren die 5000 Briefe und E-Mails die Meinung der Mehrheit in der Gesellschaft. Frauen und Männer aus dem In- und Ausland hätten ihr beigepflichtet, teilweise mit rührenden Geschichten. Darunter Frauen, die mit Ende vierzig feststellten, dass sie vor lauter Karriere vergessen haben, eine Familie zu gründen. Und Männer, die sich wieder die gute alte Hausfrau wünschen.

Herman hält einen Ausbau der Krippenplätze, wie ihn Ministerin Ursula von der Leyen plant, für unnötig. „Wenn es Wahlfreiheit geben soll“, sagt sie, „dann muss man Frauen, die zu Hause bleiben, so viel Gehalt zahlen, wie ein Krippenplatz kostet.“ Zwischen 1200 und 1800 Euro Müttergehalt fordert sie. „Bravo!“, ertönt es aus der letzten Reihe des Raumes. Die Dame, die es gerufen hat, ist keine Journalistin, sondern ein Fan, den Herman selbst mitgebracht hat: ein Mitglied des Netzwerkes Familien, eines Vereins, der sich für ähnliche Ziele einsetzt wie Herman und den Erlös des Buches als Spende erhalten soll.

Hermans Monolog wird nur von den Fragen ihres Verlegers unterbrochen. Sie nennt Studien, die beweisen wollen, dass Kinderkrippen schädlich für die Entwicklung eines Kindes sind, und manifestiert noch einmal ihre alte Position: Die Mutter bleibt die ersten drei Jahre zu Hause, idealerweise noch länger. Man müsse eben Möglichkeiten schaffen, dass Frauen noch mit 45 wieder in den Beruf einsteigen könnten. Lächelnd beantwortet sie die Fragen der Journalisten. „Das Thema ist noch lange nicht ausdiskutiert“, sagt sie. Stimmt: Im Frühjahr sollen laut Herman 30 Bücher als Antwort auf „Das Eva-Prinzip“ erscheinen.

Eva Herman: „Liebe Eva Herman – Briefe an die Autorin des Eva-Prinzips“, 232 Seiten, Broschur, 14,90 Euro.

Carolin Jenkner

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