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Panorama: Zu viel von allem

Jörg Immendorff wurde bei einer Sex-Party mit Kokain erwischt – ihm drohen Haft und der Verlust der Professur

Von Arno Gehring

und Michael Kerst, Düsseldorf

Dem Maler Jörg Immendorff (58) drohen nach einer Sex- und Drogen-Party eine Haftstrafe und der Verlust seines Lehrstuhls an der Düsseldorfer Kunstakademie. Polizisten hatten den Künstler am Samstag mit neun Prostituierten und elf Gramm Kokain in der Luxus-Suite eines Düsseldorfer Hotels überrascht. Weitere zehn Gramm waren bei der Durchsuchung der Wohnung Immendorffs entdeckt worden, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Düsseldorf. Immendorff zählt zu den international bekanntesten deutschen Künstlern.

Er müsse nun mit einer Anklage wegen Besitzes einer „nicht geringen Menge“ Kokain rechnen, sagte Staatsanwalt Johannes Mocken. Darauf steht eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft. Ab dieser Grenze würde Immendorff laut Beamtengesetz seinen Status als Landesbeamter und damit seinen Lehrstuhl an der Kunstakademie verlieren. Der Maler wolle keine Stellungnahme abgeben, teilte sein Büro mit.

Zu der bizarren Situation in der Hotelsuite wollen die Ermittler – sechs Polizisten und drei Staatsanwälte – nicht viel sagen, nur so viel: „Immendorff saß unmittelbar neben einem Tablett mit elf Gramm Kokain – teilweise schon konsumfertig in Lines vorbereitet“, so Mocken. „Später fanden wir in seiner Atelierwohnung noch weitere zehn Gramm. Insgesamt haben wir genau 21,6 Gramm Kokain beschlagnahmt.“ Insgesamt hatte Immendorff an diesem Abend elf junge Prostituierte – teilweise Ausländerinnen – in das Hotel bestellt. Neun waren schon anwesend, als die Polizei zugriff.

„Der Beschuldigte ist geständig, gab zu, solche Partys seit Februar 2001 unregelmäßig im Steigenberger veranstaltet zu haben“, berichtet Mocken. „Die Konstellation war immer gleich: Immendorff als einziger Mann mit mehreren Prostituierten. Immer gab es dabei auch Kokain, allerdings nur für ihn als Konsumenten. Eine Weitergabe an die Frauen bestreiten alle Beteiligten.“ Die Kosten für jede dieser Sex-Partys schätzen die Ermittler auf einen „sechsstelligen Euro-Betrag“. „Wir hatten mit Herrn Professor Immendorff nie ein Problem“, sagte der Hoteldirektor Roland Ross. Er habe erst von der Polizei erfahren, dass dies nicht die erste Drogenparty Immendorffs gewesen sein soll.

Die 30 Jahre jüngere Frau des Künstlers, eine ehemalige Studentin des Professors, weilte unterdessen mitsamt zweijährigem Töchterchen Ida im Urlaub in Bulgarien. „Das gibt häuslichen Ärger“, sagte ein ehemaliger Assistent des Professors.

Die Razzia ging auf eine anonyme Informantin zurück, die offenbar selbst einmal früher an einer Party des Professors teilgenommen hatte und im Frühjahr einen Brief an die Staatsanwaltschaft schrieb. In dieser Zeit war der Künstler im russischen St. Petersburg, um gemeinsam mit Bundeskanzler Schröder eine eigene Skulptur als Geschenk zu übergeben – eine überdimensionale Nase. (mit dpa)

Arno Gehring, Michael Kerst[Düsseldorf]

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