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Leerer Traumstrand auf der Insel Boracay.

© Erik De Castro/REUTERS

Update

Zu viel Müll: Boracay: Die „schönste Insel der Welt“ wird für Touristen gesperrt

Weil die Trauminsel auf den Philippinen vermüllt ist, haben Besucher ein halbes Jahr keinen Zutritt auf Boracay. Vor der Schließung gab es noch eine große Party am Strand.

Trauminsel vorübergehend geschlossen: Die für ihre paradiesischen Strände berühmte philippinische Ferieninsel Boracay ist aus Umweltgründen für ein halbes Jahr für Touristen gesperrt worden. Mit einem Großaufgebot an Polizisten wurden Touristen am Donnerstag gehindert, Fähren in Richtung der Partyinsel zu besteigen. "Boracay ist offiziell für Touristen geschlossen", sagte der regionale Polizeichef Cesar Binag der Nachrichtenagentur AFP. "Wir schließen keine Betriebe, aber Touristen dürfen die Insel nicht betreten."

2017 wurde Boracay vom Reisemagazin „Condé Nest Traveler“ noch zur „schönsten Insel der Welt“ gekürt. Jetzt ist es eine No-Go-Area.

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hatte Anfang des Monats die vorübergehende Sperrung der Insel angekündigt. Der ungezügelte Massentourismus hat dem Naturparadies schwer geschadet: Duterte wirft den rund 500 Hotels, Restaurants und anderen Tourismusunternehmen auf Boracay vor, ihre Abwässer ungeklärt ins Meer zu leiten und die Insel in eine "Klärgrube" zu verwandeln: „Aus der Ferne ist Boracay sehr schön. Aber wenn man ins Wasser geht, stinkt es. Und nach was? Nach Scheiße.“ Die Insel ist zudem mit Müll übersät, mitten in die Natur hinein wurden illegal Häuser gebaut.

Philippiner reinigen den Strand.
Philippiner reinigen den Strand.

© Aaron Favila/dpa

Während der sechsmonatigen Schließung soll die Infrastruktur der Insel auf Vordermann gebracht werden, unter anderem sollen neue Abwasser- und Entwässerungssysteme gebaut werden. Außerdem wollen die Behörden ohne Genehmigung errichtete Gebäude abreißen und das Müllproblem in den Griff bekommen.

Zugang nur für Bewohner

Vor der Schließung von Boracay wurde am Strand noch eine große Party mit Feuerwerk gefeiert. Seit Donnerstag dürfen nur noch die rund 40.000 Bewohner von Boracay die Insel betreten - für Touristen ist der Zugang dagegen tabu.

Rund 600 Polizisten waren im Einsatz, um das Verbot durchzusetzen. Schiffe der Küstenwache patrouillierten, schwerbewaffnete Sicherheitskräfte kontrollierten die Zugänge. Die Regierung wolle "für das Schlimmste vorbereitet" sein, sagte ein Regierungsvertreter - auch wenn keine wirkliche Gefahr herrsche.

Boracay zieht Millionen von Touristen an, die Jahr für Jahr rund eine Milliarde Dollar in die Wirtschaft des Landes pumpen. Laut philippinischem Fremdenverkehrsamt kommen jährlich 1,5 Millionen internationale und nationale Touristen nach Boracay, darunter immer mehr Deutsche.

Feuertänzer während der letzten Party-Nacht auf der Insel.
Feuertänzer während der letzten Party-Nacht auf der Insel.

© NOEL CELIS/AFP

Boracay - 300 Kilometer im Süden der Hauptstadt Manila - hat in den letzten Jahren eine Entwicklung durchgemacht, wie sie in Südostasien auch viele andere Inseln hinter sich haben. Anfang der 1980er Jahre war das gerade einmal zehn Quadratkilometer Eiland noch ein Geheimtipp für Rucksack-Urlauber aus aller Welt. Die Hütten wurden noch aus Bambus gebaut, mit Kokospalmblättern als Dach. Wer eine Pause vom Strand wollte, konnte im Wald auf der Nordseite Flughunde und Fruchtfledermäuse beobachten.

Schwerer Schlag für die Tourismusindustrie

Heute gibt es mehr als 4500 Hotels, Gaststätten und sonstige Geschäfte, die vom Tourismus leben. Inzwischen verdienen die allermeisten Leute ihr Geld mit Urlaubern. Aber dass das so nicht weitergehen konnte, wissen sie auch. „Hier sind leider viele gierig geworden“, sagte Djila Winebrenner, die selbst ein kleines Hotel besitzt. „Dass die Insel jetzt geschlossen und aufgeräumt wird, ist letztlich eine gute Sache.“ Die gemeinnützige Boracay-Stiftung findet ebenfalls, dass die Schließung nicht mehr zu vermeiden war. „Die maximale Aufnahmefähigkeit war einfach erreicht“, sagte ihre Chefin Nenette Graf.

Andere halten Dutertes Dekret trotz aller Probleme für übertrieben. Wie Rashdee Sultan, der seine siebenköpfige Familie mit dem Verkauf von Sonnenbrillen und Schmuck über Wasser hält. „Es ist sehr traurig, was jetzt mit Boracay passiert. Die Insel war ein gutes Zuhause für uns.“ Was er die nächsten Monate machen wird, weiß er noch nicht. Vielleicht muss er wegziehen.

Für die Tourismusbranche und ihre rund 30.000 Mitarbeiter ist die vorübergehende Schließung von Boracay ein schwerer Schlag. Die Regierung hat zwar Millionenhilfen versprochen - davon ist nach Angaben der Beschäftigten aber noch nichts bei ihnen angekommen.

Ungeachtet der wirtschaftlichen Sorgen genossen einige Inselbewohner am Donnerstag die neue Ruhe. "So sieht eine Insel, ein Paradies aus", sagte der Koch John Reymar am beinahe leeren Strand. "Boracay sieht so aus wie das ursprüngliche, schöne Original." (AFP/dpa)

Touristen im Meer vor der Insel Boracay.
Touristen im Meer vor der Insel Boracay.

© AFP

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