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Kinderbetreuung. Die IG Metall fordert mehr Freiräume für Familienzeit.

© picture alliance / dpa

IG Metall: Beschäftigte wollen mehr Geld und eine Bildungsteilzeit

Derzeit gehen Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall täglich auf die Straße - auch in Berlin. Mit den Arbeitgebern streiten sie vor allem über die Bildungsteilzeit.

In Nordrhein-Westfalen gönnen sich die Metaller jetzt eine Karnevalsruhe, mindestens bis Aschermittwoch gibt es keine Warnstreiks mehr. Im Rest der Republik dagegen forciert die IG Metall die Warnstreiks. Auch in Berlin. Die Gewerkschaft hat hier 23 streikfähige Betriebe, also Unternehmen, die eine gewisse Größe und genügend IG Metall-Mitglieder haben. Am Montag kam es bei Pierburg in der Scheringstraße zu einem Ausstand, heute ist das Siemens-Gasturbinenwerk in Moabit dran und der Autozulieferer Visteon in Zehlendorf, in den nächsten Tagen folgen unter anderem Bosch, MAN, Otis, Stadler und Mercedes. Die Warnstreikplanung läuft bis Freitag –, weil niemand erwartet, dass es bei der dritten Verhandlungsrunde am Mittwoch in Sindelfingen einen Abschluss gibt.

Die Materie ist kompliziert, weil es nicht nur um Geld geht, sondern auch um einen Anspruch auf bezahlte Freistellung zur Weiterbildung, von der IG Metall Bildungsteilzeit getauft. Die Arbeitgeber sind strikt dagegen. „Da sind wir nicht beweglich, das Modell ist für uns nicht verhandelbar“, heißt es bei Gesamtmetall, dem Dachverband der regionalen Metallverbände. Das „Modell“ ist eigentlich ganz einfach: Wenn sich die Tarifparteien beispielsweise auf einen Abschluss um 3,5 Prozent einigen würden, dann würden die Entgelte um drei Prozent steigen und 0,5 Prozent in einen Topf fließen, aus dem künftig die Freistellung für Bildungszwecke finanziert wird. Die IG Metall träumt sogar von einem Finanzierungstarifvertrag als Grundlage für einen über die Jahre immer größer werdenden Topf, aus dem dann alles Mögliche bezahlt werden kann: Auszeiten für Qualifizierung oder Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Teilzeit im Alter.

Betriebsräte dürfen nicht über Weiterbildung entscheiden, sagen die Arbeitgeber

Aber wer entscheidet, wie viel Geld für was ausgegeben wird? Die Arbeitgeber sehen schon die Betriebsräte über Weiterbildung entscheiden – unvorstellbar, ein Grauen. Dabei ist ihnen durchaus klar, dass sich künftig die Arbeitszeiten ändern werden – stärker an den Lebensphasen der Beschäftigten orientiert und nicht mehr allein an der Auftragslage der Unternehmen. In Nordrhein-Westfalen sprechen die Tarifparteien seit Längerem über das Thema, dabei sind Gewerkschaft und Arbeitgeberverband auch gar nicht weit auseinander. Allein: Wie sag ich’s meinen Leuten.

Vor allem die kleinen Firmen, in denen der Patriarch jede Mitsprache der Tarifparteien oder des Betriebsrats als Angriff sieht, sträuben sich. „Das ist eine emotionale Frage für die Arbeitgeber“, stöhnt ein Verbandsvertreter. Aber wie kommt man aus der Nummer raus? In NRW hat man Vorarbeiten geleistet, jetzt geht es am Mittwoch in Sindelfingen weiter. Dann kommt Fasching, und anschließend ein letzter Versuch am Verhandlungstisch. Die IG Metall wird sich das Thema nicht abkaufen lassen, zumindest einen „Einstieg“ in Bildungsteilzeit soll es geben. Vermutlich unter einem anderen Namen, ohne mehr Mitbestimmung für die Betriebsräte und mit unterschiedlicher Ausgestaltung nach Betriebsgröße. Ein Tarifabschluss soll noch im Februar gefunden werden – oder die IG Metall ruft zur Urabstimmung.

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