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Wirtschaft: ...oder sogar chinesisch

Wie Berufstätige im Urlaub ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern können

Letztes Jahr im Campingurlaub am Atlantik hat das Schulfranzösisch eigentlich ausgereicht, um zu Überleben. Und die englischen Lieblingsserien lassen sich ohne Probleme im Original anschauen. Trotzdem haben viele Berufstätige Hemmungen, ihre Fremdsprachenkenntnisse auch bei der Arbeit anzuwenden. Weil man, wenn es darauf ankommt, oft nicht das angemessene Vokabular parat hat. Und einem vor allem das regelmäßige Training fehlt. Sprachreisen können dabei helfen, dass einem die Fremdsprachen souveräner von den Lippen geht – egal ob es eine Sprache ist, in der man schon Kenntnisse hat. Oder ob man eine Neue erlernt. Bei der Auswahl einer Sprachreise gibt es einiges zu beachten.

VORBEREITUNG

Sprachschulen haben meist unterschiedlich intensive Kurse im Angebot. Interessenten sollten darüber nachdenken, wie viele Stunden am Tag sie lernen möchten – und ob sie den Nachmittag nicht vielleicht lieber am Strand verbringen. „Grundsätzlich sollten die Interessenten sich vom Veranstalter beraten lassen“, rät Claus Kunze vom Fachverband deutscher Sprachreiseveranstalter (FDSV). Die Stiftung Warentest rät Interessenten, sich nach der Ausstattung der Schulen zu erkundigen und zu fragen, ob es Computer, Gruppenräume, Lernmedien oder eine Bibliothek gibt. Abfragen sollten man auch, ob im Kurs berufliche Inhalte thematisiert werden. Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest zu Angeboten in „Business English“ spielt Berufliches in vielen Kursen nämlich nur eine Nebenrolle, wenn es denn überhaupt auftaucht.

EINSTUFUNGSTEST

Fortgeschrittene Fremdsprachenlerner können ihre Kenntnisse oft schon in Deutschland in einem Einstufungstest überprüfen. „Gute Sprachschulen machen vor Ort aber noch einen weiteren Test“, sagt Claus Kunze. Die Tester der Stiftung Warentest fühlten sich in Kursen häufig unterfordert. „In diesem Fall sollte man unbedingt auf den Wechsel in eine andere Klasse drängen oder nach zusätzlichem Einzelunterricht fragen“, sagt Weiterbildungsexpertin Christina Engel.

KOSTEN

Nach Angaben der Stiftung Warentest müssen Interessenten in eine zweiwöchigen Reise mit Unterkunft in einer Gastfamilie und Halbpension zwischen 1000 und 2500 Euro investieren. Wer die Reise, Unterkunft und den Kurs selber bucht, kann unter Umständen Geld sparen – muss sich dann aber vor Ort auch selbst um auftauchende Probleme kümmern. „Sprachreiseveranstalter sind hingegen Spezialisten“, sagt Christina Engel. Und in Konfliktfällen dann der erste Ansprechpartner vor Ort. „Zwei Wochen sollte man für einen Sprachkurs mindestens einplanen“, empfiehlt Claus Kunze vom FDSV. Besonders günstig Englisch lernen könne man zum Beispiel auf Malta: Ein 14-tägiger Sprachkurs kostet dort inklusive Unterkunft etwa 850 Euro – in der Nebensaison. In der Hauptsaison sind die Kosten um 30 bis 40 Prozent höher. Die Stiftung Warentest rät fortgeschrittenen Englischlernern aber von Malta ab, weil Englisch dort zwar die Amts-, nicht aber die Muttersprache ist. „Die meisten Einheimischen sprechen Englisch nicht akzentfrei und nicht unbedingt fehlerfrei“, sagt Christina Engel.

QUALITÄT

Veranstalter, die im FDSV organisiert sind, halten sich an die Richtlinien des Vereins. Dazu gehört zum Beispiel, dass in der Woche mindestens 15 Lektionen gelehrt werden, die jeweils mindestens 45 Minuten dauern. Und die Kurse höchstens 15 Teilnehmer haben. Für die Sprachenlerner wird an diesen Schulen außerdem ein Freizeitprogramm organisiert. „Gute Kurse sind abwechslungsreich und beinhalten viele Übungen mit einem Partner oder in der Gruppe", sagt Christina Engel. „Neben dem Sprechen sollten auch die anderen Sprachfertigkeiten trainiert werden: Hörverständnis, Lesen und Schreiben.“ Wichtig findet die Stiftung Warentest auch, dass kulturelle Eigenarten und Unterschiede thematisiert werden, etwa bei der Begrüßung und beim Essen. Zum Lernerfolg kann auch eine internationale Zusammensetzung des Kurses beitragen: Wenn die Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern kommen, greifen sie in den Pausen nicht gleich auf ihre Muttersprache zurück.

UNIVERSITÄTEN

Neben Sprachschulen bieten auch ausländische Universitäten Sprachkurse mit „Campusfeeling“ an. Zum Beispiel das St. Clare’s College in Oxford. Die Teilnehmer werden dort 21 Stunden in der Woche unterrichtet. Der Kurs kostet inklusive Unterbringung in einem Doppelzimmer 561 Pfund pro Woche. (rund 625 Euro, Informationen unter: www.stclares.ac.uk/english/fees_summer.php.)

EXOTEN

Viele Veranstalter haben längst auch Türkisch-, Russisch-, oder Chinesisch-Kurse im Angebot. Wer sich etwa für einen Kurs in China entscheidet und keine Vorkenntnisse hat, arbeitet dort zunächst mit einer Lautschrift, um die Sprache mündlich schnell anwenden zu können. Nach Ansicht des Veranstalters „Sprachcaffe“ sei ein vierwöchiger Kurs ausreichend, „um in die Sprache hinein zu kommen“. Der Veranstalter GLS räumt ein, dass es gut sei, wenn die Kursteilnehmer schon ein paar Vorkenntnisse haben. Die Schulen seien jedoch auch auf Anfänger eingestellt. GLS bietet etwa Kurse in Shanghai, Peking und Hong Kong an.

FÖRDERUNG

Lernwillige können ihre Sprachferien durch die Bildungsprämie unterstützen lassen: Zuerst muss der so genannte Prämiengutschein beantragt werden und erst danach der Kurs. Durch den Gutschein übernimmt der Bund 50 Prozent der Kosten für die Weiterbildung, maximal aber 500 Euro. Nutzen kann den Gutschein, wer ein zu versteuerndes Jahreseinkommen bis maximal 25 600 Euro hat (mehr dazu unter: www.bildungspraemie.info). Arbeitnehmer haben außerdem die Möglichkeit, für ihren Sprachkurs einen Bildungsurlaub zu beantragen. Dabei übernehmen sie die Kosten für den Kurs selbst, werden von ihrem Arbeitgeber aber fünf Tage freigestellt, für die sie weiter Gehalt bekommen.

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