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Wirtschaft: 1,5 Milliarden Euro für 24 Kliniken

Fresenius-Konzern schluckt Helios und plant eine Kapitalerhöhung / Standort Berlin wird gestärkt

Berlin - Der Gesundheitskonzern Fresenius kauft die Helios-Kliniken, um sich damit für weiteres Wachstum im deutschen Krankenhausmarkt zu rüsten. Der Kaufpreis liegt bei 1,5 Milliarden Euro, wie Fresenius mit Sitz in Bad Homburg am Freitag bekannt gab. Helios ist einer der größten privaten Klinikbetreiber Deutschlands und auch in Berlin stark vertreten. Zum vereinten Unternehmen, der auch Helios heißen soll, werden künftig 55 private Häuser gehören. Die Zustimmung des Kartellamtes steht noch aus. Fresenius zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Übernahme zum Jahresende abgeschlossen sein könnte.

Der deutsche Krankenhausmarkt ist im Umbruch. Weil den Ländern und Kommunen das Geld für nötige Investitionen fehlt, schreiben viele kommunale Kliniken Verluste. Immer mehr davon werden an private Klinikketten verkauft, die die maroden Häuser oft in profitable Unternehmen verwandeln. Mit der Übernahme von Helios kommt jetzt neue Bewegung in den Markt.

Durch den Kauf von Helios stärkt der Fresenius-Konzern seine schwächelnde Kliniksparte Proserve, zu der auch die Wittgenstein-Gruppe gehört. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Helios, Asklepios, Sana oder Rhön Kliniken war Proserve zu klein und brachte zu wenig Ertrag. Analysten fordern daher schon länger, die Sparte entweder zu verkaufen oder durch Zukäufe zu stärken. Das hat Fresenius jetzt getan – und ist dadurch zum zweitgrößten privaten Klinikbetreiber Deutschlands aufgestiegen.

Helios war schon vor der Übernahme einer der drei größten Krankenhausbetreiber in Deutschland. Für das Geschäftsjahr 2005, das soeben zu Ende gegangen ist, erwartet der Konzern einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. Zum wichtigsten Standort der Klinikgruppe war durch den Kauf der Zehlendorfer Behring-Klinik und den seit 2001 zum Konzern gehörenden Kliniken in Buch die Stadt Berlin aufgestiegen (siehe Kasten). Helios hatte mehrfach auch Interesse an einem weiteren Zukauf in Berlin angemeldet, etwa beim landeseigenen Klinikbetrieb Vivantes oder dem Universitätsklinikum Charité. Der gewachsenen Bedeutung Berlins entsprechend, hatte der Konzern im vergangenen Herbst angekündigt, auch die Zentrale aus Fulda in die Hauptstadt zu verlegen.

An dem Umzugstermin im Jahr 2007 werde weiterhin festgehalten, heißt es nun vom neuen Eigentümer Fresenius. Man werde dabei sogar mehr Arbeitsplätze in Berlin schaffen, als ursprünglich geplant. „Die neue Zentrale muss dann nicht nur die bisherigen 24 Helios-Kliniken mit 18 000 Beschäftigten verwalten, sondern natürlich auch die 29 Kliniken der Wittgenstein-Gruppe – das heißt, es werden mehr Verwaltungsstellen nötig sein“, sagt Fresenius-Sprecher Joachim Weith dieser Zeitung. Genau beziffern könne er den Zuwachs jedoch noch nicht. „Wir können das erst abschätzen, wenn die Zusammenführung beendet ist.“ Ursprünglich sollten rund einhundert neue Arbeitsplätze entstehen.

Nach der Übernahme käme der neue Klinikkonzern Helios auf einen Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Marktführer Asklepios bringt es nach eigenen Angaben auf 1,9 Milliarden Euro. Fresenius übernimmt 94 Prozent der Helios- Anteile. Die übrigen sechs Prozent bleiben beim Management.

Analysten begrüßten den Kauf. „Fresenius wird dadurch zu einem gewichtigen Spieler auf dem deutschen Klinikmarkt“, sagte Marc Schwammbach von der NordLB. Auch den Preis bezeichnete er als angemessen.

Dass der Kurs der im M-Dax notierten Fresenius-Vorzugsaktie am Freitag trotzdem um 3,96 Prozent auf 108,05 Euro nachgab, liegt an der geplanten Kapitalerhöhung, mit der Fresenius-Chef Ulf Schneider die Übernahme finanzieren will.

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