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Deutlich nach zwölf. Die Uhr an der Bank von Spanien zeigt, welche Stunde es geschlagen hat. Erst auf erheblichen Druck hat das Land angekündigt, Hilfen zu beantragen. Foto: dpad

© dapd

Wirtschaft: 100 Milliarden Euro machen Eindruck

Rund um die Welt ist Erleichterung zu spüren – dabei sind die Details der Unterstützung noch unklar.

Berlin – Barack Obama hatte sehr deutlich gemacht, was er von den Europäern erwartet: „Wenn es für unsere Produkte weniger Nachfrage in Orten wie Paris oder Madrid gibt“, sagte der US-Präsident am Freitag, „dann könnte das weniger Geschäfte für Hersteller an Orten wie Pittsburgh oder Milwaukee bedeuten.“ Sprich: Keine fünf Monate vor den US-Wahlen passt ihm die Euro-Krise nicht in den Kram. Sein Finanzminister Tim Geithner lobte denn am Wochenende prompt, dass sich Spanien und die europäischen Partner verständigt hätten. Dieser Schritt sei „wichtig für die Gesundung der spanischen Wirtschaft und ein konkreter Schritt auf dem Weg zur finanziellen Einheit, die entscheidend ist für die Widerstandskraft der Euro-Zone“.

Zum Lob gesellt sich also die Mahnung, den Laden endlich in Ordnung zu bringen. Das dürfte die Tonlage beschreiben, die Obama beim Gipfeltreffen der größten Industrienationen und wichtigsten Schwellenländer (G 20) nächste Woche in Mexiko anschlägt. Erstmals wird dort auch der neue spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy anwesend sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird ihre Pläne einer Fiskalunion erläutern.

Mit Spannung wird erwartet, wie die Finanzmärkte am Montag auf die Unterstützung der spanischen Banken reagieren. An der Wall Street dürfte der Auftakt der neuen Handelswoche von kollektiver Erleichterung geprägt sein. Europas bis zu 100 Milliarden Euro schwere Hilfen mildern an der New Yorker Börse die Furcht vor einem Flächenbrand in der krisengeschüttelten Euro-Zone. „Das ist ein entscheidender Schritt, um eine Ansteckung zu verhindern“, sagte Tim Speiss von EisnerAmper’s Personal Wealth Advisors. Die Summe sei überraschend hoch und lindere an den Aktienmärkten zumindest kurzfristig die Angst.

Der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone macht der Finanzsektor zu schaffen, der die Folgen einer geplatzten Immobilienblase schmerzhaft zu spüren bekommt. Spanien hat sich in der Schuldenkrise zu einem neuen Brandherd neben Griechenland entwickelt. Experten begrüßten, dass Spanien-Hilfen noch vor der am Sonntag anstehenden Wahl in Griechenland beschlossen wurden. So sei Spanien besser gewappnet, sollte das griechische Votum die Märkte in Panik versetzen, sagte etwa Peter Cardillo von Rockwell Global Partners. Allerdings heißt es inzwischen, Spanien sei vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU dazu gedrängt worden, sofort und damit noch vor der Wahl in Griechenland einen konkreten Hilfsantrag zu stellen – habe dies jedoch abgelehnt.

Analysten gehen trotzdem davon aus, dass die Aktienmärkte positiv reagieren. Bereits die Aussicht auf einen Hilfsantrag hatte am Freitag für Entspannung gesorgt. „Die Zahl von bis zu 100 Milliarden Euro ist ermutigend und ziemlich realistisch“, sagte Edmund Shing von Barclays. Es sei allerdings ein Wermutstropfen, dass noch unklar sei, ob die Gelder aus dem ESM oder dem EFSF kämen. „Die Märkte werden dies mit Zurückhaltung bewerten, bis klar ist, wie es finanziert werden soll.“ mit rtr

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