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Wirtschaft: 150 000 Stromtankstellen für Deutschland

EU strebt massiven Ausbau der Elektromobilität an.

Brüssel - Die Brüsseler EU-Kommission will den Ausbau einer klimafreundlichen Verkehrsinfrastruktur in Europa massiv beschleunigen. Neben Tankstellen für Autogas sollen in den kommenden Jahren insbesondre Ladestationen für Elektroautos flächendeckend errichtet werden.

„Der Markt steckt fest“, sagte die Sprecherin von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Donnerstag dem Tagesspiegel. „Die Industrie hält sich mit Investitionen zurück, weil bisher nicht klar ist, ob es überhaupt ein flächendeckendes Netz von Ladestationen geben und wie die technischen Standards in Europa aussehen werden“. In der offiziellen Mitteilung der Behörde ist gar von einem „Teufelskreis“ die Rede: „Stromtankstellen werden nicht gebaut, weil es nicht genug Elektroautos gibt. Elektroautos werden nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen verkauft, weil die Nachfrage fehlt. Die Verbraucher kaufen sie nicht, weil sie zu teuer sind und Ladestationen fehlen.“

Die Brüsseler Bestandsaufnahme zählt gerade einmal 11 749 Stromtankstellen, die im Jahr 2011 in den 27 Mitgliedstaaten frei zugänglich waren. In Deutschland waren es mit 1937 zwar am meisten, im Vergleich zu den wesentlich kleineren Niederlanden, wo 1700 Stationen stehen, aber relativ wenige. Zu den in Europa führenden Elektromobilitätsnationen gehören Spanien, Großbritannien und Frankreich. Für eine flächendeckende Infrastrukturversorgung in Europa sind nach den Vorstellungen der EU-Kommission aber bis 2020 mindestens 794 000 Ladestationen nötig – „konservativ gerechnet“, wie Kallas’ Sprecherin hinzufügte. In Deutschland sollen es 150 000 werden.

Den Investitionsbedarf beziffert die Kommission auf acht Milliarden Euro. Der „allergrößte Teil“ dafür soll aus dem Markt kommen und der staatliche Beitrag vor allem in der gesetzlichen Regulierung bestehen. So könnten Konzessionen für Autobahntankstellen oder andere öffentliche Ausschreibungen die Pflicht zur Installation von Stromladesäulen enthalten.

Die EU-Komission schlägt außerdem vor, den „Typ 2“-Stecker europaweit zu empfehlen, der von der nordrhein-westfälischen Firma Mennekes entwickelt worden ist und heute das am meisten verbreitete Modell in der EU ist. Auch für die Wasserstoffbetankung soll es künftig ein zuverlässiges Netz geben, das auf dem bestehenden Benzin- Tankstellennetz aufbauen soll. Christopher Ziedler

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