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Wirtschaft: 16 Stunden Arbeit am Tag

Miserable Bedingungen bei vielen Zulieferern der Konzerne

Berlin (msh). Die westlichen Handels und Textilkonzerne lassen die Beschäftigten in ihren Zulieferbetrieben in den Entwicklungsländern noch immer unter schlechten Bedingungen arbeiten. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine Studie der internationalen Nichtregierungsorganisation Oxfam. In den Nähereien der Lieferanten von Puma, Umbro oder Lotto leiden besonders Frauen unter überlangen Arbeitszeiten, unbezahlten Überstunden oder Niedriglöhnen, die kaum das Existenzminimum ermöglichen. „Um Aufträge zu bekommen, zwingen die Zulieferbetriebe ihre Arbeiter, länger und härter zu arbeiten und verweigern ihnen fundamentale Arbeitnehmerrechte“, sagt Jörn Kalinski von Oxfam Deutschland.

In den vergangenen Jahren hatten immer wieder Berichte über unzumutbare Zustände in den so genannten „Sweat Shops“ die Öffentlichkeit alarmiert und für einen Zulauf unter den Globalisierungskritikern gesorgt. Sie deckten auf, dass besonders Sportartikelfirmen wie Nike oder Adidas ihre Waren bei vielen Betrieben in südamerikanischen oder asiatischen Ländern unter menschenunwürdigen Bedingungen fertigen ließen. Besorgt um ihr teuer bezahltes Markenimage versprachen die Konzerne Besserung. In Selbstverpflichtungen bekennen sie sich seitdem zu ethischem Handeln, und firmeneigene Kontrollteams sollen die Einhaltung von Mindeststandards überwachen.

„Allerdings stimmen die Versprechungen der großen Konzerne zu verantwortlichem Handeln oft nicht mit der Realität überein“, sagt Kalinski. Für die Oxfam-Studie befragten Interviewer der Kampagne „Play Fair“ 186 Arbeiterinnen und Arbeiter in den Ländern Bulgarien, Türkei, Indonesien, Thailand, Kambodscha und China. Das Ergebnis: In allen Ländern mussten die Beschäftigten in der Hochsaison bis zu 16 Stunden pro Tag an sechs Tagen in der Woche arbeiten. Arbeiter in Bulgarien wurden bestraft oder sogar entlassen, wenn sie es ablehnten, Überstunden zu machen. In Indonesien wurden Arbeiter angegriffen, die sich in einer Gewerkschaft engagierten, und in China bekommen die Beschäftigten in Monaten mit schwacher Nachfrage ein Monatsgehalt von lediglich zwölf Dollar.

Grund für die schlechten Arbeitsbedingungen sind nach Ansicht von Oxfam und der UN-Behörde International Labour Organization (ILO) der Konkurrenzkampf und die Geschäftspraktiken der großen Unternehmen. „Trotz der Überwachungsteams geben in den Konzernen noch immer die Einkäufer den Ton an“, sagt Hans Hofmeijer, Direktor für multinationale Konzerne an der ILO. Und die seien vor allem an niedrigen Kosten interessiert. „Viele Lieferbetriebe können die Vorgaben zu den Arbeitsbedingungen der Konzerne nicht einhalten und gleichzeitig deren Preisvorstellungen nachkommen“, sagt Jürgen Eckel vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der die Oxfam-Initiative unterstützt. Nach den Recherchen von Oxfam versuchen viele Zulieferer, die Vorgaben der Konzerne mit gefälschten Arbeitszeit- oder Lohnabrechnungen zu umgehen. Bei Firmen wie Puma habe sich daher „die Ausbeutung am Ende der Lieferkette verschärft“, sagt Eckel.

In einer weltweiten Kampagne vor den Olympischen Spielen wollen Oxfam und zahlreiche nationale Gewerkschaften jetzt auf die Situation aufmerksam machen.

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