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175-jähriges Jubiläum: Bertelsmann feiert sich am Gendarmenmarkt

Der Stammsitz von Bertelsmann ist im ostwestfälischen Gütersloh. Doch gratulieren lässt sich der Medienkonzern in Berlin - unter anderem von Kanzlerin Merkel.

Berlin - Zum 175-jährigen Jubiläum beschenkte Bertelsmann sich am Donnerstagabend selbst: mit einer pompösen Feier im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt. Mehr als 1000 Gäste kamen über den roten Teppich, darunter TV-Bekanntheiten wie Günter Jauch, Verleger wie Hubert Burda und Politiker wie der ehemalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hob in ihrer Festrede die Bedeutung der Medienkompetenz für die Gesellschaft hervor. Sie sei eine Aufgabe für Eltern, Bildungseinrichtungen und die Politik, „aber auch für die Medienwirtschaft“, sagte Merkel. „Das ernsthafte Bemühen um eine mündige Mediennutzergesellschaft scheint mir eine sehr lohnende Investition in die Zukunft zu sein.“ Merkel sagte, sie hoffe, dass für Bertelsmann weiterhin ein Grundsatz des 2009 verstorbenen Firmenpatriarchen Reinhard Mohn gelte und sich „ethische Kriterien immer gegenüber ökonomischen Zielen durchsetzen“. Seine Frau und Nachfolgerin Liz Mohn sagte, Erfolg erweise „sich nicht nur im ökonomischen Sinne, sondern auch darin, einen Leistungsbeitrag für die Gesellschaft zu erbringen“. Dieser Anspruch ist zuletzt öfters bezweifelt worden. Der Journalist Thomas Schuler schrieb in seinem vor einem Monat erschienenen Buch „Bertelsmannrepublik Deutschland“, wie Reinhard Mohn die als gemeinnützig ausgewiesene Bertelsmann-Stiftung benutzte, um politischen Einfluss auszuüben.

Bei der Feier blieb derlei Kritik außen vor. Die Gäste sahen ein Showprogramm mit Filmeinspielungen und Live-Auftritten aus dem weltweiten Bertelsmann-Imperium. Es sangen der Gewinner der indischen Version von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) und Leona Lewis, die 2006 in der britischen Castingshow „X-Faktor“ berühmt wurde. Die versammelte Elite aus Politik, Wirtschaft und Kultur bekam also Produkte aus Fernsehshows vorgesetzt, die sonst gerne mit dem Titel „Unterschichtenfernsehen“ bedacht werden. Aber es sind nun mal solche Sendungen – vom „Dschungelcamp“ bis zu „DSDS“ –, die der Bertelsmann-Tochter RTL die Quoten bringen, auch wenn viele Kritiker darin den Niedergang des Kulturguts Fernsehen sehen.

Produkte für Massenmärkte waren immer ein Erfolgsrezept von Bertelsmann. Das war schon so, als der Konzern mit dem „Buchklub Lesering“ Verkaufsschlager in hohen Auflagen nachdruckte und am Buchhandel vorbei massenhaft an den Leser brachte. Der Erfolg der RTL-Senderfamilie beruhte auf einem Gespür für die großen Trends des Unterhaltungsfernsehens, und mit dem Kommunikationsdienstleister Avarto bedient Bertelsmann das in der Wirtschaft in Mode gekommene Outsourcing.

Bertelsmann feierte auch den wirtschaftlichen Erfolg, der nach einem verlustreichen Jahr 2009 nun zurückgekehrt ist. Bis Juli dieses Jahres verdiente das Unternehmen 246 Millionen Euro. Vor allem in den von der Werbekonjunktur abhängigen Bereichen wie bei der Sendergruppe RTL-Group und dem Verlagshaus Gruner + Jahr („Gala“, „Stern“) laufen die Geschäfte wieder. „Wir stehen auch nach einer beispiellosen Wirtschaftskrise sehr gut da“, sagte Konzernchef Hartmut Ostrowski.

Christian Helten

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