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Freak oder Genie: Microsoft-Gründer Bill Gates

© dpa

25 Jahre: Microsofts Milliardenfenster

Vor 25 Jahren brachte Microsoft das Betriebssystem Windows auf den Markt. Heute bröckelt das Monopol.

Berlin - Mit Fenstern verbindet jeder etwas anderes. Bei Microsoft Deutschland in Unterschleißheim bei München haben die Mitarbeiter nachgeschlagen, welche großen Ereignisse sich 1985 zugetragen haben, in dem Jahr also, als am 20. November von der Allgemeinheit nahezu unbemerkt die erste Version des Betriebssystems Windows veröffentlicht wurde. „Bumm-Bumm-Boris“ – der Wimbledon-Sieg von Boris Becker war demnach für die Deutschen das bewegendste Ereignis dieses Jahres.

Bei den Microsoft-Aktionären öffnen sich derzeit ganz andere Fenster auf den Computerbildschirmen. In ihnen wird das Auf und Ab an den Börsen dargestellt. Während der Kurs der Apple-Aktie seit dem gesamtwirtschaftlichen Einbruch Ende 2008 annähernd schnurgerade aufwärts verläuft und auch bei Google der langfristige Trend die Aktionäre hoffnungsfroh stimmt, zeigt sich bei Microsoft ein ganz anderes Bild. „Seit fast zehn Jahren dümpelt der Kurs der Microsoft-Aktie im 20er-Bereich“, beschwerte sich ein Aktionär am Dienstag auf der Hauptversammlung. Trotz zuletzt leichter Erholungstendenzen liegen Microsoft-Aktien mit 19 Dollar aktuell fast fünf Dollar unter dem Höchststand dieses Jahres. Dass Vorstandschef Steve Ballmer darauf hinweist, er sei ebenfalls Aktionär und hoffe, dass der Aktienmarkt am Ende Microsoft verstehen werde, wenn man das Richtige tue, tröstet wenig. Vor allem wenn Ballmer in diesem Jahr in zwei Tranchen insgesamt 50 Millionen Aktien aus seinem privaten Bestand veräußert.

Dabei kommt das Windows-Jubiläum eigentlich zur richtigen Zeit. Mit Windows 7 hat Microsoft den Frust der Anwender mit dem ungeliebten Vorgängersystem Windows Vista fast vergessen gemacht. Insgesamt 240 Millionen Mal wurde Windows 7 seit der Markteinführung im Oktober 2009 verkauft. Die Betriebssysteme aus Redmond sind nach wie vor auf über 90 Prozent aller Schreibtischcomputer und Notebooks vertreten. Zum Gewinn von Microsoft trägt Windows fast die Hälfte bei. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2010/2011 legte der Umsatz um 25 Prozent auf den Rekordwert von 16 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn stieg um 51 Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar. Das hat nicht nur mit der Beliebtheit von Windows 7 zu tun, vielmehr tauschen viele Firmen nach der krisenbedingten Stagnation derzeit ihre IT-Infrastruktur aus.

Die Anfangsjahre von Windows sind hingegen immer auch verbunden mit dem Dauerstreit über die Urheberschaft der grafischen Benutzeroberfläche, auf der Programme mit einem Mausklick statt mit komplizierten Befehlen gesteuert werden. Als Bill Gates im November 1983 auf der Computermesse Comdex in Las Vegas seine Pläne für Windows 1.0 ankündigte, hatte Steve Jobs mit dem Apple Lisa bereits den ersten Computer mit grafischer Oberfläche im Handel. Mit einem Preis von 10 000 Dollar waren diese Computer allerdings so teuer, dass Lisa bereits ein Jahr später wieder eingestellt wurde. Der Streit sollte deutlich länger dauern. Nach Veröffentlichung der zweiten Windows-Version verklagte Jobs Microsoft. Erst 1994 endete die Auseinandersetzung – zulasten von Apple, unter anderem weil sich auch Steve Jobs und Steve Wozniak von einem anderen Unternehmen haben inspirieren lassen: von Xerox. Das Unternehmen hatte bereits 1970 einen Computer mit Maus und grafischer Oberfläche entwickelt.

Beinahe nahtlos an diesen Streit schloss sich Mitte der 90er Jahre die erbitterte Auseinandersetzung um den Zugang zum Internet an. Im sogenannten Browserkrieg versuchte Microsoft, die Internet-Browser vor allem von Netscape vom Windows-Desktop fernzuhalten. Klagen von Konkurrenten und Wettbewerbshütern in den USA, aber auch aus Europa machten Microsoft das Leben schwer, zeitweise drohte dem Konzern sogar die Zerschlagung.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, lag am Erfolg von Windows 95. Der Sprung vom ebenfalls bereits sehr weit verbreiteten Windows 3.1 auf diese Version war so groß, dass sich zum Start von Windows 95 lange Schlangen vor den Geschäften bildeten. Die vollständige Integration des Internets erfolgte zwar erst etwas später, aber in den Grundzügen bestimmte Windows 95 alle künftigen Windows-Versionen.

Heute machen freilich andere die großen News, allen voran Steve Jobs mit seinen Ankündigungen von neuen iPhones, iPads oder noch dünneren MacBooks. Auch Google-Chef Eric Schmidt und der umtriebige Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sind inzwischen deutlich öfter in den Schlagzeilen als Microsoft-Chef Steve Ballmer. Doch auch wenn es insbesondere nach dem Rückzug von Bill Gates aus der Firmenleitung ruhiger geworden ist, hat Microsoft derzeit viel zu berichten. Das neue Windows Phone 7 wird von der Fachpresse gelobt, die ersten Smartphones mit dem Windows-Mobile-Nachfolger verkaufen sich gut. Die Bewegungssteuerung Kinect zu Microsofts Xbox 360 erscheine zwar als letzte, dennoch wurden allein in der ersten Woche über eine Million Stück verkauft. Für Ende des Jahres ist zudem ein Tablet-PC auf Windows-Basis angekündigt.

Die Aktionäre goutierten auf der Hauptversammlung besonders zwei Dinge: die auf 16 Cent erhöhte Dividende und Ballmers Hinweis, dass Firmengründer Bill Gates dem Unternehmen noch immer mit seinem Rat zur Seite steht.

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