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Fed-Chef Ben Bernanke

© dapd

267 Milliarden Dollar: US-Notenbank greift erneut zur Konjunkturspritze

Angesichts der lahmenden Wirtschaft verlängert die US-Notenbank Fed ein Programm zum Umtausch von Staatsanleihen. In den kommenden sechs Monaten sollen dafür 267 Milliarden Dollar verwendet werden.

Angesichts der lahmenden Wirtschaft greift die US-Notenbank Fed erneut zur Konjunkturspritze: Ein in diesem Monat auslaufendes Programm zum Umtausch von Staatsanleihen werde bis zum Jahresende verlängert, teilte der Offenmarktausschuss der Zentralbank am Mittwoch nach einer Sitzung in Washington mit. In den kommenden sechs Monaten sollen dafür 267 Milliarden Dollar (210 Milliarden Euro) verwendet werden.

Bei dem „Operation Twist“ genannten Programm werden kurzfristige Anleihen in Papiere mit langer Laufzeit getauscht. Dadurch sollen die Zinssätze gedrückt und Kredite für Unternehmen und Haushalte billiger gemacht werden, um so die Nachfrage anzuschieben. Die Fed will nun US-Anleihen mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren abstoßen und dafür Titel mit Laufzeiten von sechs bis 30 Jahren erwerben. Die Notenbank hatte im Herbst mit der „Operation Twist“ begonnen und dafür in einer ersten Runde 400 Milliarden Dollar in die Hand genommen. Der Offenmarktausschuss erklärte am Mittwoch außerdem, den Leitzins zwischen null und 0,25 Prozent zu belassen und bis mindestens Ende 2014 an dem außerordentlich niedrigen Zinsniveau festzuhalten. Mit der Politik des günstigen Geldes versucht die Fed seit Ende 2008, die US-Konjunktur zu befeuern. Der Offenmarktausschuss fällte seine Entscheidung am Mittwoch bei einer Gegenstimme des Mitglieds Jeffrey Lacker.

Fed-Chef Ben Bernanke ließ die Tür für weitere Konjunkturmaßnahmen offen. Ein neues Programm zum Ankauf von Staatsanleihen „würde zu den Dingen gehören, die wir erwögen, sollten wir zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft ergreifen müssen“, sagte er. Anders als beim Anleihentausch würde die Fed mit einem Aufkauf von Anleihen neues Geld in den Wirtschaftskreislauf pumpen.

Die Prognosen der Fed für die US-Wirtschaft haben sich im Vergleich zum Frühjahr eingetrübt. Für 2012 rechnet die Zentralbank nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,9 bis 2,4 Prozent, nachdem sie im April einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um bis zu 2,9 Prozent prophezeit hatte. Die Wachstumsprognose für das kommende Jahr senkte die Fed auf 2,2 bis 2,8 Prozent (April: 2,7 bis 3,1 Prozent).

Auch die Lage auf dem Jobmarkt wird sich nach Einschätzung der Zentralbank nicht entspannen. Die Fed erwartet für dieses Jahr eine Arbeitslosenquote von 8,0 bis 8,2 Prozent, 2013 könnte die Rate dann auf 7,5 bis 8,0 Prozent sinken. Die schwächelnde Wirtschaft ist das Hauptthema im US-Präsidentschaftswahlkampf, in dem sich Amtsinhaber Barack Obama und der republikanische Herausforderer Mitt Romney gegenüberstehen.
Bernanke machte die Krise in der Euro-Zone für die schlechte Konjunktur in den USA mitverantwortlich. „Wir hoffen, dass es sich nicht verschlimmert“, sagte er. „Das ist bereits ein Faktor, der die US-Wirtschaft bremst.“ (afp)

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