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Wirtschaft: 27 000 Berliner Wohnungen in neuer Hand Deutsche Wohnen

kauft Gehag-Gruppe

Berlin - Ausländische Finanzinvestoren verlieren offenbar zunehmend ihr Interesse am Berliner Immobilienmarkt. Jüngstes Zeichen dafür ist der Rückzug des amerikanischen Investors Oaktree, dem bisher das Berliner Wohnungsunternehmen Gehag gehörte. Nun gibt Oaktree das Berliner Geschäft an die Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen AG ab, eine ehemalige Tochter der Deutschen Bank. Eine entsprechende Vereinbarung sei mit den zu Oaktree gehörenden luxemburgischen Fonds OCM Luxembourg Real Estate Investments und OCM Luxembourg Opportunities Investments getroffen worden, teilte die Deutsche Wohnen am Dienstag mit. Die Deutsche Wohnen übernehme indirekt 85 Prozent der Gehag. Die verbleibenden 15 Prozent, die derzeit im Besitz der HSH Real-Estate-Gruppe sind, will die Firma ebenfalls erwerben.

Der Finanzinvestor Oaktree erhält zwar im Gegenzug 25 Prozent an der Deutsche Wohnen, zieht sich damit aber wohl aus dem operativen Geschäft zurück. „Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die andere Finanzinvestoren schon vor einiger Zeit eingeleitet haben“, sagte Ulrich Ropertz, Sprecher des Deutschen Mieterbundes, dem Tagesspiegel.

Für Marktbeobachter ist die jüngste Ankündigung eine konsequente Entwicklung. „Mit einer Beteiligung von 25 Prozent kann faktisch kein operatives Geschäft betrieben werden“, sagte Helmut Trappmann, Leiter des Immobilienbereichs bei der Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers. „Das macht deutlich, dass sich die Finanzinvestoren wieder zunehmend auf ihr Kerngeschäft besinnen.“

Auch andere Investoren, die in den vergangenen Jahren große Wohnungsgesellschaften in Berlin aufgekauft hatten, steigen nun wieder aus dem Markt aus. Zu Jahresbeginn hatte der Fonds Apellas rund 4900 Wohnungen im Südwesten Berlins verkauft. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der US-Investor Cerberus den Verkauf der Hannoveraner Gesellschaft Baubecon plant, die auch rund 7000 Wohnungen in Berlin verwaltet. In Finanzkreisen heißt es, Cerberus seit von den Renditen auf dem deutschen Wohnungsmarkt enttäuscht.

Mit dem Kauf der Gehag wächst der Bestand der Deutsche Wohnen um rund 27 000 auf etwa 50 000 Wohnungen. Zu den Berliner Objekten gehört etwa die Hufeisensiedlung in Britz. Daneben besitzt die Gehag 20 Senioren- und Pflegeheime und ein eigenständiges Kabelgeschäft. Bei der Übernahme wird der kompletten Gruppe ein Wert von rund 1,84 Milliarden Euro zugrundegelegt. Die Nettofinanzschulden der Gehag, die die Deutsche Wohnen übernimmt, liegen bei rund 1,31 Milliarden Euro.

Der Kaufpreis für die ersten 85 Prozent setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: Neben der Beteiligung an der Deutsche Wohnen erhalten die beiden Fonds 257 Millionen Euro in bar und eine Wandelschuldverschreibung von 25 Millionen Euro, also verzinsliche Wertpapiere, die die Fonds während einer bestimmten Frist zu dem festgelegten Preis von 45 Euro in Aktien eintauschen können. ysh

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