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Wirtschaft: „29 Euro sind eine schöne Sache“

Die Chefs von Post und Postbank sind erleichtert über den Start der Postbank-Aktie – ein Durchbruch für den Markt ist das nicht

Frankfurt am Main - Nach wochenlangem Gezerre und zwei Tage später als ursprünglich geplant hat die Postbank am Mittwoch den Sprung auf das Börsenparkett in Frankfurt geschafft. Der erste Preis für die neue Aktie lag mit 29 Euro über dem am Vorabend festgelegten Ausgabepreis von 28,50 Euro. Im Tagesverlauf rutschte die Notierung allerdings leicht ab. Am Ende war die Emission von rund 54,5 Millionen Aktien mit Bestellungen von 143 Millionen Aktien um mehr als das Zweieinhalbfache überzeichnet. Das heißt, nicht alle Kaufwünsche von Privatanlegern können erfüllt werden. Auch die Nachfrage nach der zugleich angebotenen Umtauschanleihe war viermal so hoch wie das Angebot. Der Post fließen durch Börsengang und Umtauschanleihe rund 2,53 Milliarden Euro zu.

Post-Chef Klaus Zumwinkel und Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann zeigten sich am Mittwoch auf dem Frankfurter Börsenparkett erleichtert, dass die Emission glatt über die Bühne gegangen ist. Die mehrfache Überzeichnung des Angebots in einem schwierigen Marktumfeld sei ein großer Erfolg, sagte Zumwinkel. „Der Aufschlag von 50 Cent beim ersten Kurs auf den Ausgabepreis lässt für die Zukunft hoffen.“ Nach Ansicht Schimmelmanns habe man auch internationale Anleger vom Geschäftsmodell der Postbank überzeugen können. „29 Euro sind eine schöne Sache. Die Börsennotiz ist jetzt eine tägliche Messlatte für unser Geschäft“, sagte er.

Nachdem die Post die Preisspanne für die Postbank-Aktie am Wochenende um rund zehn Prozent auf 28 bis 32 Euro gesenkt hatte, entschieden sich offenbar noch zahlreiche Privatanleger, bei der Emission zuzugreifen. Am Ende bekommen sie 22,9 Millionen Aktien – mehr als 20 Prozent der angebotenen rund 54,5 Millionen Papiere. Sie sind damit mit rund 6,6 Prozent an der Postbank beteiligt. Rund 43 Prozent liegen bei Fonds (über Aktien sowie die Umtauschanleihe), 51 Prozent hält weiterhin die Post.

Von den Privatanlegern erhalten nur die, die ein Depot bei der Postbank besitzen, die volle Zahl der bestellten Aktien. Aktionäre der Post bekommen die volle Zuteilung für bis zu 100 georderte Papiere, darüber hinausgehende Orders werden zu 60 Prozent berücksichtigt. Alle anderen Privatanleger bekommen für bis zu 60 bestellte Aktien die gesamte Menge, darüber hinaus werden ihnen 20 Prozent der Order zugeteilt. Die Umtauschanleihe bleibt institutionellen Investoren und damit vor allem Fonds vorbehalten.

Obwohl der größte Börsengang seit der Post-Emission vor vier Jahren letztlich gelang, hielt sich die Euphorie am Mittwoch in Grenzen. Ein Durchbruch für weitere Börsengänge in diesem Jahr sei es nicht gewesen, heißt es bei Börsianern. „Das war kein Eisbrecher“, sagt Fidel Helmer, Börsenchef beim Bankhaus Hauck&Aufhäuser. „Nur wegen der Postbank werden wir jetzt keine 30 Emissionen in diesem Jahr sehen. Es gibt keine Flut von neuen Papieren“, sagt auch Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Dazu habe es im Vorfeld der Emission zu viele Pannen gegeben – so war etwa eine interne Studie der Deutschen Bank über den Wert der Postbank nach außen gelangt. Spätestens nach den Erfahrungen mit der Postbank sei auch klar, dass Unternehmen nicht mit überzogenen Preisvorstellungen durchkommen könnten. Der Postbank- Aktie schreibt Keitel durchaus weiteres Kurspotenzial zu. Dass der erste Kurs über dem Ausgabepreis gelegen habe, sei ein erfreuliches Zeichen.

Der unabhängige Bankenanalyst Dieter Hein bleibt aber skeptisch. In den kommenden Wochen würden die Banken den Kurs stabilisieren. Danach rechnet er mit Abschlägen. Den fairen Wert der Aktie sieht er bei 27,50 Euro. Andere Analysten erwarten bis zu 36 Euro. Dann hätte die Aktie mit dem Kürzel DBP noch deutliches Potenzial nach oben.

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