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Wirtschaft: 30-Stunden-Woche rettet 1200 Jobs bei Opel

Monatslohn sinkt um 85 Euro/Arbeitzeitmodell bringt zweistelligen Millionenbetrag und mehr Flexibilität

Rüsselsheim (ro). Im Stammwerk von Opel wird die Arbeitszeit für rund 3500 Beschäftigte von 35 auf 30 Stunden reduziert; nach dem Abbau noch vorhandener Zeitguthaben werden bis zu 5500 Beschäftigte betroffen sein. Die Gehälter werden allerdings nur um den Betrag für 2,6 Stunden gekürzt, so dass die Betroffenen am Monatsende netto rund 85 Euro weniger auf dem Konto haben. Durch die Betriebsvereinbarung werden nach Angaben von Betriebsratschef Klaus Franz 1200 Arbeitsplätze gesichert. „Ein zusätzlicher Personalabbau ist damit vom Tisch.“ Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßte die Regelung, die vorerst bis Ende 2004 gilt.

Nicht nur bis zu 5500 Mitarbeiter in der Produktion, auch die übrigen rund 15500 Beschäftigten in Rüsselsheim bis hin zum TopManagement beteiligen sich am sogenannten Modell „30plus“. Aufgrund der schwierigen Marktlage, der offenbar enttäuschenden Nachfrage vor allem nach dem neuen Vectra und dem Signum sowie der Anlaufphase für den nagelneuen Vectra Caravan musste nach Einschätzung des Vorstands etwas passieren. Die Mitarbeiter leisten drei unbezahlte Arbeitsstunden pro Monat, die Führungskräfte verzichten zudem auf zwei Urlaubstage inklusive des jeweiligen Urlaubsgeldes. Insgesamt will Opel auf diesem Weg nach Angaben von Personal-Vorstand Norbert Küpper einen zweistelligen Millionenbetrag sparen.

Küpper und Betriebsratschef Franz lobten die Vereinbarung als neue Form des Gemeinwohls. Sie sei eine wichtige Ergänzung zum Sanierungsprogramm Olympia, das Opel ursprünglich noch in diesem Jahr wieder in die schwarzen Zahlen führen sollte. Franz bewertet die Regelung gar als „industriepolitisches Signal“. Das von der IG Metall gebilligte Modell zeige, dass „man flexibel sein kann ohne den Flächentarif zu verlassen“. Jetzt könne Opel schnell auf Nachfrageschwankungen reagieren. Im einzelnen sieht die Regelung vor, dass an fünf Tagen in der Woche jeweils in zwei Schichten á sieben Stunden und an vier Tagen pro Woche in einer Nachtschicht à fünf Stunden gearbeitet wird. Damit wird jetzt auch in Rüsselsheim eine dritte Schicht für die Produktion der Modelle Vectra und Signum möglich. Ohne Probleme könne die Produktion auf dieser Basis um 15 Stunden pro Woche – durch jeweils eine Stunde mehr pro Nachtschicht sowie einer zusätzlichen Nachtschicht – hochgefahren werden, sagte Franz. Die Rückkehr zur 35 Stunden-Woche ist in zwei Wochen möglich. Allerdings sieht es danach nicht aus: Die Nachfrage nach Vectra und Signum läuft schleppend. „Einen spürbaren Effekt durch die Internationale Automobilausstellung im September gibt es bei uns nicht“, sagte Vorstandsmitglied Claudia Martini. Und der neue Vectra Caravan kommt erst in diesen Tagen zu den Händlern.

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