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Polizeibeamte und Polizeifahrzeuge stehen am 19.02.2013 in Frankfurt vor einer Villa der Firmengruppe S&K. Die Frankfurter Firmengruppe wird verdächtigt, gemeinsam mit einem Hamburger Unternehmen ein umfassendes Schneeballsystem installiert und so einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht zu zu haben.

© dpa

3150 Seiten Anklage: S&K-Millionenskandal kommt vor Gericht

Die Gründer der Immobiliengruppe S&K lebten auf großem Fuß – finanziert auf Kosten Tausender Anleger. Jetzt müssen sie sich vor Gericht verantworten.

Es wird einer der größten Prozesse um Anlagebetrug der letzten Jahrzehnte in Deutschland. Am 24. September beginnt vor der 28. Wirtschaftsstrafkammer des Frankfurter Landgerichts der Prozess gegen die beiden Gründer und Eigentümer der Immobilienfirma S&K, einen leitenden Angestellten sowie gegen drei Unternehmer. Der Vorwurf: Gewerbs- und bandenmäßiger Betrug sowie gewerbs- und bandenmäßige Untreue und Beihilfe dazu. Der Schaden liegt bei mindestens 240 Millionen Euro. Rund 11 000 Anleger wurden geschädigt. Im Schnitt haben sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft 20 000 Euro verloren. Den Angeklagten drohen in dem bis November angesetzten Prozess Haftstrafen von bis zu 15 Jahren.

Auf 3150 Seiten beschreibt die Anklageschrift auf der Basis von 100 Terra-Byte Akten, E-Mails und 1100 Leitz-Ordnern die systematische Kapitalbeschaffung und die Betrügereien. Allein ihre Verlesung dürfte sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Seit 2008 hatten die heute 34 und 36 Jahre alten Firmengründer Stephan S. und Jonas K. der Anklage zufolge mit Schrott-Immobilien gehandelt, die sie völlig überteuert weiterverkauften. Später verlegten sie sich auf Immobilienfonds, allerdings nicht um Immobilien zu kaufen, sondern um bei Anlegern mit Renditeversprechen von bis zu 12 Prozent Geld einzusammeln. Nach Art eines Schneeballsystems wurden Auszahlungen an Alt-Anleger mit dem Geld neuer Anleger finanziert. Insgesamt beschafften sich S. und K. so 140 Millionen Euro. Dabei blieb genügend Geld für teure Villen und Autos und ausschweifende Partys übrig, die sie im Internet mit Videos dokumentierten.

Die Ermittler haben unzählige Besitztümer der beiden Firmengründer sichergestellt: darunter Motorräder, teure Uhren, mehrere Sportwagen, zwei Stretch-Limousinen, Goldbarren und unzählige Goldmünzen. Insgesamt wurden bislang Vermögenswerte im Volumen von 55 Millionen Euro beschlagnahmt.

Die Angeklagten beschafften sich zusätzlich etwa 50 Millionen Euro, indem sie fast 1300 Kunden von Lebensversicherungen dazu brachten, ihre angeblich schlecht verzinsten Policen zu kündigen und das Geld in S&K-Fonds zu stecken. Seit Anfang 2012 war gegen S. und K. ermittelt worden. Knapp ein Jahr später wurden die Beschuldigten verhaftet und sind seitdem in Untersuchungshaft. Unterstützt wurden die beiden Männer der Anklage zufolge von einem Rechtsanwalt, zwei Unternehmern aus Hamburg, einem weiteren Unternehmer sowie einem weiteren Manager von S&K. Dabei sind allerdings noch längst nicht alle mutmaßlichen Täter erfasst.

Die Geschädigten werden nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wahrscheinlich keinen Cent ihres S&K anvertrauten Geldes wiedersehen. Die meisten müssten wohl einen Totalverlust hinnehmen.

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