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Wirtschaft: 365 Bekenntnisse für den Standort Deutschland

Bundesregierung und Industrie starten bundesweiten Wettbewerb zur Fußball-WM / Schäuble: Die Welt schaut auf das Land

Berlin - Deutschland wird sich im Fußball-WM-Jahr 2006 jeden Tag an wechselnden Orten als kreativer und innovativer Standort präsentieren. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die Deutsche Bank stellten am Montag in Berlin die Teilnehmer des bundesweiten Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ vor. Das Projekt ist Teil der gemeinsamen Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft anlässlich der Weltmeisterschaft.

Aus mehr als 1200 Bewerbungen wurden 83 Unternehmen, 88 Forschungsinstitute, Schulen und Universitäten, 84 Museen, 80 Initiativen, kommunale Einrichtungen, Verbände und Vereine, 22 Feste, Festivals, Orchester, Theater sowie acht touristische Projekte ausgewählt. Berlin erhielt 31 Mal den Zuschlag, darunter das Technikmuseum oder das Gründerzentrum Weiberwirtschaft. Jeder der ausgewählten „Orte“ wird sich und seine Idee an einem Tag mit einer eigenen Veranstaltung präsentieren.

Die Fußball-WM sei „ein Geschenk und eine Chance“ für den Standort, sagte Schäuble. Schon bei der Gruppenauslosung am kommenden Freitag würden hunderte Millionen Menschen auf Deutschland schauen. 2006 biete die WM – „das größte Medienereignis in der Geschichte unseres Landes“ – die Gelegenheit, die Leistungskraft Deutschlands weltweit in ein positives Licht zu rücken. „Die Wirtschaft und die Bürger haben es verdient“, sagte der Innenminister.

Jürgen Fitschen, Mitglied des Group Executive Committees der Deutschen Bank, bemerkte, es sei durchaus schwierig, „sich selbst darzustellen“. Das habe die Deutsche Bank selber erfahren müssen. Das „365 Orte“-Projekt biete die Chance, auch mit kleinen Ideen das Deutschland-Bild zu korrigieren. Denn: „Im Moment scheinen wir zu sehr darauf fokussiert zu sein, unsere Schwächen darzustellen.“ International würden die Stärken Deutschlands längst wahrgenommen, sagte Jürgen R. Thumann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Zusammen mit der Bundesregierung wolle die deutsche Industrie „die Stärken noch stärker machen“.

Dass die Wirtschaft dabei in der Vergangenheit zögerlicher war als die Initiatoren der 20-Millionen-Euro-Kampagne erwartet hatten, zeigte das zähe Ringen um finanzielle Unterstützung. Inzwischen sind zehn Millionen Euro bei der Industrie eingesammelt, weitere zehn Millionen Euro kommen von der Bundesregierung. „Wir haben sogar Zusagen über mehr als zwölf Millionen Euro“, so der BDI-Präsident. Der Rückzug von BDI-Vize Michael Rogowski zum Jahresende habe nichts mit der Unterstützung der Wirtschaft für die Kampagne zu tun. Dies hatte „Der Spiegel“ berichtet. Rogowski hatte die Beteiligung der Wirtschaft an der Imagekampagne „Land der Ideen“ koordiniert. Im Sommer war es zum Eklat mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gekommen, der eine Zusage über eine Million Euro zurückzog, nachdem ihn Rogowski als „Wichtigtuer“ bezeichnet hatte. Rogowski entschuldigte sich später.

Ob Porsche nach dem Rückzug des BDI-Vize nun zurückkehrt, ließ Mike de Vries, Geschäftsführer der FC Deutschland GmbH, am Montag offen. Bisher unterstützen 18 Unternehmen die Standortinitiative als zahlende Partner – darunter kein deutscher Autokonzern. „In den nächsten 14 Tagen werden vier weitere Unternehmen Verträge unterschreiben“, kündigte de Vries an. Mit „zwei bis drei Firmen“ würden Vorgespräche geführt. Es sei sicher, so der FC-Deutschland-Chef, dass künftig auch ein Autokonzern das „Land der Ideen“ unterstütze. „Wir sind in der Finalisierung eines Vertrages.“ In Unternehmenskreisen ist zu hören, dass de Vries mit Audi verhandelt. Audi-Chef Martin Winterkorn ist Fußballfan und Audi Sponsor von Bayern München. Ende des Jahres will Mike de Vries „24 bis 26 Partner“ unter Vertrag haben.

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