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Heißes Pflaster. In Berlin sehen Experten viele Chancen für Jobs rund um die Elektromobilität.

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Update

4. Hauptstadtkonferenz Elektromobilität: McKinsey: Urbane Mobilität schafft 14.000 Arbeitsplätze in Berlin

Berlin sollte das internationale Schaufenster der Elektromobilität werden. Auf der Hauptstadtkonferenz wird eine Zwischenbilanz gezogen. Der Blick geht in die Zukunft - und die verspricht neue Jobs.

Elektromobilität und neue Mobilitätsangebote wie Carsharing oder der Abruf von Fahrzeugen mit Fahrer (E-Hailing) werden zum Jobmotor für Berlin. Nach einer Prognose des Beratungsunternehmens McKinsey, die am Mittwoch auf der 4. Hauptstadtkonferenz Elektromobilität im Roten Rathaus vorgestellt wurde, können bis 2030 in der Hauptstadt bis zu 14 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Als Metropole profitiert Berlin demnach in besonderem Maße vom Trend zu einer intelligenten, stadtverträglichen und umweltfreundlichen Mobilität.

Eine von der Technologiestiftung Berlin in Auftrag gegebene Untersuchung, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, kommt zu einem ähnlichen, allerdings etwas niedrigeren Ergebnis. So könnten danach bis 2030 rund 10 000 hochqualifizierte Arbeitsplätze in Berlin entstehen – in bestehenden Technologiefirmen und in Start-ups. Derzeit sind laut McKinsey 75 000 Menschen in Berlin in der Mobilitätsbranche beschäftigt.

Wirtschaftssenatorin Yzer: Wir könnten weiter sein

„Vieles ist schon heute möglich, aber selbstkritisch müssen wir feststellen: Wir könnten schon weiter sein“, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) auf der Konferenz mit rund 500 Teilnehmern. Vor allem den schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur findet Yzer „ärgerlich“. Zwei Jahre hätten die Ausschreibung und Vergabe für den Aufbau und Betrieb des Ladesäulennetzes gedauert. „Das war nicht smart“, sagte die Senatorin. Die in Berlin präsenten Carsharinganbieter hätten wegen der lückenhaften Infrastruktur weniger E-Fahrzeuge eingesetzt als geplant. In Städten wie Stuttgart seien die Flotten komplett elektrisch. Zwar solle es bis Mitte des Jahres in Berlin 1000 öffentliche Ladepunkte geben – aktuell sind es 650. „Aber in Paris findet man alle 300 Meter einen“, sagte Yzer.

Christian Gaebler, Staatssekretär für Stadtentwicklung, verteidigte indes das langwierige Procedere einer internationalen Ausschreibung. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, sagte er. Inzwischen interessierten sich auch andere Städte für das Berliner Modell. Der niederländische Netzbetreiber Alliander hatte Anfang 2015 den Zuschlag zum Ausbau des Berliner Ladesäulennetzes erhalten. Gaebler sieht nun Autokonzerne und Politik in der Pflicht und plädierte für eine direkte finanzielle Förderung. „Es ist doch lächerlich, wenn die Bundesregierung glaubt, mit der Freigabe von Busspuren und Parkplätzen mehr Elektroautos auf die Straße zu bekommen“, sagte Gaebler. Es müsse nun Geld in die Hand genommen werden. Yzer lehnt hingegen eine „allgemeine Subventionierung“ ab und spricht sich für eine Unterstützung gewerblicher Nutzer von E-Autos aus.

76 Millionen Euro für das Schaufenster

Insgesamt würdigten die Politiker das Schaufenster Elektromobilität, das Ende 2016 nach vier Jahren ausläuft, als Erfolg. 76 Millionen Euro sind laut Yzer in 80 Einzelvorhaben mit 100 Partnern geflossen, davon 15 Millionen Euro in Landesprojekte. Hinzu kamen die von 200 Unternehmen getätigten Investitionen – 2015 waren es gut 15 Millionen Euro. Die Berliner Agentur für Elektromobilität (Emo) soll weiter vom Senat gefördert werden und wird sich stärker den Themen Digitalisierung und Vernetzung zuwenden.

McKinsey kommt ferner zu der Einschätzung, dass im Zuge der Elektrifizierung des Individualverkehrs die CO2- Emissionen im Berliner Verkehrssektor bis 2030 um 30 Prozent sinken könnten. Die deutsche Hauptstadt habe sich zum „Leitmarkt“ für Elektromobilität und insbesondere Carsharing entwickelt, sagte McKinsey-Partner Andreas Venus. Diese Stärken gelte es auszubauen, etwa durch die kundenfreundliche Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger. Der Umstand, dass in Berlin keine Autos gebaut würden, sei kein Nachteil. „Auch Kalifornien hatte früher keinen Autohersteller“, sagte Venus mit Blick auf den amerikanischen E-Autobauer Tesla.

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