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Wirtschaft: 50 Cent für einen Fußball

Hilfsorganisation Oxfam greift Adidas und Nike an

Berlin - Zwei Wochen vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft hat die internationale Hilfsorganisation Oxfam die großen Sportartikelhersteller angegriffen. Arbeiter, die in Asien für Konzerne wie Fila, Nike, Adidas, Puma oder Asics Sportbekleidung oder andere Produkte herstellen, würden nach wie vor daran gehindert, Gewerkschaften zu gründen, kritisierte Oxfam in einem jetzt veröffentlichten Bericht. Arbeitnehmer, die eine höhere Bezahlung oder bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen wollen, müssten damit rechnen, entlassen oder bedroht zu werden.

Für die Studie hat Oxfam nach eigenen Angaben mehrere Jahre lang zwölf große Markenfirmen beobachtet. Das Fazit: Von allen Firmen habe Reebok bisher am meisten für die Arbeitnehmerrechte getan. Die Reebok-Mutter Adidas, aber auch Puma, Nike und Asics hätten lediglich einige Verbesserungen vorgenommen, insgesamt sei das Verhalten aber dürftig. Besonders schlecht schneidet Fila ab. Das Recht, eine Gewerkschaft zu gründen, sei ausschlaggebend für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sagte Kelly Dent, Sprecherin von Oxfam International und Co-Autorin des Berichts: „Dennoch sind viele Markeninhaber nicht willens, diesen Ball zu spielen.“

Sportartikel werden vor allem in Asien hergestellt. Das gilt auch für die Produktion von Fußbällen. Dabei kommen etwa 60 Prozent aller weltweit verkauften Fußbälle aus einer Stadt – der 400 000 Einwohner zählenden Industriemetropole Sialkot im Nordosten Pakistans. Alle großen Sportartikelkonzerne arbeiten mit Betrieben vor Ort zusammen.

Die Arbeitsbedingungen sind hart. Je nach Qualität und Größe bekommen die Näher zwischen 50 bis 75 Cent pro Stück. Am Tag schaffen sie drei bis sechs Bälle, rund 1400 Mal müssen die Arbeiter die Nadel durch den dicken Kunststoff ziehen, bis ein hochwertiger Fußball fertig ist. Verkauft wird der dann in Europa – für bis zu 100 Euro das Stück.

Dennoch kommt die Stiftung Warentest, die jetzt die Qualität von Fußbällen, aber auch die sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen bei der Herstellung getestet hat, zu einem erfreulichen Ergebnis: „Fairplay setzt sich durch“, schreiben die Tester in ihrem aktuellen Testbericht (Test 6/2006).

Kinderarbeit, früher weit verbreitet, gebe es zumindest in der Fußballindustrie Pakistans so gut wie nicht mehr. In anderen Branchen sei das jedoch anders, räumen die Verbraucherschützer ein. Für ihre Untersuchung hatten die Tester nicht nur die Anbieter befragt, sondern auch Produktionsbetriebe in Pakistan, Thailand und China besucht.

Zumindest die großen Sportartikelkonzerne Adidas, Nike und Puma würden deutliche Anstrengungen unternehmen, ihrer sozialen Verantwortung und dem Umweltschutz gerecht zu werden. So gebe es in der thailändischen Fabrik, in der der WM-Ball Teamgeist aus dem Hause Adidas zusammengenäht wird, eine Krankenversicherung, eine Altersvorsorge – und eine Gewerkschaft. Zwei Anbieter spielten nicht mit: Aldi und die Firma Hudora verweigerten die Auskunft.

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