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Wirtschaft: 90 Millionen Euro mit einem Coup

Premiere-Chef Georg Kofler verkauft Aktien seines Unternehmens – das könnte ein Misstrauensvotum sein, argwöhnt die Börse

München - Wenige Tage nach Bekanntgabe der Kooperation mit dem Bundesliga-Sender Arena hat Premiere-Chef Georg Kofler sein Aktienpaket an dem Bezahlsender Premiere verkauft. Kofler beteuerte zwar, er glaube an die Zukunft des Unternehmens. Die Börse reagierte aber verunsichert. Die Premiere-Aktie erlebte am Dienstag einen Kurssturz um bis zu zehn Prozent. Bis zum Abend erholte sie sich auf ein Minus von 3,16 Prozent bei 16,85 Euro.

Kofler werde sein Paket mit knapp 11,4 Millionen Premiere-Aktien institutionellen Investoren zum Kauf anbieten, teilte Premiere am Dienstag in München mit. Einen Großteil des Erlöses wolle Kofler zur Tilgung eines sogenannten Mezzanine- Darlehens – einer Mischform zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung – verwenden. Beim Börsengang im März 2005 hatte sich der Südtiroler, der auch schon Pro Sieben Sat 1 an die Börse gebracht hatte, mit 11,6 Prozent an Premiere beteiligt. Die Hypo-Vereinsbank, die Bayern LB und die Bawag hatten ihm dafür ein Darlehen gewährt. Analysten schätzen, dass Kofler noch rund 90 Millionen Euro Schulden bei den Banken hat.

Für den Verkauf seiner Aktien hat Kofler einen günstigen Zeitpunkt gewählt: Erst Ende letzter Woche hatte Premiere eine Kooperation mit dem Inhaber der Bundesliga Pay-TV-Rechte, Arena, angekündigt. Daraufhin war der Premiere- Kurs um 20 Prozent gestiegen. Das Geschäft sieht vor, dass Premiere die Bundesliga in ganz Deutschland per Satellit verbreiten darf. Im Gegenzug steigt Arena bei Premiere ein und ist künftig mit 16,7 Prozent größter Anteilseigner.

Kofler stellte am Dienstag klar, dass er an die Zukunft des Senders glaube. Daher wolle er 20 Millionen Euro in Premiere- Aktien reinvestieren und diese Position künftig ausbauen. Vorerst ist Kofler mit etwas mehr als einem Prozent an Premiere beteiligt. Bisher sei die Beweglichkeit seiner Aktien durch das Darlehen eingeschränkt gewesen, begründete Kofler den Verkauf. Schätzungen zufolge hat er mit dem Coup auf einen Schlag zwischen 70 und 90 Millionen Euro verdient.

Kofler beteuerte, er wolle Premiere- Chef bleiben. Analysten werteten sein Vorgehen aber als negatives Signal. „Auf den ersten Blick hat es einen leicht faden Beigeschmack, dass er seine Aktien gerade jetzt, nach dem Geschäft mit Arena, verkauft“, sagte Christoph Gmeinwieser von der Bayern LB dieser Zeitung. „Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass er in einem Jahr noch Chef ist“, sagte ein Analyst, der anonym bleiben wollte. Andere Experten erklärten, es sei ein gutes Zeichen, dass Kofler neue Aktien kaufen wolle, um bei Premiere investiert zu bleiben.

Nicole Huss

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