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Wirtschaft: ABB macht Ernst ­ 10 000 Stellen sollen wegfallen

Westeuropa und USA betroffen / In Deutschland stehen vor allem Arbeitsplätze bei Adtranz auf dem Spiel ZÜRICH (ef/HB/AP).Der schwedisch-schweizerische Elektrokonzern ABB Asea Brown Boveri AG, Zürich, steht vor tiefgreifenden Einschnitten.

Westeuropa und USA betroffen / In Deutschland stehen vor allem Arbeitsplätze bei Adtranz auf dem Spiel

ZÜRICH (ef/HB/AP).Der schwedisch-schweizerische Elektrokonzern ABB Asea Brown Boveri AG, Zürich, steht vor tiefgreifenden Einschnitten.Restrukturierungsmaßnahmen, die in Westeuropa und Nordamerika zum Abbau von rund 10 000 Arbeitsplätzen führen, werden das Konzernergebnis des vierten Quartals 1997 mit einem Restrukturierungsaufwand von 850 Mill.Dollar ­ rund 1,5 Mrd.DM ­ belasten.Auch ohne diese Sonderbelastungen wird im laufenden Jahr mit einem erneut leicht rückläufigen Konzernergebnis gerechnet.Im vergangenen Jahr war dieses von 1,36 Mrd.auf 1,23 Mrd.Schweizer Franken gesunken. Das ABB-Ergebnis der ersten neun Monaten ist alles andere als positiv ausgefallen.Erfreulich ist der Anstieg des Auftragseingangs um 13 Prozent auf 28,1 Mrd.Dollar zu werten.In Lokalwährungen beträgt das ­ vor allem in den Sparten Stromerzeugung und Stromübertragung erreichte ­ Plus der ersten drei Quartale sogar 22 Prozent.Die ausgewiesenen Ergebnisse von ABB wurden durch Wechselkursauswirkungen negativ beeinflußt, weil der ABB-Konzern in US-Dollar bilanziert und der Dollar gegenüber jenen, meist europäischen, Währungen stärker notierte, in denen ABB einen Großteil seiner Geschäfte abwickelt.Der Konzernumsatz bildete sich im Berichtszeitraum um 5 Prozent auf 22,5 Mrd.Dollar zurück.Der Betriebserfolg nach Abschreibungen gab um 4 Prozent auf 1,48 Mrd.Dollar nach.In Landeswährungen ausgedrückt, erhöhte sich der Wert jedoch um vier Prozent. Belastet wurde das Resultat durch die negative Entwicklung der Verkehrstechnik, die in dem mit der Daimler-Benz AG gegründeten Gemeinschaftsunternehmen Adtranz (ABB Daimler-Benz Transportation GmbH) zusammengefaßt ist.Adtranz ist einer der größten Hersteller von Schienenfahrzeugen und steht derzeit nach eigenen Angaben vor harten Sanierungsmaßnahmen.Zudem entsprach auch die Umsatzentwicklung der Stromerzeugung nicht den Erwartungen.Der Konzerngewinn ermäßigte sich in den ersten drei Quartalen um vier Prozent auf 774 Mill.Dollar.In Landeswährungen ausgedrückt stieg jedoch der Reingewinn um vier Prozent. Konzernleitungs-Präsident Göran Lindahl will die bereits heute starke Präsenz von ABB in Asien weiter ausbauen.Gegenwärtig beschäftigt der Konzern dort 33 000 Mitarbeiter in über 100 Einheiten.Der Auftragseingang aus Asien erreichte im vergangenen Jahr bereits 8 Mrd.Dollar.Die durch die Währungsturbulenzen verursachten Schwierigkeiten in einigen asiatischen Ländern sind für den ABB-Chef nur von kurz- bis mittelfristiger Natur.Er erwartet, daß sich aufgrund des enormen Bedarfs an Infrastrukturinvestitionen, die ABB-Aktivitäten in dieser Region nach Überwindung der Krise sehr profitabel entwickeln werden.Kurzfristig ist allerdings wegen der Verteuerung der aus Europa und Nordamerika importierten Güter und der Verzögerung des Bakun-Staudammprojektes in Malaysia mit Ergebnisbelastungen zu rechnen. Das Bakun-Projekt verursacht im vierten Quartal Kosten von 100 Mill.Dollar.Zur Sicherung der Ertragskraft will ABB aber noch mehr Kapazitäten in den aufstrebenden Märkten aufbauen.Dagegen wird es weitere Einschnitte in Westeuropa und Nordamerika geben.Die Kompetenz-Zentren in den westlichen Industrieländern sollen aber erhalten werden. Der Abbau der Beschäftigung wird in Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, der Schweiz und den USA erfolgen.Allerdings schränkte eine Sprecherin von ABB Deutschland in Mannheim ein, in Deutschland sei man mit der Restrukturierung "praktisch durch" und deshalb von der Rotstiftaktion im Konzern nicht besonders betroffen.Vor krassem Stellenabbau steht aber das ABB-Daimler-Gemeinschafsunternehmen Adtranz, das sich von weiteren 3600 Mitarbeitern trennen will, 2500 davon in deutschen Werken. Während ABB in Europa und den USA Standorte verkleinern oder ganz schließen will, sollen im Gegenzug mehr Kapazitäten in den wachsenden asiatischen Märkten aufgebaut werden.Für Europa und die USA bedeutet dies den Abbau von rund 10 000 der aktuell 215 000 Stellen."Nur durch ein derart frühes Handeln können wir den Verlust von deutlich mehr Beschäftigung in Westeuropa und Amerika vermeiden", erklärte ABB-Konzernchef Göran Lindahl.Der ABB-Chef räumte ein, daß einige der Maßnahmen schwierig sein würden."Aber die Probleme im Markt lösen sich nicht von alleine", so Lindahl.Der Stellenabbau in Europa und in den USA, mit dem die Produktivität der Standorte gesteigert werden soll, soll in etwa zwei Jahren "zu den angestrebten Resultaten führen, hieß es am Dienstag bei ABB weiter. Die Inhaberaktien der ABB AG, der Schweizer Teilholding des Konzerns, die bereits seit einiger Zeit schwach im Markt lagen, gaben gestern bei Eröffnung des Handels nach, konnten sich dann aber wieder etwas erholen.

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