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Wirtschaft: ABB schockt Börse mit Ergebniswarnung

Probleme mit Altlasten in den USA - Elektrokonzern revidiert seine Gewinnprognose

Zürich (dpa/fo). Der Aktienkurs des schwedischschweizerischen Elektro- und Technologiekonzerns ABB ist am Dienstag nach einer so genannten Gewinnwarnung abgestürzt. Im Tagesverlauf sackte das Papier zeitweise um 50 Prozent ab. ABB-Chef Jürgen Dormann, der früher einmal den deutschen Chemiekonzern Hoechst leitete, hatte am Montagabend überraschend angekündigt, das Unternehmen werde seine Ertragsziele in diesem Jahr nicht erreichen.

Außerdem räumte Dormann ein, dass die Rückstellungen für die in den USA anhängigen Asbest-Schadenersatzklagen gegen die Tochter Combustion Engineering Inc. nicht ausreichten, was zu weiteren Belastungen für den Gewinn führen wird. Die Angaben brachten an den Börsen nicht nur ABB-Aktien unter Druck, sondern auch andere Technologiepapiere.

Die Ergebniswarnung kam überraschend drei Tage vor Veröffentlichung der Ergebnisse für die ersten drei Quartale 2002. Sie wurde von Dormann mit „anhaltender Marktschwäche und den niedriger als erwartet ausgefallenen Einsparungen aus dem Kostensenkungsprogramm“ erklärt. Konkrete Zahlen nannte der ABB-Chef nicht. Er beteuerte jedoch, dass ABB die Nettoverschuldung bis zum Jahresende um 1,5 Milliarden US-Dollar senken werde.

Noch vor wenigen Wochen hatte Dormann eine Betriebsgewinnmarge von vier bis fünf Prozent für dieses Jahr angekündigt, die bis 2005 auf neun bis zehn Prozent steigen sollte. „Diese mittelfristigen Ziele werden jetzt überprüft“, sagte ein ABB-Sprecher am Dienstag. Als Grund für das schlechtere Abschneiden nannte Dormann neben der Konjunkturflaute die Tatsache, dass das Sanierungsprogramm und die damit verbundenen Einsparungen nicht im erhofften Maße vorangekommen sind.

Dormann hat erst vor kurzen die Leitung des angeschlagenen Technologiekonzerns übernommen. Der deutsche Manager war Verwaltungsratsvorsitzender des Unternehmens geworden, nachdem er seinen Vorstandsjob beim deutsch-französischen Pharmakonzern Aventis aufgegeben hatte. Auf sein Drängen hin musste der ABB-Vorstandschef gehen, Dormann übernahm daraufhin selbst diesen Job. Im 1. Halbjahr 2002 hatte ABB bereits einen drastischen Gewinneinbruch erlitten. Der Konzerngewinn schrumpfte um 62 Prozent auf 101 Millionen US-Dollar (rund 104 Millionen Euro).

Sorgen bereiten dem Konzern auch die Asbest-Schadenersatzklagen in den USA, so dass ABB zur Lösung des Problems verschiedene Optionen erwägt und auch über die Beantragung von Gläubigerschutz nach Kapitel Elf der amerikanischen Konkursordnung nachdenkt. Der Buchwert der 1990 übernommenen Tochter Combustion Engineering Inc., die vor allem in den 70er Jahren das krebsauslösende Asbest in Heizkesseln verbaut hat, belief sich am 30. September auf 812 Millionen Dollar. Bis 2001 wurden 865 Millionen Dollar an Kläger ausbezahlt.

Die Rückstellungen, die schon 2001 maßgeblich für den ersten Konzernverlust der ABB-Geschichte von 691 Millionen Dollar verantwortlich waren, liegen derzeit bei 780 Millionen Dollar und sollen im Gesamtjahr 2002 rund 940 Millionen Dollar erreichen. Anhängig waren Ende Juni dieses Jahres noch 102 700 Einzelfälle. Wie viele Kläger tatsächlich Anspruch auf Entschädigung haben, ist noch offen.

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