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Wirtschaft: ABB und Alstom fusionieren Kraftwerksbereich

ZÜRICH/BERLIN (chi).Im internationalen Kraftwerksgeschäft entsteht ein neuer Gigant: Der schwedisch-schweizerische Elektrokonzern ABB und der französische Mischkonzern Alstom gaben am Dienstag bekannt, daß sie ihre Aktivitäten im Bereich Kraftwerksbau in ein Gemeinschaftsunternehmen fusionieren wollen.

ZÜRICH/BERLIN (chi).Im internationalen Kraftwerksgeschäft entsteht ein neuer Gigant: Der schwedisch-schweizerische Elektrokonzern ABB und der französische Mischkonzern Alstom gaben am Dienstag bekannt, daß sie ihre Aktivitäten im Bereich Kraftwerksbau in ein Gemeinschaftsunternehmen fusionieren wollen.Das neue Unternehmen, ABB Alstom Power, würde mit 54 000 Beschäftigten weltweit und einem geschätzten Umsatz von elf Mrd.Dollar, umgerechnet 19,8 Mrd.DM, in das Spitzenfeld der Marktführer vordringen: nämlich Siemens/KWU, die im vergangenen Jahr Westinghouse integrierten, und die amerikanische General Electric.Für die Beschäftigten der deutschen ABB, vor allem in Mannheim und Berlin, könnte die Fusion auch eine schlechte Nachricht sein: Das hier angesiedelte Dampfturbinengeschäft kämpft nicht nur mit Schwierigkeiten infolge der Asienkrise - hier gibt es auch nach Auskunft eines ABB-Sprechers in Zürich "die größten Überschneidungen mit Alstom".

Zu Einzelheiten wollte sich ABB-Sprecher John Fox noch nicht äußern.Die Details der Fusion würden "in den nächsten drei, vier Monaten" geklärt.Zudem müsse auch die Zustimmung der Kartellbehörden abgewartet werden, sagte er auf Anfrage.Gleichwohl hieß es in der Mitteilung der Konzerne, daß "durch Verbesserungen in der Effizienz und Produktivität sowie durch die Größenvorteile" innerhalb von drei bis vier Jahren Synergieeffekte, also Einsparungen, in der Größenordnung von rund 450 Mill.Dollar jährlich, etwa 810 Mill.DM, erreicht werden könnten.

Die Betriebsräte in Mannheim und Berlin reagierten verstört auf die Ankündigung des Managements: "Wir sind vollkommen überrascht worden", sagte der Berliner Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Beyer.Dennoch zeigte er sich "vorsichtig optimistisch", daß das im vergangenen Jahr erzielte Standortkonzept für Berlin Bestand haben werde.Der Bereich Service mit rund 250 Beschäftigten könnte in dem größeren Verbund "sogar noch ausgebaut werden".Unklar sei allerdings, "ob ABB seine politische Zusage, Ansiedlungen an den Standort in Pankow zu locken, weiterverfolgt" und was mit dem Ausbildungszentrum geschehen werde, sagte Beyer.Insgesamt sind mit dem Standort in Berlin etwa 500 Arbeitsplätze verknüpft.

Größer ist die Aufregung im Mannheim, dem Hauptsitz der ABB Deutschland, wo 2100 der insgesamt 4700 Mitarbeiter der Sparte Stromerzeugung beschäftigt sind.Die deutsche Tochter galt in den vergangenen Jahren als Sorgenkind der ABB-Kraftwerkssparte.Das schwache Ergebnis des Konzerns in dieser Sparte 1997 von 105 Mill.Dollar war vor allem auf ein "dreistelliges Minus" der deutschen Tochter zurückgeführt worden.1998 hat der Konzern im Kraftwerksgeschäft besser abgeschnitten: Bei einem leicht gestiegenen Umsatz von acht Mrd.Dollar wurde ein Gewinn vor Steuern von 291 Mill.Dollar erzielt.Zahlen für die deutsche Tochter werden am heutigen Mittwoch bekanntgegeben, "das Minus ist aber deutlich geringer", sagte der Mannheimer Sprecher Wolfram Eberhardt.Das in Deutschland angesiedelte Dampfturbinengeschäft habe vor allem unter den Folgen der Asienkrise zu leiden.Dennoch habe man mit den Restrukturierungen der jüngsten Zeit "einiges getan, um den Bereich fit zu machen für den Wettbewerb." Einen weiteren Stellenabbau in Deutschland wollte Eberhardt zwar nicht ausschließen.Durch die Fusion mit Alstom sei die Kraftwerkssparte aber "stärker im Markt", sagte er.Davon würden auch die deutschen Standorte profitieren.

In dem angepeilten Verbund ist ABB mit einem Umsatz von rund acht Mrd.Dollar der größere Partner, Alstom steuert drei Mrd.Dollar bei.Zum Ausgleich zahlen die Franzosen 1,5 Mrd.Dollar an ABB.Nicht integriert in den Verbund werden die Kernkraftaktivitäten und das Kleinkraftwerksgeschäft von ABB sowie der Bereich Hochleistungsgasturbinen, den Alstom bislang unter Lizenz von General Electric (GE) betrieb.Dieses werde an GE verkauft, hieß es.

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