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Abflug: Größter Aktionär steigt bei Air Berlin aus

Die Vatas-Holding verkauft ihre Anteile an einen noch ungenannten Investor. Damit ist er US-Milliardär Leonard Blawatnik neuer Hauptaktionär der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft.

Berlin - Die Anteile des größten Einzelaktionärs von Air Berlin haben einen neuen Besitzer – doch wer es ist, erfuhr die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft am Freitag zunächst nicht. „Wir wissen es nicht“, sagte ein Sprecher. In einer offiziellen Mitteilung erklärte Air Berlin lediglich, dass die Vatas-Holding den über ihre niederländische Tochter Haarlem One erworbenen Anteil von 18,6 Prozent veräußert habe. Laut Haarlem One habe „ein institutioneller Investor die Absicht bekundet, dieselbe Anzahl Aktien zu übernehmen“.

Hinter Vatas steht der aus Südafrika stammende Londoner Investor Robert Hersov. Dessen Geschäftsführer für Deutschland ist Lars Windhorst in Berlin, der einst als junger Vorzeigeunternehmer gefeiert wurde, später aber privat Insolvenz anmeldete. Vatas war über die niederländische Tochter Haarlem One bei Air Berlin eingestiegen. Vermutlich hat Haarlem One zunächst kleine Tranchen gekauft, bis vor drei Monaten knapp zwölf Prozent zusammenkamen. Damit war Vatas auf einen Schlag größter Einzelaktionär und vergrößerte das Paket in vier weiteren Schritten binnen zwei Wochen auf fast ein Fünftel der Anteile.

Ob das ein gutes Geschäft war, lässt sich nicht ermessen. Um die Jahreswende wurde Air Berlin noch zu Kursen von rund 13 Euro gehandelt. Nachdem die Fluggesellschaft einen Gewinneinbruch für das vergangene Jahr meldete und eingetrübte Aussichten fürs laufende Jahr einräumte, sank der Aktienkurs zeitweise auf Kurse um die sieben Euro. Der Ausstieg von Vatas beflügelte den Kurs am Freitag. In der Spitze gewann das Papier fast zehn Prozent und notierte am Nachmittag fünf Prozent im Plus bei 7,70 Euro – allerdings bei relativ niedrigem Umsatz: Der Markt wartete offenbar noch ab. Analysten bei Banken werfen Vatas mangelnde Transparenz vor und begrüßten den Ausstieg daher, wollten sich aber nicht öffentlich äußern. „Die spannende Frage ist, wer jetzt einsteigt. Vielleicht ist das der Startschuss für eine Übernahme“, sagte eine Analystin. Ohnehin erlebt Air Berlin viel Aktivität am Markt. So war die Aktie trotz ihres relativ geringen Streubesitzes im März der meist gehandelte Titel im SDax, dem Börsensegment der kleinen Werte.

Legt man Marktpreise zugrunde, hat Vatas weniger als 100 Millionen Euro für den Anteil erlöst. Allerdings würde ein institutioneller Investor, der strategische Interessen mit dem Aktienkauf verbindet, möglicherweise auch deutlich höhere Preise zahlen. Die Financial Services Authority in London, bei der Air Berlin wegen seiner britischen Rechtsform registriert ist, wollte am Freitag keine Angaben zum neuen Großaktionär machen. Offenbar wurden die Aktien zunächst bei einem Zwischenhändler geparkt.

Der zweitgrößte Einzelaktionär bei Air Berlin ist die Deutsche Bank mit 14,4 Prozent der Anteile. Zeitweise waren es sogar mehr als 15 Prozent. Das Institut hat den Hintergrund seines Einstiegs nie erläutert, sondern von einer normalen Handelsposition gesprochen – es könnte also auch im Auftrag anderer Investoren aufgetreten sein. Ferner hält der saudische Geschäftsmann Kamal Abdullah S. Bahamdan 3,1 Prozent. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat am Montag bei der Vorlage der Bilanz deutlich gemacht, dass weder Vatas noch die Deutsche Bank in das operative Geschäft eingegriffen haben. Air Berlin gilt als billig. Vor knapp zwei Jahren ging die Fluggesellschaft zu einem Startpreis von zwölf Euro an die Börse und erreichte zeitweise knapp 21 Euro. Der Börsenwert, damals mehr als 1,3 Milliarden Euro, ist inzwischen auf rund 500 Millionen Euro gesunken.

Vatas ist nicht nur bei Air Berlin ausgestiegen, sondern auch gerade erst beim Hamburger Telekommunikationsanbieter Freenet. Einen Großteil dieses Aktienpakets übernahm die Schweizer Bank Credit Suisse. Vatas und Credit Suisse werden auch im Zusammenhang mit millionenschweren Fehlkäufen der NordLB genannt. Die Landesbank ist auf größeren Aktienpaketen sitzen geblieben und prüft nun juristische Schritte. Der Hintergrund der Transaktionen ist unklar.

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