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Die Schummel-Software ist auch in 600.000 Audi-Modellen für den deutschen Markt verbaut.

© AFP

Abgas-Skandal bei Volkswagen: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Martin Winterkorn

Ermittlungsverfahren aufgrund von Strafanzeigen gestartet. Der Skandal um manipulierte Abgastests betrifft offenbar auch zwei Millionen Audi-Fahrzeuge.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat aufgrund von Strafanzeigen im Zusammenhang mit der Abgas-Affäre ein Ermittlungsverfahren gegen den zurückgetretenen VW-Chef Martin Winterkorn eingeleitet. Das teilte die Behörde am Montag mit. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf dem Vorwurf des Betruges durch den Verkauf von Kraftfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten. Der Volkswagen-Skandal hat dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt außerdem Kursverluste eingebrockt. Die Autokonzerne VW, Daimler und BMW sowie der Zulieferer Continental bildeten am Montag die Schlusslichter im Dax.

Bis zum Mittag hatte die VW-Aktie rund sechs Prozent verloren. In der Vorwoche hatte sie auf Berg-und-Talfahrt teilweise ein Viertel ihres Wertes eingebüßt. Auch die übrigen Autowerte zeigten sich mit drei Prozent im Minus deutlich schwächer. Der Dax gab um mehr als ein Prozent nach.

Volkswagen suspendiert drei Entwicklungsvorstände

Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen sind wohl noch lange nicht ausgestanden. Wie Reuters meldete, sind weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge der Marke Audi betroffen. In der Region Westeuropa gehe es um 1,42 Millionen Wagen, in Deutschland um 577.000, wie ein Sprecher der Marke sagte. In den USA betreffe die Manipulation der Abgastechnik rund 13.000 Fahrzeuge.

Konzernkreisen zufolge sind drei weitere Vorstände beurlaubt worden. Die Entwicklungschefs der Marken Audi, VW Pkw und Porsche, Ulrich Hackenberg, Heinz-Jacob Neußer und Wolfgang Hatz seien von ihren Aufgaben entbunden worden, sagten mehrere Insider. Die Manager übernähmen damit die technische Verantwortung für die Abgas-Affäre. Bereits vergangene Woche hatte es Berichte über den bevorstehenden Abgang der Manager gegeben.

Am vergangenen Mittwoch war Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten. Er hatte damit die politische Verantwortung für den Skandal übernommen, der den Ruf des weltweit größten Autobauers ramponiert hat. Als seinen Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat den bisherigen Porsche-Chef Matthias Müller. Er soll die Aufklärung vorantreiben und verlorenes Vertrauen für Volkswagen zurückgewinnen.

Insider: Hackenberg wehrt sich

Einem Insider zufolge wehrt sich Hackenberg gegen seine Suspendierung. Der Manager war 2007 zusammen mit Winterkorn von Audi nach Wolfsburg gewechselt. Er gilt als Erfinder des Baukastensystems, das Volkswagen derzeit bei immer mehr Marken einführt. Später kehrte Hackenberg nach Ingolstadt zurück, um Audi mit neuen Elektroautos auf die Sprünge zu helfen. Weder Audi noch VW und Porsche wollten sich zu der Beurlaubung der drei Entwicklungschefs äußern.

Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sollen bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet sein. Die VW-Aktie hatte daraufhin massiv an Wert verloren. Zeitweise büßte der Wolfsburger Konzern fast ein Viertel seines Börsenwerts ein.

Erste Klagen sind auf dem Weg

Volkswagen drohen zahlreiche Schadensersatzklagen. In den USA sei eine erste Klage von Aktionären anhängig, berichtete das "Handelsblatt" in seiner Onlineausgabe. Ein Pensionsfonds aus Michigan habe diese wohl erste Aktionärsklage auf den Weg gebracht. ADR-Investoren hätten durch die Abgas-Affäre Hunderte Millionen Dollar verloren, so der Klagevorwurf. Seit Bekanntwerden des Skandals vor anderthalb Wochen hätten die ADR, ähnlich wie die Aktie, fast ein Drittel an Wert verloren. Der Fonds wolle auch andere Aktionäre vertreten und suche nach Unterstützern, berichtete die Zeitung.

VW drohen in den USA zudem milliardenschwere Strafzahlungen. In mehreren Bundesländern wurden bereits zahlreiche Klagen eingereicht. Die Anwälte argumentieren damit, dass VW die Kunden getäuscht habe. Diese hätten mehr gezahlt, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. (Tsp/rtr/dpa)

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