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Volkswagen will Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal ziehen.

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Update

Abgas-Skandal: Verkehrsminister: Bund soll VW-Manipulationen ahnden

Die Regierung soll die Manipulationsvorwürfe aufklären, fordern die Verkehrsminister. Laut einer Umfrage hat VW massiv an Vertrauen verloren.

Die Verkehrsminister der Länder haben an die Bundesregierung appelliert, die Manipulationsvorwürfe bei VW aufzuklären und Rechtsverstöße konsequent zu ahnden. Einen entsprechenden Beschluss verabschiedeten die Ressortchefs bei ihrer Konferenz in Worms, wie sie am Freitag nach der zweitägigen Sitzung mitteilten. Zudem werden Vorkehrungen gegen Manipulationen gefordert.

Unabhängig vom Abgasskandal soll sich der Bund bei der EU für neue Teststandards starkmachen, die das Fahr- und Verbrauchsverhalten besser abbilden sollen als bisher. Der baden-württembergische Ressortchef Winfried Hermann (Grüne) sagte, sein Land behalte sich derzeit eigene Messungen vor, „um sicherzustellen, dass es unabhängige Messungen gibt“. VW hatte eingeräumt, mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert zu haben.

Ein neuer Vorstandsbereich? VW dementiert

Als Reaktion auf die Abgasaffäre will der Volkswagenkonzern einen neuen Vorstandsbereich schaffen, der Gesetzesverstöße in Zukunft verhindern soll. Die Schaffung des Ressorts Recht und Compliance sei "der nächste logische Schritt", zitierte der Rechercheverbund aus "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR am Freitag Unternehmenskreise. Compliance ist der Fachbegriff für die Verhinderung beziehungsweise Aufklärung von Verstößen.

Konzern steht unter Druck

Nach Informationen des Rechercheverbunds laufen bereits Gespräche mit möglichen Kandidaten für das neue Amt. Insider rechneten damit, dass der neue Posten schon in den kommenden zwei, drei Wochen besetzt werden könnte. Der Konzern steht unter großem Druck, weil wegen der Manipulation von Abgaswerten hohe Straf- und Schadenersatzzahlungen vor allem in den USA drohen. Ein VW-Sprecher bezeichnete den Bericht auf Anfrage als "Personalspekulation", die VW nicht kommentiere.

Razzien in Privatwohnungen

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte am Donnerstag das VW-Stammwerk in Wolfsburg und mehrere Privatwohnungen an verschiedenen Orten durchsucht. Ziel war den Angaben zufolge die Sicherstellung von Unterlagen und Datenträgern. Volkswagen erklärte, den Ermittlern eine "umfassende Dokumentensammlung" übergeben zu haben.
Mitte September war bekannt geworden, dass VW in den USA Abgaswerte von Dieselfahrzeugen durch eine Software manipuliert hatte, die bei Tests zu einem niedrigeren Schadstoffausstoß als im Normalbetrieb führte. Die Software ist in insgesamt elf Millionen Fahrzeuge weltweit eingebaut.

Vertrauen der deutschen Verbraucher verloren

Einer Umfrage zufolge hat VW wegen des Abgas-Skandals massiv das Vertrauen der deutschen Verbraucher verloren. Wie aus einer repräsentativen Studie des Verbandes der Kommunikationsagenturen GPRA hervorgeht, vertrauen nur noch 43 Prozent der Befragten dem Wolfsburger Konzern. Zuletzt hatte der Verband im Oktober 2013 vergleichbare Werte erhoben: Damals gaben noch 84 Prozent der Befragten an, VW zu vertrauen, teilte die GPRA mit. Auch andere deutsche Hersteller bekämen das zu spüren. Dabei „wird deutlich, dass sich die Verbraucher persönlich von der Autoindustrie hintergangen führen“, sagte GPRA-Präsident Uwe Kohrs.

(dpa/Reuters)

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