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Mit wehenden Fahnen. GM geht es eigentlich ganz gut - aber nicht in allen Teilen der Welt.

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Update

Absatzkrise: Opel-Mutterkonzern GM verhandelt über Werksschließungen in Europa

General Motors macht weniger Gewinn. Vor allem die Wirtschaftskrise in Europa sei daran schuld, heißt es aus Detroit. Die Probleme von Opel erklärt das aber nicht allein.

Berlin/New York - Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) verhandelt nach eigenen Angaben mit den Gewerkschaften über die Schließung von einem oder mehreren Standorten in Europa. Beim deutschen Autobauer Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall sollten „dauerhaft“ Produktionskapazitäten abgebaut werden, sagte GM-Sprecher James Cain der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Auf die Frage, ob dies die Schließung einer oder mehrerer Werke in Europa bedeute, antwortete er: „Ja, darüber wird derzeit verhandelt.“ Die Europa-Sparte ist das Sorgenkind von General Motors. Als möglicher Kandidat für eine Werksschließung gilt der Opel-Standort Bochum. Dort soll im Jahr 2016 die Produktion der bisherigen Generation des Familienwagens Zafira auslaufen.

Der US-Automobilkonzern hatte am Donnerstag für das Frühjahrsquartal im Europa-Geschäft einen Verlust von 361 Millionen Dollar (294 Millionen Euro) gemeldet. Vor allem in Europa warte noch viel Arbeit, sagte GM-Chef Dan Akerson bei der Vorstellung der Vierteljahresbilanz. Von einer Wende zum Besseren oder etwas, das auch nur entfernt danach aussieht, künden die aktuellen Zahlen für das Europa-Geschäft keineswegs – vor allem nicht, wenn sie ins Verhältnis gesetzt werden. Im Vorquartal lag das Minus noch bei 256 Millionen Dollar, ein Jahr zuvor wiesen die Bücher sogar einen schmalen Gewinn von 102 Millionen Dollar aus.

Wie die Konkurrenten Daimler und BMW verwies Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky auf die schwierige Marktlage in Europa. Die Rezession im Euro-Raum verfestige sich, kommentierte er die Zahlen. Mit 298 000 Autos der Marken Opel und Vauxhall verkaufte GM 13 Prozent weniger in Europa als vor einem Jahr. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher hierzulande ist in der Tat belegbar. Nach Angaben des Importeursverbands VDIK vom Donnerstag wurden im Juli fast fünf Prozent weniger Autos zugelassen als vor einem Jahr. Damit liege der Gesamtabsatz seit Jahresbeginn bei 1,88 Millionen Autos. Anders als die übrigen Europäer hatten die Deutschen in der ersten Jahreshälfte aber mehr Autos gekauft als im gleichen Zeitraum 2011.

Opel - der Konzern in Bildern

Bei Opel sind die Verluste jedoch nicht ausschließlich auf die angespannte Marktlage zurückzuführen. Die Werke in Europa sind nicht ausgelastet, so dass ständig Kosten auflaufen, ohne dass genügend Einnahmen erwirtschaftet werden. Eine Beschäftigungsgarantie bis 2016 verhindert beispielsweise größere Einschnitte an den vier deutschen Standorten Bochum, Kaiserslautern, Rüsselsheim und Eisenach. Dennoch wird immer wieder über ein Aus für Bochum spekuliert. Akerson und Girsky sehen auch Überkapazitäten im Management – 500 Mitarbeiter dort sollen gehen oder sind bereits gekündigt. Der prominenteste Fall ist Karl-Friedrich Stracke, der seinen Vorstandsessel kürzlich nach nur einem Jahr verlassen musste. Auf dem Weg weg von der Spitze folgte ihm der halbe Vorstand, ein neuer Chef-Designer brauchte seinen Job erst gar nicht anzutreten. Was die Konzernführung aus Detroit vom neuen Opel-Chef Thomas Sedran erwartet, machte Girsky am Donnerstag noch einmal deutlich. Bislang sei man nicht schnell genug gewesen, „um jene Faktoren anzugehen, die wir beeinflussen können“. Die Produktionskosten sollen also runter, Bürokratie soll abgebaut werden. „Wir arbeiten hart, um unsere Profitabilität zu verbessern“, sagte Girsky. Ob das in Kürze erreichbar ist, ist angesichts der aktuellen Zahlen fraglich. Hinzu kommt, dass der bisherige Strategiechef Sedran von vorneherein als Interimslösung an der Spitze gilt. Ein Spitzenmanager mit einem Namen in der Branche soll her.

Die Dauerkrise bei Opel wiegt umso schwerer, als die Profitabilität bei GM – wie zuletzt bei allen großen Autoherstellern – sinkt. Zwar verdiente der Konzern im abgelaufenen Vierteljahr 1,5 Milliarden Dollar. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist das ein Minus von rund 40 Prozent. Der Umsatz ging hingegen nur leicht von 39,4 auf 37,6 Millionen zurück. Dabei verliert der Konzern gegenüber seinen schärfsten Rivalen Toyota und Volkswagen an Boden. Die Japaner erholten sich schneller als erwartet von der Wirtschaftskrise nach Erdbeben und Tsunami und verkauften im ersten Halbjahr 4,97 Millionen Fahrzeuge. Damit lösten sie GM als größten Autohersteller der Welt ab – die Amerikaner kamen auf 4,67 Millionen Autos. Volkswagen sitzt GM mit 4,64 Millionen verkauften Modellen im Nacken. Simon Frost (mit AFP/dpa)

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