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Absatzproblem: Porsche im Rückwärtsgang

Porsche leidet im Autogeschäft unter massiven Absatzproblemen. Während auf der Führungsetage des Unternehmens ein erbitterter Machtkampf zwischen Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Miteigentümer Ferdinand Piëch tobt, brechen Umsatz und operatives Ergebnis des Sportwagenbauers weiter ein.

Berlin - Porsche leidet im Autogeschäft unter massiven Absatzproblemen. Während auf der Führungsetage des Unternehmens ein erbitterter Machtkampf zwischen Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Miteigentümer Ferdinand Piëch tobt, brechen Umsatz und operatives Ergebnis des Sportwagenbauers weiter ein.

Die befürchteten Turbulenzen am Terminmarkt, die – so die Spekulationen – VW-Aktien am Freitag zum Absturz hätten bringen können, blieben am Ende des Tages aus. Die VW-Aktie verlor zuletzt drei Prozent auf 224 Euro. Porsche hält rund 51 Prozent an VW und hat sich über komplizierte Optionsgeschäfte Zugriff auf weitere gut 20 Prozent gesichert. Dabei hat sich das Unternehmen mit neun Milliarden Euro hoch verschuldet. Am Freitag liefen fast 640 000 Verkaufsoptionen auf VW- Aktien aus. Das entspricht rund 64 Millionen VW-Aktien – knapp 22 Prozent aller umlaufenden VW-Papiere. Der Verfallstermin und ein möglicher Kursabsturz der VW-Aktie hätten Porsche in akute Finanznöte stürzen können. „Ich vermute, dass das heute Abend weniger spektakulär als erwartet über die Bühne geht“, erklärte Oliver Roth, Händler bei Close Brothers Seydler Bank, den ruhigen Handelsverlauf bis zum Nachmittag. Vermutlich habe Porsche seine Optionen verlängern können, da die Banken kein Interesse hätten, Porsche Schaden zuzufügen.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2008/2009, das am 31. Juli endet, setzte Porsche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 27,6 Prozent weniger Autos ab. Insgesamt seien es nur noch 53 635 Fahrzeuge gewesen, teilte Porsche am Freitag mit. Der Umsatz sank im Vergleich zur Vorjahresperiode um 15 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. „Nach wie vor ist die Umsatzrendite hoch“, war die Mitteilung überschrieben – sie ist aber nur noch einstellig. In den vergangenen Jahren hatte Porsche die Konkurrenten mit einer deutlich zweistelligen operativen Rendite hinter sich gelassen.

Zum ersten Mal legte der Hersteller eine Zwischenmitteilung vor, die die beiden Teilkonzerne Porsche und Volkswagen umfasst. So wächst der im Vergleich zu VW deutlich kleinere Sportwagenbauer – auf den ersten Blick – zu erstaunlicher Größe: „Insgesamt setzte der Porsche-Konzern im Berichtszeitraum (drei Monate VW, neun Monate Porsche) 1 405 584 Fahrzeuge ab“, heißt es. „Der Porsche-Konzern (einschließlich Volkswagen) beschäftigte am 30. April 2009 insgesamt 376 780 Mitarbeiter.“

Im Geschäftsjahr 2007/2008 zählte Porsche allein gut 12 000 Mitarbeiter und verkaufte rund 99 000 Fahrzeuge. Der Streit zwischen Porsche-Chef Wiedeking und Ferdinand Piëch, der zugleich VW-Aufsichtsratschef ist, entzündet sich unter anderem an dem gescheiterten Versuch des Sportwagenbauers, VW zu übernehmen. Inzwischen wollen beide Unternehmen offiziell zusammengehen. Piëch favorisiert allerdings eine Einordnung von Porsche als zehnte Marke unter dem VW-Dach. In seiner Mitteilung kehrt Porsche die Verhältnisse um. Nicht nur die höheren VW-Absatz- und Mitarbeiterzahlen schmücken die Sportwagen-Holding. Auch die komplexen Optionsgeschäfte mit VW-Aktien bescherten Porsche in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres satte Buchgewinne. Die Schwächen im Autogeschäft wurden dabei mehr als ausgeglichen. Im Neun-Monatszeitraum habe das Konzernergebnis vor Steuern über dem des Vorjahres gelegen, teilte Porsche mit, nannte aber keine Details.

Wegen seiner Verschuldung braucht der Konzern frisches Geld. Deshalb wurde ein Kredit in Höhe von 1,75 Milliarden Euro bei der bundeseigenen KfW- Bank beantragt. Eine Genehmigung steht noch aus. SPD-Kanzlerkandidat Frank- Walter Steinmeier (SPD) schloss eine Unterstützung mit Steuergeld aus. Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ hat sich die KfW gegen einen Kredit an Porsche ausgesprochen.

Porsche führt zurzeit auch Gespräche über einen Einstieg des Emirats Katar. Die Scheichs wollen dem Vernehmen nach ein Viertel von Porsche kaufen – und streben eine Sperrminorität an. Dies stößt auf den Widerstand von Ferdinand Piëch. Die übrigen Mitglieder des Porsche-Piëch- Clans, der 100 Prozent der Stammaktien hält, sind für einen Einstieg. Nach einem Bericht des „Manager-Magazins“ soll auch der Autobauer Daimler mit Porsche über einen Einstieg bei dem Sportwagenhersteller verhandeln.

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