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Wirtschaft: Abschied von der Atomkraft (Kommentar)

Künftig dürften die Hauptversammlungen von Siemens ruhiger verlaufen. Bislang hatten dort die Proteste von Gegnern der Atomkraft schon fast Tradition.

Künftig dürften die Hauptversammlungen von Siemens ruhiger verlaufen. Bislang hatten dort die Proteste von Gegnern der Atomkraft schon fast Tradition. Künftig müssen die Kernkraftgegner wohl in Paris auf die Barrikaden gehen, denn Siemens verabschiedet sich aus dem umstrittenen Geschäftsfeld. Entgegen der offiziellen Lesart ist der unternehmerische Ausstieg eindeutig und unumkehrbar, während Atommanager sonst gerne darauf hinweisen, dass jede vereinbarte Restlaufzeit deutscher Atomkraftwerke über die Mandatszeit einer Bundesregierung hinaus geht. Selbst wenn die öffentliche Meinung zur Atomkraft in Deutschland kippt und eine neue Bundesregierung den sich jetzt abzeichnenden Ausstieg zurück nimmt, wird der französische Staat, der den neuen Siemens-Partner Framatome kontrolliert, das Heft nicht mehr aus der Hand geben. Siemens spielt im Nukleargeschäft künftig die Rolle eines Juniorpartners oder gar Finanzinvestors.

Zugleich unterstreicht das den Vorrang, den Shareholder Value und Gewinnmaximierung in der Strategie von Konzernchef Heinrich von Pierer haben. Auf den Ausstieg aus dem einst hoch gelobten Chipgeschäft folgt nun der Rückzug in der Atomsparte. Prestige ist in München out, Profit dagegen in. Für Letzteres stehen die Chancen unter Führung von Framatome nicht schlecht. Zum einen rücken beide Partner in den USA zusammen in eine Position vor, die auch im Nukleargeschäft echten Wettbewerb mit den dortigen Platzhirschen erlaubt. Zum anderen können die Franzosen gestärkt durch den Siemens-Nuklearteil nun auch in Asien auf bessere Geschäfte hoffen. Am europäischen Heimatmarkt könnte das neue Duo in den nächsten Jahren davon profitieren, dass viele Atomkraftwerke ausgemustert werden. Falls nicht ganz Europa aus dieser Technologie aussteigt, werden Ersatzreaktoren nötig. Den dafür neue erdachten Druckwasserreaktor EPR haben Siemens und Framatome bereits zusammen entwickelt. Auch wenn Siemens nun als Konzern aus der Kernenergie aussteigt, das Ende der Technologie bedeutet das nicht, was einige bedauern und andere begrüßen werden. Die Geschäfte machen nun primär eben andere.

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