zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Abschied von der Bankgesellschaft

Das Institut heißt bald Landesbank Berlin Holding, der Gewinn steigt um 30 Prozent – gute Voraussetzungen für den Verkauf

Berlin - Die Bankgesellschaft Berlin schließt mit ihrer schwierigen Vergangenheit ab. Nach der erfolgreichen Sanierung sollen nun der Name und das Markenlogo verschwinden. Wenn die Hauptversammlung am 14. Juli zustimme, werde das Institut schon im Spätsommer unter dem Namen Landesbank Berlin Holding AG auf dem Kurszettel der Börsen firmieren, sagte Vorstandschef Hans-Jörg Vetter bei der Bilanzpressekonferenz der Bank am Mittwoch. Die Bankgesellschaft solle ihr Vermögen in die Holding einbringen. Am Konzerngebäude am Alexanderplatz soll der Schriftzug LBB Landesbank Berlin zu sehen sein. „Es ist ja nicht so, dass das Thema Bankgesellschaft die Leute in und um Berlin zu Freudenstürmen hinreißt“, begründete Vetter die Entscheidung mit Blick auf den Bankenskandal, den der Konzern ausgelöst hatte.

„Wir sind jetzt wieder eine normale Bank“, sagte Vetter. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres konnte die Bank ihren Gewinn auf 83 Millionen Euro steigern – rund 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Institut profitierte dabei von einer stark gesunkenen Risikovorsorge für faule Kredite. „Die Quartalszahlen sind sehr gut“, sagte Konrad Becker vom Bankhaus Merck Fink dem Tagesspiegel. Allerdings hätten alle deutschen Banken im ersten Quartal hervorragend verdient. „Der eigentliche Erfolg ist, dass die Bankgesellschaft keine Ausnahme mehr ist.“ Bei der Eigenkapitalrendite liegt sie mit 11,5 Prozent allerdings noch unter den Werten der großen Geschäftsbanken. Bankchef Vetter warnte, der Wettbewerbsdruck werde steigen und die Margen belasten. „Wir wollen in diesem Jahr das Ergebnis von 2005 wieder erreichen“, sagte er. Damals hatte sich der Gewinn auf 255 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Allerdings waren – unter anderem durch den Verkauf der Weberbank – Sondereinnahmen in Höhe von etwa 100 Millionen Euro angefallen. Diesen Betrag wolle man jetzt aus eigener Kraft im operativen Geschäft erwirtschaften. Wenn das gelinge, wolle man in diesem Jahr möglicherweise auch wieder eine Dividende zahlen, sagte Vetter. Die seit vier Jahren bestehenden Gehaltskürzungen von acht Prozent für die Mitarbeiter der Bankgesellschaft sollen bis 2008 schrittweise halbiert werden.

Im kommenden Jahr muss der Haupteigentümer, das Land Berlin, die Bankgesellschaft verkaufen. Das hat die EU-Kommission zur Auflage gemacht, als sie 2003 die Milliardenbeihilfen genehmigte, mit denen das Land den Konzern vor dem Konkurs rettete. Als Preis werden vier Milliarden Euro genannt. „Das ist durchaus realistisch“, sagte Analyst Konrad Becker. Die Bankgesellschaft sei die einizige bedeutende Bank, die in Deutschland zum Verkauf stehe, das treibe den Preis. Zudem könnten einige private Bieter ein Exempel statuieren wollen, indem sie die zur Landesbank gehörende Berliner Sparkasse aus dem öffentlich-rechtlichen Verbund hinaus kaufen. Auch das könne den Preis erhöhen.

Schon in diesem Jahr muss die Berliner Bank verkauft werden. Bis zum August will Vetter die Verhandlungen abschließen. Die Tochter der Landesbank hat nach Angaben der Bankgesellschaft im Jahr 2005 einen Vorsteuergewinn von 40 Millionen Euro erzielt. Derzeit verhandelt der Konzern nach Informationen aus Finanzkreisen mit der Deutschen Bank und der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Der Preis soll bei 400 Millionen Euro liegen. Vetter erklärte, es komme beim Kaufpreis nicht nur auf die Höhe des Angebots an, sondern auch auf die Strategie für die Bank und die Arbeitsplatzsicherheit für die Mitarbeiter.

Stefan Kaiser

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false