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Abschwung: Deutsche Wirtschaft stürzt ab

2009 könnte das Minus bei bis zu drei Prozent liegen – 2008 gab es noch ein leichtes Wachstum.

Berlin/Frankfurt am Main - Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr vermutlich noch stärker schrumpfen, als bislang angenommen. Wirtschaftsforscher gehen nun von einem Rückgang um bis zu drei Prozent aus. Sie senkten ihre Prognosen am Mittwoch, nachdem das Statistische Bundesamt erklärt hatte, dass die deutsche Wirtschaft im letzten Vierteljahr 2008 um 1,5 bis 2,0 Prozent geschrumpft war. Damit steht Deutschland vor der stärksten Rezession seiner Nachkriegsgeschichte.

Insgesamt stieg das Bruttoinlandsprodukt, also der Wert aller in Deutschland gefertigten Produkte und neuen Dienstleistungen, im vergangenen Jahr nur um 1,3 Prozent. Das erklärte Roderich Egeler, der Präsident des Statistischen Bundesamtes, am Mittwoch in Frankfurt am Main. Im Verlauf des Jahres schwächte sich die Dynamik immer weiter ab. Gegenüber 2007 halbierte sich das Wachstum damit fast, damals hatte es noch 2,5 Prozent betragen. 2006 stand sogar ein Wert von 3,0 Prozent zu Buche.

Die Aussichten für 2009 sind also düster: „Die Wirtschaft geht mit angezogener Handbremse ins nächste Jahr“, sagte Volkswirt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank. Mit dem stärksten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts seit Bestehen der Bundesrepublik rechnet auch Jörg Kramer. Der Chefvolkswirt der Commerzbank erwartet ein Minus von zwei bis drei Prozent und machte angesichts des schwachen Außenhandels eine „importierte Rezession“ dafür verantwortlich. „Selbst der dramatische Abschwung nach dem ersten Ölpreisschock 1973 verblasst dagegen“, sagte der Deutschland- Chefökonom der Unicredit, Andreas Rees. „Im Moment bleibt nur das Prinzip Hoffnung für 2009“, konstatierte er. Der für die deutsche Wirtschaft wichtige Euroraum wird sich nach Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung OECD frühestens Mitte 2010 von der Krise erholen.

Ursache für den Pessimismus sind die zuletzt miserablen Konjunkturdaten vom Export und der Industrieproduktion. Am Mittwoch berichtete auch der Maschinenbau von massiven Einbrüchen. Demnach war der Auftragseingang im November um 30 Prozent gesunken. Die Nachfrage aus dem Inland sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 32, die aus dem Ausland um 29 Prozent. Noch nie hätten die Aufträge aus beiden Bereichen gleichzeitig in dieser Größenordnung nachgegeben, sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers.

Auch das Konjunkturpaket der Bundesregierung kann wohl den Absturz nicht verhindern – das befürchtet zumindest das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Mit den Steuersenkungen, höheren Investitionen, einem geringeren Krankenkassenbeitrag und dem Kinderzuschlag könne der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Jahr um 0,6 Prozent gedämpft und der erwartete Jobabbau um 115 000 verringert werden.

2008 war die Lage noch anders – dass es überhaupt Wachstum gab, ist vor allem den Investitionen der Unternehmen und den Ausgaben des Staates zu verdanken. Weder der Außenhandel noch die Verbraucher leisteten nach Angaben der Statistiker einen positiven Beitrag. Der Export kletterte 2008 nur noch um 3,9 Prozent nach 7,5 und sogar 12,7 Prozent in den beiden Jahren zuvor.

Gleichwohl hatten so viele Menschen wie noch nie seit der Wiedervereinigung einen Job: Die Zahl der Erwerbstätigen stieg auf 40,4 Millionen. Trotzdem hielten sich die privaten Haushalte mit Ausgaben deutlich zurück. Im Schnitt gaben sie im Vergleich zu 2007 keinen Cent mehr aus. Dabei erhöhte sich das verfügbare Einkommen der Haushalte um 2,6 Prozent auf 1553 Milliarden Euro und stieg damit so stark wie seit 2001 nicht mehr. Andererseits lag allerdings auch die Inflationsrate 2008 vor allem aufgrund der hohen Energiepreise bei 2,6 Prozent. Gleichzeitig legten die Haushalte so viel zurück wie zuletzt Mitte der 90er Jahre. Die Sparquote stieg um 0,6 Punkte auf 11,4 Prozent.

Die öffentlichen Haushalte konnten das Jahr 2008 trotz der Finanzkrise mit einem nur geringen Defizit von 0,1 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung abschließen – ihnen fehlten nur 1,6 Milliarden Euro. Ohne die Ausgaben für die Stützung der Banken und ohne das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Pendlerpauschale hätte sich sogar ein Überschuss von 8,5 Milliarden Euro ergeben. In diesem Jahr dürfte das Defizit dagegen in bislang nicht gekannte Höhen schnellen.

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