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Der Dax kennt im Moment nur eine Richtung: abwärts.

© picture alliance / Frank Rumpenhorst

Absturz der Börsenkurse: Experten sagen: Der Ausverkauf steht noch bevor

Auch am Freitag ging es weiter bergab. Analysten befürchten, dass die Kurse noch weiter sinken. Das hat viele Gründe.

Es bleibt dabei: Die Börse kennt in diesen Tagen nur eine Richtung. Am Freitag sackten die Kurse im Deutschen Aktienindex (Dax) erneut zeitweise um zwei Prozent ab, der Dax rutschte vorübergehend unter 11.100 Zähler. Das ist der niedrigste Stand seit Anfang Dezember 2016. Allein im Oktober hat der Dax mehr als zehn Prozent eingebüßt. Die Marktkapitalisierung und damit der Börsenwert von wichtigen Dax-Titeln ist drastisch geschrumpft. Bei Bayer haben Aktionäre mehr als zehn Milliarden Euro verloren, bei Siemens und VW sind es rund neun Milliarden, bei Daimler rund fünf, bei Continental knapp vier Milliarden. Und es wird, fürchten Börsianer und Volkswirte, mit dem Dax erst einmal noch weiter nach unten gehen.

Warum der Dax abstürzt

„Der Ausverkauf steht noch aus“, sagt Markus Reinwand von Landesbank Hessen-Thüringen. Die Gründe liegen auf der Hand: die ungelösten Handelskonflikte zwischen den USA, Europa und China, der Finanzstreit der EU mit der italienischen Regierung und die Ungewissheit darüber, wie der Brexit ablaufen wird. Dazu kommen steigende Zinsen in  den USA und ab Mitte 2019 wohl auch in Europa, getrübte Wachstumsaussichten, der deutlich gestiegene Ölpreis und die Krisen in großen Schwellenländern wie der Türkei oder Argentinien. Mittlerweile spielt auch die Psychologie eine Rolle. „Ein markantes Tief an den Aktienmärkten geht meist mit ausgeprägtem Pessimismus unter den Anlegern und einem Ausverkauf einher“, sagt Reinwand und schließt nicht aus, dass der Dax noch bis auf 10.500 Punkte abrutscht, bevor es wieder besser wird. 

Den Trend beschleunigen auch Fondsmanager, die bei bestimmten Kursen verkaufen müssen. Und Computerprogramme, die bei bestimmten Schwellen automatisch Verkäufe auslösen. 

"Dem Dax droht ein Jahresminus"

„Dem Dax droht ein Jahresminus“, sagt auch Christian Kahler von der DZ Bank. Zuletzt hatte der wichtigste deutsche Börsenindex 2008 und 2011 mit einem Verlust abgeschlossen. 2008 waren es satte minus 40,3 Prozent, drei Jahre später minus 14,7 Prozent. Kahler erinnert aber auch daran, dass der Dax seit seiner Auflage im Jahr 1988 im Schnitt pro Jahr um 8,2 Prozent zugelegt hat und nur in acht Jahren mit einem Verlust geschlossen hat. Noch gebe es trotz der widrigen Umstände eine „realistische Chance“, dass der Dax in den verbleibenden 44 Handelstagen des Jahres zumindest einen Teil seiner Verluste wettmachen könne. „Wir erwarten keine Rezession und die Gemengelage an den Kapitalmärkten ist nicht vergleichbar mit der Krise um die US-Staatschulden, die 2011 an den Finanzmärkten zu erheblichen Verwerfungen führte.“

Es geht auch wieder bergauf

Auch Andreas Hürkamp von der Commerzbank verbreitet Zuversicht. „Der Dax wird seinen Abwärtstrend bald beenden und sich in den nächsten Monaten wieder erholen“. Grund: Die weiter großzügige Geldpolitik der Notenbanken. In den USA steigt zwar der Leitzins langsam, aber in der Euro-Zone dürfte er bis mindestens über den Sommer 2019 bei Null bleiben, wie EZB-Präsident Mario Draghi betont. Commerzbanker Hürkamp räumt aber ein, dass er einen so schwachen Oktober nicht erwartet hat. Robert Halver von der Baader Bank sieht derzeit übertriebenen Pessimismus. „Alles Positive wird ignoriert und stattdessen jedes noch so kleine Haar in der Suppe überdramatisiert“. Selbst eigentlich gute Zahlen wie beim Google-Mutterkonzern Alphabet oder bei Amazon würden negativ ausgelegt, klagt Halver.

Wo steht der Dax am Jahresende? 

Aber selbst Skeptiker wie Helaba-Ökonom Reinwand sehen Licht am Ende des Tunnels. Der Dax sei inzwischen „fair“ bewertet. Zum Jahresende erwartet er den Index bei 12.300 Punkten, Mitte 2019 bei 13.000. „Für 2019 bleiben wir positiv gestimmt“, sagt auch DZ-Banker Kahler. Grund sei die nach seiner Auffassung gut laufende Konjunktur und die günstige Bewertung der Aktien. Mitte 2019 rechnet er wieder mit 13.000 Zählern im Dax.

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