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Wirtschaft: "Abwarten, bis die Börse Boden unter den Füßen hat"

Dreht die Börse auf Crash-Kurs, oder kann der Dax noch zulegen? Am Freitag sah es auf dem Parkett düster aus.

Dreht die Börse auf Crash-Kurs, oder kann der Dax noch zulegen? Am Freitag sah es auf dem Parkett düster aus.Die Krisen in Rußland und Asien sind noch nicht ausgestanden.Wie sollen sich Anleger angesichts der Turbulenzen verhalten? Henrik Mortsiefer fragte Klaus Lüpertz, Stratege in der Vermögensverwaltung bei Trinkaus & Burkhardt.

TAGESSPIEGEL: Herr Lüpertz, kann man den Kursrutsch am Freitag schon als Crash bezeichnen?

LÜPERTZ: Ein wirklicher Crash war das eigentlich nicht.Obwohl der Dax-Verlust von über fünf Prozent ein erhebliches Minus bedeutet.Am Markt ist fast ein wenig Panik zu beobachten.

TAGESSPIEGEL: Geht es weiter nach unten?

LÜPERTZ: Derzeit ist alles möglich.Das Umfeld bleibt positiv, aber die Unsicherheit hat deutlich zugenommen.

TAGESSPIEGEL: Wo sehen Sie den Dax in einem Monat?

LÜPERTZ: Wir schließen nicht aus, daß der Dax weiter nach unten ausbricht und die 5000 Punkte testet.Möglich ist aber auch ein Ausschlag nach oben auf bis zu 5800 Punkte.Fair bewertet wäre der Markt bei 5500 Punkten.Ein Niveau, das wir zu Jahresbeginn noch als Überbewertung bezeichnet haben.Der Höchstwert von 6220 Zählern war völlig irreal.Im allgemeinen gilt: Die Asien- und Rußlandkrise verunsichert den Markt stärker als erwartet und ist kurzfristig sicherlich nicht zufriedenstellend zu lösen.

TAGESSPIEGEL: Sollten Anleger, die jetzt zum ersten Mal Geld an der Börse investieren wollen, also abwarten?

LÜPERTZ: Wir raten zu einer kontrollierten Offensive.Ausgewählte Titel können schon jetzt gekauft werden, im übrigen sollte aber abgewartet werden, bis der Markt Boden unter den Füßen hat.Das dürfte bei 5100 bis 5200 Punkten der Fall sein.

TAGESSPIEGEL: Was würden Sie einem Anleger raten, der 20 000 DM investieren möchte?

LÜPERTZ: 20 000 DM kann man nur schwer diversifizieren, deshalb würde ich das Geld zur Hälfte in einen breit gestreuten Europafonds stecken.Europa bleibt Wachstumsregion Nummer Eins und bringt dem Kleinanleger die notwendige Sicherheit.Die übrigen 10 000 DM würde ich zur Seite legen, um die Entwicklung abzuwarten.Steigen die Kurse, ist man mit 10 000 DM dabei, fallen sie weiter, kann man zu einem späteren Zeitpunkt günstig mit der zweiten Tranche einsteigen.

TAGESSPIEGEL: Welche ausgewählten Papiere empfehlen Sie?

LÜPERTZ: Investments in einzelne Aktien sind immer davon abhängig, wie spekulativ der Anleger ist.Als Top-Favoriten empfehlen wir derzeit Unilever und Ericsson.Beide Werte haben übertrieben starke Rückschläge hinnehmen müssen, obwohl die Unternehmen hervorragende Zahlen präsentiert haben.Beide Aktien sollten jetzt gekauft und langfristig im Depot gehalten werden.

TAGESSPIEGEL: Und wie sollten sich Anleger verhalten, die um ihre kurzfristig aufgebauten Bestände fürchten?

LÜPERTZ: Wer zum Jahresanfang investiert hat, fährt immer noch gut, auch wenn der Dax die Schallmauer von 5000 Punkten durchbricht.Die Börse ist aber keine Einbahnstraße, das Tempo der vergangenen Monate wird sicher nicht beibehalten.Für die augenblickliche Dax-Schwäche gilt aber: Aussitzen und Ruhe bewahren!

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