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Gebrauchtwagen

© pa/dpa

Abwrackprämie: Export von Gebrauchtwagen bricht ein

Ältere Autos werden billiger - die Gebrauchtwagenhändler sehen die gesamte Branche in der Krise. Der Markt leidet unter dem niedrigen Preisniveau.

Die Abwrackprämie hat das Preisgefüge auf dem deutschen Automarkt durcheinandergebracht. Während der Preis für Gebrauchtwagen, die jünger als ein Jahr alt sind, steigt, sinkt er für alle älteren Autos zum Teil dramatisch. Und der Preisdruck steigt. Der Grund: Die unter einjährigen Gebrauchtwagen sind "prämienfähig" - für sie kann also die staatliche Abwrackprämie in Anspruch genommen werden. Die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes über die Fahrzeugzulassungen im März weist 120 000 Fahrzeuge aus, die bei der Umschreibung höchstens ein Jahr alt waren.

Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesverbands freier Kraftfahrzeughändler, sagt: "Der Gebrauchtwagenmarkt leidet unter dem niedrigen Preisniveau." Allerdings sei die gesamte Branche schon länger in der Krise. Markus Hofer, Autoexperte des Beratungsunternehmens Simon-Kucher und Partner, hält es für unmöglich, dass Gebrauchtwagenhändler "den entstandenen Wettbewerbsnachteil" mit Neuwagen "durch Preisreduktionen ausgleichen" können. "Die dünne Eigenkapitaldecke der meisten Händler könnte in die Insolvenz führen", fürchtet er.

Walter Meyer vom Berliner Unternehmen Felix Automobile, das auch Gebrauchtwagen nach Westafrika exportiert, sagt: "Die Leute wollen billige Autos. Und die kriege ich nicht mehr." Das Geschäft sei nahezu zum Erliegen gekommen. Dabei seien die "deutschen Gebrauchtwagen die besten der Welt", weil sie gut gepflegt würden. Selbst zehn bis 15 Jahre alte Autos aus Deutschland könnten in Afrika noch einmal gut zehn bis 20 Jahre gefahren werden, sagt Meyer.

Bei den Reedereien scheint die "Abwrackkrise" indes noch nicht angekommen zu sein. Bei der Reederei Grimaldi, die viele Gebrauchtwagen nach Benin verschifft, "läuft das Geschäft" noch wie vor einem Jahr, sagt ein Sprecher. Rund 100 000 Gebrauchtwagen verlassen Deutschland im Schnitt pro Jahr in Richtung Afrika. Darunter sind auch viele Autos, die nicht mehr fahrtüchtig sind.

Für das Umweltbundesamt hat Matthias Buchert vom Öko-Institut Darmstadt das Geschäft vor zwei Jahren unter die Lupe genommen. Ihm ging es vor allem darum, herauszufinden, wie die in Altautos enthaltenen Wertstoffe besser in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden könnten. Denn für viele Autoverkäufer sei der Export nach Afrika nur eine Möglichkeit, sich den Kosten für eine Verschrottung zu entziehen. Von den jährlich rund drei Millionen Fahrzeugen, die in Deutschland abgemeldet werden, blieben bisher nur rund eine halbe Million im Land. Das könnte 2009 wegen der Abwrackprämie anders aussehen. Doch nach Auslaufen der Prämie dürfte Buchert zufolge in etwa wieder die gleiche Menge alter Autos Richtung Westafrika verschifft werden. Walter Meyer von Felix Automobile berichtet, dass die nun in Afrika fehlenden Gebrauchtwagen derzeit in Japan, Saudi-Arabien und den USA beschafft werden, dort, "wo es keine Abwrackprämien gibt".

Glaubt man der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes, scheint der Export nach Westafrika schon 2008 deutlich zurückgegangen zu sein. Nur noch etwas mehr als 61 000 Gebrauchtwagen haben danach Deutschland in Richtung Westafrika verlassen. Vor zwei Jahren waren es noch mehr als 85 000.

Aber auch der Export nach Südosteuropa, vor allem nach Rumänien, das für einige Jahre einer der wichtigsten Abnehmer für deutsche Gebrauchtwagen war, sind nach Auskunft von Ansgar Klein eingebrochen. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes noch etwas mehr als 15 000 Gebrauchtwagen nach Rumänien verkauft. Zwei Jahre vorher waren es noch knapp 83 000. Die Gründe sieht Klein in einer "Sättigung der Märkte" und in den Folgen der Wirtschaftskrise.

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